Montag, 3. Oktober 2011

Ein besonderes Gemeindefest

Seit 22 1/2 Jahren gibt es unsere Kirchengemeinde San Marcos in Quito, seit 22 Jahren sind wir dabei und seitdem Teil dieser Gemeinschaft, die einige Jahre brauchte bis zu einem eigenen Kirchengebäude, das immer noch nicht fertig gestellt ist. Die Gemeinde hat viele Höhen und Tiefen erlebt und besitzt zwei große Türen: Eine durch die man gerne eintritt und eine liebevolle Gemeinschaft finden. Aber die andere Tür des Austrittes ist ebenfalls breit. Durch die tritt man wieder aus und sucht sich eine andere Kirchengemeinde. Und so kommt es, dass nach 22 Jahren kaum noch einer die Geschichte und Hintergründe kennt. Unsere Zeit ist schnelllebig geworden. Geschichte und seien es nur 22 Jahre ist unwichtig geworden. Man lebt im Heute. Amerikanische Kultur geht da in die gleiche Richtung. Was kümmert es eine Firma, was vorher war? Wenn die Umsätze nicht stimmen, wird Neues ausprobiert, alte Zöpfe abgeschnitten, das Ruder herumgerissen. Dieses moderne Denken hat längst auch Europa, ja de ganze Welt erreicht. Aber neben vielen glanzvollen Beispielen aus der Wirtschaftsgeschichte gibt es mindestens ebenso viele negative Exempel. Mit einem neuen Firmenchef beginnt nicht das Jahr Null der Menschheitsgeschichte, sondern wird aufgebaut und verändert auf einem bestehenden Fundament. Und wir müssen auch in der Wirtschaft lernen, Menschen wieder einzubinden, dass sie sich mit ihrer Firma und mit dem, was sie tun, identifizieren können und möchten.

Und dieses Fundament zu beleuchten, haben Klaudia und ich heute ein Gemeindefest der besonderen Art gefeiert. Geschichte sollte leuchten. Wir feierten dieses Jahr einen runden Geburtstag und dazu haben wir alle Gemeindemitglieder eingeladen. Sie sollten uns ein Geschenk machen in Form eines kurzen Berichtes, wie sie zum Glauben kamen, wie sie in die Gemeinde fanden und was die Gemeinde ihnen bedeutet.
Zunächst gab es eine Zeit der Erklärung der Geschichte und der Gründungspersonen. Wir haben alte Fotos ausgegraben, Diapositive gezeigt und darüber gelacht, wie jung und hübsch wir mal waren. Dann haben aber ca. 90 Gemeindemitglieder erzählt, wie sie in die Gemeinschaft kamen, was sie verstanden haben und welche Menschen für sie in diesen Umbruchzeiten wichtig wurden. Und immer wieder das eine Schema. "Ich war in einer persönlichen Krise und suchte. Da nahm mich ein Freund/Arbeitskollege/Mitstudent in die Gemeinde mit“. Oft waren es besonders die Jugendlichen, die sich von der Gemeinschaft angezogen fühlten, bei Aktivitäten wie der Gemeindeneugründung am Rande des Urwaldes mitmachten. Sie waren begeistert. Die Eltern wollten wissen, wo ihre Kinder gelandet waren und besuchten Kleingruppen der Gemeinde oder den Gottesdienst. Aber es ist nicht bei der Gemeinschaft geblieben. Sie haben Jesus Christus kennen gelernt.

Und noch ein Ergebnis war interessant:
Es gab viel Streit und man hat die Gemeinde verlassen. Doch dadurch sind drei neue Gemeinden entstanden, die ebenfalls lebendig sind. Und die Missionsarbeit der Gemeinde hat wenig Erfolg gezeigt. Die beiden geplanten Gemeindegründungen sind noch alles andere als selbständig und stabil. Diese Projekte haben jedoch engagierte und wichtige Mitarbeiter geschult. Der Segen, den wir an andere weiter geben wollten, ist zunächst einmal auf uns selbst zurück gefallen.

22 1/2 Jahre sind keine lange Zeit. Beim Rückblick wurde das Wirken Gottes deutlich. Und da haben wir dann doch alle gestaunt, gerade bei den Berichten von Mitgliedern, die sonst nicht erzählen.

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