Donnerstag, 6. Oktober 2011

Änderungen im Untergrund

Der Kampf gegen die Guerilla Kolumbien scheint erfolgreich zu sein. Die USA sind seit Jahren bemüht, den betroffenen Ländern mit Technik und Logistik zur Seite zu stehen. Und die Erfolge der letzten Jahre können sich sehen lassen. So ist nahezu die gesamte Spitze der FARC verschwunden und den Untergrundkämpfern fällt es immer schwerer, junge Leute zu rekrutieren und bei der Stange zu halten. Das kolumbianische Militär hat ganze Gebiete unter Kontrolle, die früher den Untergrundkämpfern "gehörte". Damit sich wichtige Einnahmen weggefallen. Gerade die modernen Techniken wir Mobiltelefone und Internetzugang per Satellit sind den Guerilleros zum Verhängnis geworden. Damit hat man sie auch im Dschungel zielgenau geortet und bekämpft. Der Krieg ist noch lange nicht gewonnen, da macht sich eine andere Gefahr breit: Kleine oder größere Verbrechersyndikate, die das Machtvakuum für ihre Zwecke ausnutzen.

In Ecuador merken wir eine Zunahme der Kriminalität. Es sind nicht mehr die kleinen Taschendiebe oder Gruppen, die sich auf den Diebstahl etwa von Laptops spezialisiert haben. Es werden zunehmend Geldtransporter in den Städten überfallen, auch Banken und die Zahl der Morde auf offener Strasse nehmen zu. Dabei wird deutlich, dass es sich um Racheakte oder Hinrichtungen handelt. Besonders deutlich ist dies in den Grenzgebieten zu Kolumbien zu merken. Dort kämpfen Banden um Einflusssphären. Die haben neue Namen wie Rastrajos oder Urabeños. Die wiederum trainieren jungen Menschen für ihre Zwecke. Und ist die Grenze der beiden Länder kein Hindernis. Die Banden leben von Drogenhandel und Geldwäsche. Sie sind aber im Gegensatz zu FARC und ELN, die "klassischen Untergrundorganisationen" nicht politische motiviert und wollen die Bevölkerung für ihre Ziele gewinnen. Diese ideologische Linie haben die ehemaligen Marxisten auch schon seit Jahren verlassen. Ihnen geht es nur noch ums Geld. Man schätzt die Rastrojos auf 3000 Mann, von denen ca. 750 in Ecuador leben. Sie haben eine dezentrale Struktur und deswegen tut sich die Polizei bei der Bekämpfung schwer. Es besteht die Gefahr, dass wir mexikanische Verhältnisse bekommen, einen Kampf der Banden untereinander, den keiner mehr begrenzen kann.
Was ist hier in der Geschichte passiert? Das alte Patriarchat aus der Kolonialzeit hatte sich längst überlebt. Vor über 60 Jahren begann der Marxismus den Menschen ein besseres Leben zu versprechen. Der Kampf wurde immer blutiger und zerstörte ganze Länder. Dieser Kampf hat Kulturen vernichtet, die der Indianer der Regenwälder und die der Städter ebenfalls. Geblieben ist ein Vakuum an Macht, moralischen Werten und wirtschaftliche Unsicherheit. Wer wenig Hoffnung hat, der ist zu Allem bereit. Deswegen sind auch derzeit die größten Feinde der neuen Mächte die Kirchen gleich weder Denomination. Sie sind eine der wenigen Gruppen, die noch für eine allgemeine Moral sorgen. Sie stehen den Banden im Wege. Der Krieg der letzten Jahrzehnte hat nicht nur Kulturen verändert. Er hat auch den Urwald größtenteils vernichtet. Und nach wie vor wird Coca angebaut, denn die Nachfrage regelt den Markt. Und da ist keine Änderung in Sicht.

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