Donnerstag, 3. März 2011

Der Mann, der niemals klagt


Unser derzeit liebster Patient im Hospital ist unser ehemaliger Krankenhausseelsorger Jesús Montero. Sein Zimmer ist derzeit das meist besuchteste. Dort wird gebetet und gehen Besucher getröstet wieder weg. Nun ist er selbst Patient. Wir haben bei ihm einen bösartigen Tumor in fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Den zu behandeln ist es eigentlich schon recht spät und er hat jetzt beschlossen, keine Chemotherapie und auch keine große Operation machen zu lassen. Die wäre sehr zeit- und kostenaufwendig. Jesús hat beschlossen, sein Leben in Gottes Hand zu lassen und anzunehmen, was kommt. Er hat viele Menschen hier im Missionshospital begleitet, viele bis zum Tod. Und er kann beurteilen, was es heißt, sein ganzes Geld für vielleicht ein klein wenig mehr Lebenszeit einzusetzen.
Angefangen hat alles, als der Schneider aus dem Hochland nach Shell kam. Seiner Werkstatt gegenüber befand sich damals die Bibelschule und viele der Schüler unterhielten sich mit ihm. Da wurde die Saat gelegt. Später fand er gut bezahlte Arbeit bei einer Erdölgesellschaft, die am Curarayfluss nach Öl suchten. Dort kam er zum lebendigen Glauben an Jesus. In Abendkursen in der Bibelschule Shells, in gemeindeeigener Ältestenausbildung und Radiokursen von HCJB hat er über viele Jahre seine Ausbildung bekommen. Seit 1977 war er Krankenhausseelsorger am Missionshospital in Shell, anfangs ohne offiziellen Titel und ohne Bezahlung, aber mit glühendem Herzen und einer Liebe bei Einzelbesuchen am Krankenbett. Er wollte anfangs die Stelle gar nicht antreten, weil es sicher Studiertere als ihn gab, aber schließlich überzeugte ihn die Jonageschichte. Wen Gott ruft, der sollte nicht davon laufen.
Dabei wurde ihm persönlich kein Leid erspart. Eine Knieverletzung hinterließ ein steifes Knie, Zwei seiner 3 Kinder verstarben mit 7 und mit 13 Jahren an Nierenversagen. Seine Frau verlor er vor 7 Jahren an Brustkrebs. Vielleicht hat ihn das zu einem so einfühlsamen Seelsorger gemacht. Und so ist sein Krankenzimmer heute ein Ort, wo sich andere Rat holen. Er macht beim Laufen auf dem Flur den anderen Mitpatienten Mut und ich habe nicht eine einzige Klage gehört. Wir beten mit ihm, dass Gott ein Wunder tut und den Seelsorger heilt, der genau ein Jahr in Rente ist, aber immer noch bei uns im Hospital Patienten besucht. Wir beten um ein Wunder, auch wenn es menschlich gesehen zu spät ist.

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