Samstag, 5. Februar 2011

Rosita läuft ohne Gehstützen


Eineinhalb Jahre ist es her, dass die damals 9 - jährige Rosita nach Schlangenbiss als Notfall zu uns ins Hospital kam. Sie war zu spät gekommen. Die Muskeln des Unterschenkels waren bereits abgestorben und wir mussten sie als lebensrettende Maßnahme amputieren. Das hat die ganze Familie in einen Schock versetzt. Besonders die Mutter reagierte damals hysterisch. Ihre Welt war zusammen gebrochen. Inzwischen haben sich natürlich alle daran gewöhnt. Es sind eineinhalb Jahre ins Land gegangen. Was ist in dieser Zeit passiert?
Die Familie hat den Urwald verlassen und wohnt in der Nähe von Shell. Wie so häufig sind es eine schwere Krankheit und die Zeit, die Menschen bis zur Genesung hier verbringen, um neue Kontakte zu knüpfen. Inzwischen sind die Eltern Hausmeister in einer Schule und wohnen in einem kleinen Haus am Rand des Schulgeländes. Der Vater ist ab und an zurück im Urwald, um Haus und Felder zu verkaufen. Die Familie hat einen neuen Lebensabschnitt angetreten. Und Rosita humpelte weiterhin auf einem Bein bzw. mit Gehstöcken auf dem Schulhof herum. Sie hat inzwischen ein sehr kräftiges gesundes Bei und massive Muskeln der Arme. Aber richtig laufen kann sie nicht.
Zwar gab es eine großangelegte staatliche Kampagne, behinderten Menschen zu helfen. Überall in den Medien wurden die Prothesen gezeigt, die Menschen kostenfrei bekamen, die Rollstühle, die verteilt wurden und tausende von Bürgern bekamen ihr Zertifikat als behinderte Menschen, was ihnen viele Erleichterungen im täglichen Leben verschafft. Doch an Indianern scheint die Aktion vorbei gegangen zu sein. Alle Versuche der Familie, eine Prothese für das Kind zu erhalten, scheiterten. Also waren wir wieder einmal gefragt.
Und so kam Rosita nach Neujahr mit nach Quito. Wir fanden eine Herberge für Indianer, wo sie geschützt versorgt werden. Andernfalls werden sie schnell Beute von Gaunern. Dann ging sie zusammen mit ihrem Bruder, der sie begleitete zu einer Stiftung. Dort wurde die Prothese angefertigt. Nach 3 Wochen war alles angepasst, die Krankengymnastin zeigte ihr das Gehen und stolz hat sie neue Schuhe und eine neue Hose getragen. Man merkt kaum, dass sie Schwierigkeiten beim Gehen hat. Zwei Wochen später rennt sie sogar schon mit anderen Kindern auf dem Schulhof herum. Die Gehstöcke stehen zu Hause für den Notfall.
Dank an alle, die uns bei solchen Projekten tatkräftig unterstützen. Wir treten da ein, wo andere die Not nicht sehen. Danke, dass wir da helfen konnten.

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