Donnerstag, 1. April 2010

Neue Aussichten



Die Arbeit hier im Hospital wird jeden Tag weniger. Wir sind deutlich unterbeschäftigt. Deswegen nutzen wir die Zeit zur Vorbereitung eines neuen Auftrages: den Aufbau eines Zelthospitals für die Zukunft. Samaritian´s Purse (SP) hat uns ja schon im Januar gebeten, so ein Projekt zu planen.Seit Monaten haben wir Pläne zusammen gestellt. Das internet ist voller solcher Angebote, aber mit Bilderanschauen allein ist es nicht getan. Jetzt sitzen wir hier zusammen: Schwestern, Ärzte und Ingenieure und so sind wir dankbar für solch eine gemeinsame Zeit in der Abgeschiedenheit in den Bergen Haitis, die wir sonst nie gehabt hätten. Wir haben ein mögliches Zelt ausgewählt, Bilder im internet angesehen, mit der Firma telefoniert, aber es blieben viele Fragen offen. Jetzt fanden wir heraus, dass es solch ein Zelthospital hier in der Nähe von Port au Prince gibt und da sind wir gestern gewesen. Es hat unsere Erwartungen übertroffen, ist größer als geglaubt und besser verarbeitet als erwartet. Es steht in einer kleinen Stadt südlich der Hauptstadt in einer Region an der Küste, die extrem stark vom Beben betroffen war. Dort steht kaum noch ein Haus unbeschädigt. Eine us - amerikanische Organisation hat das 50-Betten- Hospital dort aufgebaut. Es soll ein beschädigtes Krankenhaus ersetzen und in wenigen Monaten an Einheimische übergeben werden. Derzeit ist aber wenig stationärer Bedarf, so dass einige Räume Lager und Apotheke sind, bis diese in Holzbauten ausweichen können, die darum herum errichtet werden. Und wieder und wieder sehen wir, dass sämtliche Nothospitäler Haitis mit Instrumenten der Firma Synthes aus der Schweiz ausgestattet wurden. Die haben für viele Hunderttausende von Dollar Material und Instrumente gespendet und scheinen die Einzigen gewesen zu sein, die sich auf diesem Gebiet engagierten.
Dieses Hospital hat drei mit einander verbundene Zelteinheiten, die je nach Bedarf eingerichtet werden können. Da passt alles vom OP bis zum Lager rein. Man kann es innerhalb von 12 Std. aufbauen und betriebsfertig haben. Jetzt haben wir das Gerippe. Derzeit planen wir die Inneneinrichtung - eine spannende Zeit. Und irgendwann werden wir dann in irgendeinem Teil der Welt bei einem Katastropheneinsatz sitzen und merken, was wir vergessen haben. Wo bekommen wir Wasser her? Wie filtern wir es? Was ist mit den Abwässer? Wo entsorgen wir unseren Müll, unseren Biomüll? Wie sieht es mit Diesel für den Generator aus? Das Zelt ist erst der Anfang eines langen Weges.

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