Montag, 14. September 2009

Hoffnung für einen Hoffnungslosen


Jean Carlos ist 15 Jahre alt und leidet an Arthrogrypose. Das ist eine Krankheit wie die Kinderlähmung, nur dass sie nicht durch Infektion entsteht, sondern durch Fehlanlage im Mutterleib. Bestimmte Nerven werden nicht ausgebildet und von daher entwickeln sich bestimmte Muskelgruppen nicht. Das Kind kommt relativ normal zur Welt, ist meist sehr intelligent, kann aber bestimmte Muskeln nicht gebrauchen und im gestörten Zusammenspiel der verschiedenen Muskelgruppen entwickelt sich das Skelett anders. So konnte der Junge Laufen lernen. Doch im Laufe der Zeit renkten sich beide Hüften und beide Kniegelenke aus. Damit wurde die Beweglichkeit deutlich eingeschränkt. Seit wenigen Monaten kann der Jungen sich nicht mal mehr mit Krücken bewegen.
Warum kommt er erst jetzt? Er war schon mehrfach bei Ärzten und Operationen waren vorgesehen. Dann aber sprach man von Herzproblemen und verschob die Eingriffe. Die Herzprobleme sind aber nur ein gedrehtes Herz, weil auch sein Brustkorb anders entwickelt ist. So verstrich wertvolle Zeit und aus einem begeisterten Torwart in seiner Klasse wurde ein bewegungsunfähiger Jugendlicher. Vor einem halben Jahr haben wir seine Schwester wegen gleicher Krankheit aber weniger Beschwerden operiert Jetzt läuft die 7 - Jährige mit Stützschienen an den Beinen und man merkt ihr die Freude an. Das hat dem Bruder Mut gemacht, sich jetzt doch zu uns zu begeben.
Wir haben ihm sein deformiertes Hüftgelenk entfernt und erwarten die Bildung eines Falschgelenkes, das sich an dieser Stelle bildet. Damit läuft er nicht besser, aber er kann stehen und hat kaum Schmerzen. Ein Knie haben wir versteift. Er leidet unter großen Schmerzen, hat aber den Eingriff gut überstanden. Eine lange Zeit der Erholung steht an. Dann kommt der gleiche Prozess des rechten Beines dran.
Die Familie ist krisengeschüttelt. Die Operation der Schwester hat die Mutter schon nicht bezahlen können. Mit Fernsehspots haben wir Spenden gesammelt. Die jetzige Operation haben wir aus Kostengründen in Shell durchgeführt. 300 Dollar konnte die Mutter aufbringen. Sie hat noch zwei andere, gesunde Kinder, die auf die Schule gehen und derzeit auf die behinderte Schwester aufpassen. Der Vater ist vor wenigen Jahren durch einen Unfall ums Leben gekommen. Die Mutter verdient hier und durch Gelegenheitsarbeiten etwas, denn mit zwei behinderten Kindern ist eine regelmäßige Arbeit unmöglich.
Es ist schon bewegend, die Träume eines Jugendlichen mitzubekommen. Er wollte einmal ein großer Torwart werden. Sein Vorbild ist der argentinische Fußballstar Messi, der wohl auch zu klein geraten war und dann, so sagt man, durch Hormonspritzen gewachsen ist. Heute ist er ein Vorbild für Jugendliche. Das hätte in diesem Falle zwar nichts gebracht, aber Träume bleiben. Statt dessen ging es bergab. Jetzt gilt es, dem Jungen eine Zukunft zu gestalten, eine Möglichkeit, trotz extremer Behinderung bei guter Intelligenz einen Beruf zu erlernen, mit dem er so weit wie möglich von seiner Mutter unabhängig leben kann. Dazu dürfen wir Geburtshelfer sein.

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