Sonntag, 22. November 2009

Geburten in Afrika

Kinder sind der Reichtum Afrikas, aber das ist auch mit Gefahren verbunden. Diese Woche kamen zwei Frauen viel zu spät. Die Geburtswehen hatten bei beiden schon fast 2 Tage vorher begonnen. Dann ging es nicht weiter. Schließlich machten sie sich auf den Weg per Boot und kamen nach über einem Tag Bootsfahrt hier an. Die Kinder waren längst tot. Infektionen hatten schon eingesetzt. Da galt es, wenigstens das Leben der Mütter zu retten.
Es ist sicherer, bei unserem Krankenhaus sein Kind auf die Welt zu bringen, aber das können nur ganz wenige. Doch auch hier kämpfen wir mit der Qualität unserer Arbeit. Unsere Hebammen haben eine afrikanische Arbeitshaltung. Eine Hebamme macht sich nicht unnötig schmutzig bei ihrer Arbeit. Sicher, sie bringt das Kind auf die Welt und versorgt auch einen eventuellen Dammriss, aber weiter berührt sie die Frau nicht. Sie gibt Anweisungen. Nach der Geburt machen die Angehörigen sauber. Die Kontrolle am nächsten Tag geschieht aus der Ferne. Da geht es zu wie auf dem Kasernenhof mit lauten Anweisungen, bei denen klar ist, wer hier das Sagen hat und wer zu Kuschen hat. Statt dessen würden wir uns wünschen, dass eine Hebamme sich hinsetzt und einer Pygmäenfrau geduldig zeigt, wie sie stillen kann. Diese hat eingezogene Brustwarzen, genügend Milch, aber das Kind saugt nicht ausreichend. Dafür hat eine Hebamme keine Geduld und schnauzt die Mutter nur an.
Auch für Hygiene ist da wenig Verständnis. Der Mülleimer läuft nach dem Verbandswechsel über; ist voller Fliegen. Doch das gehört nicht in den Zuständigkeitsbereich der Hebammen, also sehen sie das nicht. Auch stört sie nicht der volle Urinbeutel, der seit 30 Std. am Bett hängt und entsorgt werden müsste.
Herumzuschimpfen nützt hier wenig. Es bedarf einer anderen Arbeitseinstellung und die kann man nicht verordnen. Wir beten und versuchen, mit der Missionsleitung da eine Änderung einzuüben. Und wie immer das gleiche Problem. Pfleger und Schwestern aus Impfondo selbst haben ein Herz für ihre Leute und behandeln sie anders als "eingeflogene Spezialisten“ aus der Hauptstadt Brazzaville, die hier nur eine bestimmte Zeit ihren Job tun.
Und noch eine ganz andere Beobachtung: Wenn das Kind geboren ist, scheint die Mutter völlig gefühlskalt. Die Angehörigen kümmern sich um den neuen Erdenbürger. Die Mutter schaut es oft gar nicht an. Die Verbindung kommt erst später. Vielleicht ist das ein Schutz der Mutter bei so hoher Geburtensterblichkeit hierzulande, nicht in ein all zu tiefes gefühlsmäßiges Loch zu fallen, falls etwas schief geht..

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen