Die Staatsbesuche unseres Präsidenten sindderzeit anders als bisher. Der Schwerpunkt jetzt ist die Universitätsbildung.
Da waren zunächst die USA dran. Das Verhältnis zu den USA ist nicht das beste, seit Correa die Botschafterin als "persona non grata" außer Landes schickte und auch den neuen Botschafter gleich in seine Schranken verwies, als der gleich zu Anfang die Pressefreiheit monierte. Also reiste Correa vor kurzem zu Universitäten nach Nordamerika. In Harvard, wo er selbst studiert hatte, durfte er einen Vortrag vor Studenten halten. Anschließend der Besuch an der renomierten technischen Universit{t von Massachusetts - beides Unis von Weltrang. Dieser Besuch hatte einen doppelten Sinn. Erstens wurde die Bildung als wichtig hervorgehoben und zweitens war es ein inoffizieler Staatsbesuch, ohnen den Regierenden auf die Füße zu treten. Ecuador hat gemerkt, dass es sich einseitig zu weit auf Chinas Seite gelehnt hat. Die Abhängigkeit vom Reich der Mitte ist zu mächtig geworden. Jetzt gehen kleine Signale zum großen Bruder im Norden, zunächst auf möglichen Kooperationen mit dortigen Spitzenhochschulen.
Zum anderen hat die Regierung dieser Tage einige staatliche Eliteuniversiäten hierzulande eröffnet. Die ersten Vorbereitungskurse sind bald abgeschlossen. Dann soll mit ausgesuchten Professoren eine Konkurrenz zu den besten privaten Unis erwachsen. Die Ausbildung bezahlt der Staat, dafür wird beste Leistung erwartet. Wer die nicht erfüllt muss gehen.
Nächste Station der Reise war Spanien. Dort geht es darum, die Menschen, die bei den letzten Wahlen mit bis zu 85% für die Präsidentenpartei gestimt haben zu begrüßen und die Verbundenheit zu zeigen. Dabei kam Volksfeststimmung auf und Präsident wie Kanzler, der hier die Außenpolitik repräsentiert, sangen im Chor mit anderen Musikern. 15 000 - 20.000 Ecuatorianer leben derzeit in Spanien arbeitslos und um deren Schicksal kümmert sich ihr Präsident. Das ist Public Relation, die ankommt.
Dann auch wieder der Besuch von Universitäten. Correa wurde in Barcelona die Ehrendoktorwürde verliehen für seine politische Leistungen - ein klarer Wink der Katalanen und so kam es auch in der Rede des Präsidenten raus, dass er die wirtschaftliche Krise Spaniens ganz anders angepackt hätte. Die Zeitungen brachten hier einen Staatspräsidenten, der mit seiner Kleidung als frisch gekörter Doktorand wie ein Priester im Talar auf der Kanzel. Dort an Spaniens alten Universitäten herrscht noch alte Tradition.
Correa hat diese Wochen genutzt mit seinen Auslandreisen auf ganz neue Art Politik zu machen. Er will die Jugend begeistern, sie zu Leistung antreiben. Wer akademisch top ist, der wird gefördert und hat später eine glänzende Zukunft. Das kommt an und gibt den jungen Menschen vor allem aus den unteren Gesellschaftsschichten Hoffnung.
Sonntag, 27. April 2014
Sonntag, 13. April 2014
Zwei Ölarbeiter durch Huaurani-Lanze getötet und ein weiterer schwer verletzt
Das ist das Ereignis, das hier im Oriente im Osten Ecuadors die Gemüter erregt. Die Medien brachten die Eilmeldungen und selbst der Präsident gab dazu eine Stellungnahme ab. Eine Untersuchung wurde angeordnet und alle Seiten versuchen, kein weiteres Öl ins Feuer zu schütten. Das Ganze geschah in Tigüino, in der Nähe des Yasuni – Nationalparks. Dort wohnen hauptsächlich Huauranis, auch mit ihrem Schimpfnamen als Aucas bekannt. Das ist deswegen so brisant, weil derzeit eine Kampagne mit Unterschriftensammlung gegen die Regierung läuft, die Ölvorkommen nicht abzubauen. Doch der Staat braucht das Geld dringend zum Schuldenabbau und zur Finanzierung weiterer Projekte. Auch den Ölfirmen ist an einem guten Miteinander der dort lebenden Bevölkerung mit den Ölarbeitern gelegen. Der Staat baut ihnen Schulen, sorgt für besseres Trinkwasser und baut Straßen, natürlich zuerst für die Ölprojekte.
Erst vor einem Jahr war es
zu einem Racheakt unter Indianern in der
Nähe gekommen. Damals hatten Huaruanis einen ganzen Clan der Taromenane
getötet, eines Teils der Huaruanis, die mit Zivilisation nichts zu tun haben
möchten und jeden Kontakt mit anderen meiden. Diese leben hauptsächlich im
Yasunipark. Mit ihnen gibt es so gut wie keinen Kontakt. Dennoch geht die Angst
um, sie können hier und da Ölprojekte angreifen oder Arbeiter umbringen. Das
gab es mehrfach in der Vergangenheit.
Bei aller verständlichen
Trauer der Angehörigen der Opfer gibt es jetzt wieder eine Reihe von Gesprächen
mit der Indianerorganisation und man überlegt, wie man die die Situation
entschärfen kann. Alle Seiten werden nicht müde zu erwähnen, dass es sich um
die Tat einer einzelnen Familie handelt und nicht der Huauranis.
Was ist wirklich geschehen?
Ein Kleinkind der Huauranis hatte sich in der Hängematte erdrosselt. Ölarbeiter
brachten das Kind so schnell es ging ins nächste staatliche Gesundheitszentrum,
wo aber nur noch der Tod festgestellt werden konnte. Die Ärztin überbrachte die
traurige Nachricht den Eltern. Andere Arbeiter eines staatlichen
Wasserprojektes sahen das, zückten ihre Handy und fotografierten den Leichnam.
Das brachte den Vater zur Weißglut und er erstach 2 von ihnen mit einer Lanze.
Ein dritter überlebte schwerverletzt. So haben wir es von anderen Ölarbeitern
erfahren.
Große Türen drehen sich in
kleinen Angeln – sagt ein Sprichwort. Wenn es wirklich so war, sind hier wieder
einmal zwei Kulturen zusammengeprallt, weil Außenstehende sich schlecht in die
Situation anderer hineinversetzen konnten. Kulturschock im eigenen Land! Hier
leben die Indianer in ihrer alten Welt und die Ölarbeiter in ihrem Ghetto
daneben. Solange nicht die von außen kommenden lernen, andere Menschen zu
achten, wird es immer wieder zu solchen Konflikten kommen.
Ähnliches erleben wir
derzeit in der Ukraine. Beide Volkgruppen beschuldigen sich derzeit gegenseitig,
als Menschen zweiter Klasse verletzt worden zu sein. Und alle haben Recht.
Sonntag, 6. April 2014
Wieder ein Bibelsamstag im Hochland
Diesmal war das Wetter
deutlich besser. Als ich aus der Passhöhe von fast 3.900 m ins erste Dorf
Richtung Küste in über 3.500 runterkam, leuchtete dort in der Ferne die Sonne
und nur ganz wenige Wolken zogen herauf. Es war trocken, dafür aber staubig.
Ich war früh aus Shell aufgebrochen und eine Stunden vorher da, aber keiner
zeigte sich. Sie waren alle noch mit ihren Kühen und Forellenzuchten
beschäftigt. Um 9.00, dem eigentlichen Beginn des Treffens, kamen die ersten
Frauen für die Essensvorbereitungen. Gemeinsam wurden Erbsen, Saubohnen, ein
großer Kürbis, Mais und viele andere Zutaten geschält und gepult, denn heute
gab es FANESCA, eine Suppe aus 12 verschiedenen Zutaten, eine Spezialität in
der Karwoche, die an die 12 Apostel erinnern soll. Sie wird mit salzigem
Trockenfisch serviert. Diese Suppe muss in großen Mengen hergestellt werden,
sonst lohnt es sich nicht, etwa einen Riesenkürbis zu verarbeiten. Indianer
kochen oft gemeinsam. Das zeigen die Riesentöpfe im Dorfgemeinschaftshaus an.
Die Gemeinde trifft sich dort, da sie erst jetzt an ein eigenes Gebäude denkt.
Indianer essen oft gemeinsam und bei einem Treffen wie heute ist ein
gemeinsames Mahl selbstverständlich. Leider können dann einige Frauen nicht
während des Vormittags an den Veranstaltungen teilnehmen, aber das machen sie
vorher untereinander abwechselnd aus. Diese Organisation läuft von selbst. Das
ist tief in der Kultur geankert.
Wir entdeckten heute weiter
im Markusevangelium. Sie haben eifrig mitgeschrieben. Besonders fasziniert mich
immer, wie viele junge Männer mit voller Aufmerksam dabei sind.
In der Mittagspause eine
Runde Volleyball zum Aufwärmen und weiter ging es, insgesamt fast 5 Stunden
Bibelstudium, hier und da durch Anbetungslieder unterbrochen. Besonders der
Frauenchor mit seinen extrem hohen Stimmen fasziniert. Während bei Latinos die
Frauen meist nicht singen können und die Männer singen bzw. Gitarre spiele,
sind es bei den Indianern sowohl des Hochlandes wie des Urwaldes die Frauen,
die mit Freude singen und ein gutes Tongefühl haben.
Um 16.00 waren dann noch
alle müde. Es war Zeit für andere Gemeindeaktivitäten. Sie hatten noch Einiges
Interne zu besprechen. Ich wurde verabschiedet, nicht ohne vorher noch mein
Auto mit Gästen vollzuladen, einen Eimer Milch in die nächste Stadt zu
transportieren und einen Termin und ein weiteres Thema auszumachen, wann ich
wiederkommen sollte. Sie wollen jetzt jeden Monat so ein Treffen haben. „Das
Wort Gottes zu besser zu kennen, bringt mehr Frieden in unsere Gemeinde“, war
ein Kommentar.
Donnerstag, 3. April 2014
Bitte warten . (nichts) Neues aus Shell
Dieser Tage sollte es
losgehen mit dem Projekt, das Hospital in Shell wieder zu eröffnen, aber das
Gesundheitsministerium hat uns erst nochmals einen Strich durch die Rechnung
gemacht. Wir müssen die Statuten unserer Stiftung nochmals überarbeiten. Erst
sind 7 Wochen verstrichen, in denen wir versuchten, Geld auf ein Sperrkonto
einzuzahlen, dann 7 Wochen für die erste Durchsicht der Statuten, dann nochmals
4 Wochen für die Korrektur, jetzt 4 weitere Wochen. Wir werden auf eine harte
Geduldsprobe gestellt. Wozu das gut ist, wissen wir noch nicht, aber unser Team
hier vor Ort trifft es noch viel stärker als Klaudia und mich. Viele von ihnen
brauchen die Arbeit, auch wenn die meisten zwischenzeitlich beim
Gesundheitsministerium untergekommen sind und nur auf den Absprung warten, um
wieder in unser Haus zurückzukehren. Dafür planen wir weiter zwei verschiedene
Wege, neu anzufangen. Der eine ist ein Neubau. Dazu haben wir verschiedene
Gelände in Shell und näherer Umgebung in Aussicht. Ein Neubau hätte den
Vorteil, dass wir alles nach neuestem Standard errichten könnten und in Etappen
bauen könnten je nach Geld und Personal. Aber es würde viel länger dauern, bis
wir zu einem normalen Hospitalbetrieb kämen.
Mit der Übernahme des alten
Hospitales könnten wir früher anfangen, aber müssten ebenfalls viel Geld
reinstecken, denn Vieles ist ausgeräumt worden und wird es noch mehr. Und dann wartet auf uns eine gründliche
Renovierung und ein Erweiterungsbau bei laufendem Betrieb. Auf der anderen
Seite ist unser Personal in der Lage, innerhalb weniger Tage oder Wochen, das
Krankenhaus zu starten.
Was ist mit unserer
ehemaligen Mission HCJB-Global, jetzt
in Reach Beyond umbenannt, dem
Besitzer des Baus?
Die Mission hat erst einmal
unser Angebot, das Hospital über 2 Jahre zu leasen und Stück um Stück insgesamt
ca 3,5 Mio. Dollar zu zahlen abgelehnt. Jetzt müssen sie erst einmal umdenken.
Das Gesundheitsministerium ist nach wie vor am Gebäude interessiert, aber nur
für einen Minimalpreis. Andere Käufer gibt es nicht und den Komplex zu bewachen
und auszuräumen, kostet ebenfalls Geld. Das große Projekt, das Hospital von
Quito für viele Millionen zu verkaufen, das Personal dort auszuzahlen und noch
daran zu verdienen, zerschlägt sich gerade in diesen Tagen. Keiner weiß, wie es
da weiter geht. Jetzt hören wir Stimmen, dass sie bereit werden, uns Shell für
einen viel geringeren Preis abzugeben. So spekulieren wir auf eine Schenkung
oder einen Minimalpreis. Der Neuanfang würde uns genug Anfangskapital
verschlingen. Wir suchen Möglichkeiten für billige Kredite.
Vielleicht ist uns diese
Wartezeit verordnet, um einfach Zeit verstreichen zu lassen, weiter an der
Organisation zu arbeiten und Gott wirken zu lassen, auch wenn wir nicht alles
verstehen. Danke für alle Gebete. Habt Geduld wie unser Personal und viele
unserer Patienten, die uns täglich ansprechen.
Dienstag, 1. April 2014
Neue Studenten und neue Kochtöpfe für den Fortschritt Ecuadors
Fortschritt wird in Ecuador
staatliche gelenkt. Hier zwei Beispiele:
DIE UNIVERSITÄTEN: Es gab
eine Unzahl verschiedener privater und staatlicher Hochschulen. Die hat die
Regierung reguliert. Dazu wurden einige zu Akademien degradiert, andere
geschlossen und der Rest in Kategorien eingeteilt. Wer zu A gehören will, also
zur Spitzengruppe, muss ausgiebig Forschung betreiben und Erfolge vorweisen
können. Grundlage ist, dass die Professoren selbst eine entsprechende
Ausbildung erhalten haben und qualifiziert sind. Viele Universitäten haben
deswegen für teures Geld ecuatorianische Wissenschaftler zurück ins Land geholt
und werben mit diesen Spitzenkräften. Jetzt hat die Regierung noch eines
draufgesetzt, nämlich die Eröffnung dreier neuer staatlicher Spitzenunis auf
dem flachen Land. Gestern wurden sie für die ersten 420 Studenten für Vorbereitungskurse
eröffnet. Nach dem Vorbild von Silicon Valley in den USA soll hier in der
Abgeschiedenheit eine neue Elite herangebildet werden. Nach der Vorbereitung
wird gesiebt, nur wer die Note 8 – 10 vorweisen kann, darf bleiben.
Unterrichtet werden die Studenten von Professoren mit einem PhD Tittel. Wohnung
und Essen zahlt der Staat. Auch die Professoren wohnen mit ihren Familien in
der Zukunft vor Ort. Eine neue akademische Kultur soll entstehen, fernab vom
den großen Städten. Die Professorenfamilien und die zukünftige Elite des Landes
bilden eine neue Familie. In der Nähe von Ibarra hat der Präsident Correa
gestern YACHAY eingeweiht. Gleichzeitig beginnen Studenten in der Nähe von
Guayaquil und andere in Azogues im südlichen Hochland. Der Staat übernimmt die
gesamten Kosten, erwartet aber auch ausgezeichnete Leistungen. Mehrere
Milliarden Dollar kostet allein der Bau, ganz zu schweigen vom Unterhalt. Das
Ergebnis wird sich erst in Jahren zeigen, aber wer nicht investiert, sieht auch
keinen Erfolg.
DIE KOCHTÖPFE Ecuadors
sollen erneuert werden. Hintergrund ist der steigenden Konsum von Propangas,
das hier staatlich extrem subventioniert ist. Jeder 15 kg Tank Flüssiggas wird
mit über $ 10,- subventioniert. Alle Versucher früherer Staatspräsidenten, das
zu ändern, endeten mit deren Sturz. So geht die heutige Regierung einen anderen
Weg. Strom soll in die Küche kommen aber mit neuen, energiesparenden, modernen
Induktionsherden. Die einheimische Gasherdproduktion wird zurückgefahren. Es
wird in neue Techniken investiert. Wer modern sein will, kocht mit elektrischem
Strom. Die Preise dieser Induktionsherde sinken von $ 800 auf $ 500,-. Dann
natürlich die Überraschung: Man braucht auch andere Kopftöpfe dafür. Aber wer
sind für Neues entschließt wird auch dieses Hindernis meistern. Denn der Strom
ist ebenfalls billig und mehrere neue Wasserkraftwerke sind im Bau. Und der
Staat wird auch bei neuen Kochtöpfen behilflich sein. So soll Stück um Stück
und ohne staatliche Verbote der Konsum geändert werden.
Wie die Regierung das mit
dem ebenfalls erheblich subventionierten Benzin und Diesel anstellen will, hat
sie bisher nur bruchstückhaft durchblicken lassen, denn wenn sich der Sprit
verteuert, verteuert sich alles in Ecuador. Damit würde eine Preislawine
losgetreten. Wir sind auf eine raffinierte staatliche Antwort gespannt.
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