Am Rande der Altstadt von
Ecuadors Hauptstadt in den Bergen liegt idyllisch ein Ort, der jedem Bürger die
andere Seite des Lebens dieser Stadt vor Augen hält. Mit Blick auf den
Panecillo mit seiner großen Marienstatue, die das Kapitel 12 der Apostelgeschichte
sichtbar für alle verkörpert und am Rande des größten Markplatzes der Stadt
klebt am Berg das berühmte Gefängnis García Moreno, genannt nach dem
Staatspräsidenten, der es erbaute. Es lag seinerzeit am Rand der Stadt. Seit
1874 ist es in Betrieb und hat auch viele politischen Gefangenen gesehen. Der 5
– sternförmige Bau sollte einst von der Mitte aus gelenkt und kontrolliert
werden, Dazu kamen aber zahlreiche spätere Bauten etwa für prominentere
Gefangene, so dass vom Grundriss nur noch etwas aus luftiger Höhe vom Berg aus
zu erkennen ist. Geplant war es als Schule und als Fabrik, denn die Gefangenen
sollten geschult werden und auch arbeiten dürfen oder müssen. Aber die Zeit ist
längst vorüber, seit das Gefängnis seit langer Zeit heillos überbelegt ist. Bis
Januar 2014 waren es 3255 Gefangene. Gebaut wurde es für max. 500 Gefangene.
Schulung und Arbeit sind in García Moreno schon lange ein Fremdwort, genauso
wie der offizielle Name der Strafbehörde mit „Rehabilición Social“ = soziale
Wiederherstellung. Das Gefängnis war zu machen Zeit fast unregierbar. Fast
wöchentlich gab es Tote bei Auseinandersetzungen von Banden der Gefangenen.
Besuche waren oft genug Abenteuer in diesem Männergefängnis.
García Moreno war oft genug
in den Schlagzeilen, weil auch ehemalige Staatspräsidenten dort festgehalten wurden.
Eloy Alfaro, der Revolutionär der Liberalen Revolution, saß 1912 in Zelle 13
des E-Traktes, bevor er vom Pöbel gelyncht wurde. Der letzte Staatspräsident
dort war Lucio Gutiérrez. Aber es gab auch Ausbrüche. Wächter wurden bestochen,
Tunnel wurden gegraben unter der Außenmauer durch. Der Ort hat Geschichte.
Jetzt hat die Regierung
einen ersten Schritt unternommen. Im Februar wurden über Nacht 351 Gefangene in
die Nachbarprovinzstadt Latacunga verlegt in einen Neubau, der aber noch lange
nicht fertiggestellt ist. Weitere Neubauten werden errichtet und im Juni dieses
Jahres sollen die letzten Gefangenen García Moreno verlassen. Dann werden auch
die Wachmannschaften abgezogen und ein ganzer Bezirk Quito wird menschenleer
werden. Ein Hotelbau soll an dieser Stelle treten. Der wird das Bild eines
ganzen Stadtteiles ändern. Die Aufpasser privater Utensilien werden
verschwinden, denn Handy und viele andere Gegenstände wir dunkle Kleidung und
scharfe Gegenstände bleiben draußen für 50 Cents Aufpasserlohn pro Person. Dann
wird der Markt nebenan andere Kunden bedienen als die Familienangehörigen, die
Kleidung oder Nahrung für ihre Angehörigen drinnen besorgen. Auch manche
Buslinie wird sich dann nicht mehr dorthin rentieren.
Beim Abriss des Altbaus, so
munkelt man in Quito, sind wir einmal gespannt, wie viele unterirdische Gänge
es wirklich gibt. Einige sprechen von einem Maulwurfsbau, auf dessen
verschiedene Ausgänge wir gespannt sind. Aber eines ist auch klar: Von
wirklicher sozialer Integration ist auch das neue Justizsystem Ecuadors mit
neuen Gefängnissen noch weit entfernt.
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