Freitag, 26. Dezember 2014

Erdwärme - ein neues Energieprojekt Ecuadors

Die Regierung Ecuadors hat ehrgeizige Energieprojekte. Sie weiß, dass die Zeit des Erdöls nicht mehr lange dauert und damit große Teile der Staatseinnahmen zuende gehen. Dann wollten wir vorbereitet sein auf eine Zukunft ohne Propangas aus der Ölindustrie. Deswegen wird der Weg weg von Gaszylindern gesucht, die auf Grund der Geschichte staatlich extrem subventioniert werden und politische ein brinsantes Thema sind, da sich die Menschen an diese Subventionen gewöhnt haben. Die Zukunft heißt elektrischer Strom und wir haben mehrfach darüber berichtet. Derzeit werden 8 neue Wasserkraftwerke gebaut, die innerhalb der nächsten 2 Jahre ans Netz gehen sollen. Statt mit Gas soll jetzt mit Strom gekocht werden, am besten auf neuen Induktionsherden, die fast so schnell wie Gas kochen und weniger Energie verbrauchen, also ein sicher gute Weg mit Zukunft,
Aber der ehrgeizige Bau der Wasserkraftwerke hat Ecuador in eine neue Abhängigkeit geschaffen. Der Staat musste sich über die Verhältnisse verschulden. Das geförderte Erdöl ist die Garantie für Kredite und gehört chinesischen Firmen. Ecuador hat sich hauptsächlich an die Chinesen verschuldet. Wasserkraftwerke sind nach wie vor eine gute Möglichkeit der Energiegewinnung und wenn sie einmal laufen auch gewinnbringend. Und in einem Land mit hohen Bergen und steil abfallenden Flüssen zu beiden Seiten der Anden sind längst nicht alle Potentiale ausgeschöpft.
Jetzt geht es um eine neues Projekt, das derzeit geplant wird. Erdwärme ist das neue Schlagwort. In Europa etwa benutzen es schon einige für ihr Eigenheim. Mit tiefen Bohrungen wird per Wärmepumpe der Temperaturunterschied ausgenutzt. Schon kleine Unterschiede machen etwas aus.
Hier aber geht es um Wärmeaustausch in viel größerem Stil. Weltweit gibt es etwa 250 solcher Erdwärmekraftwerke. Sie liegen meistens in Erdbeben gefährdenten Gebieten. Dort finden sich auch meist Vulkane, was bedeutet, dass dort wärmere Erdschichten näher an der Oberfläche sind. Es sind grob gesagt die Gebiete rund um den Pazifik, das Mittelmeer und Ostafrika. In Ecuador finden sich mehrer Stellen mit heißen Quellen , oft in Vulkannähe. Das Wasser wird hierzulande für Schwimmbäder genutzt. Warum nicht auch für mehr? Mit Tiefbohrungen versucht man in Tiefen zu gelangen, in denen Wasserdampf nach oben drückt. Der soll Turbinen antreiben, bevor das heiße Wasser über Kühltürme im flüssigen Zustand wieder in die Tiefe geschickt wird - ein Kreislauf, den das Erdinnere antreibt.
In Ecuador hat man fünf solcher lohnender Orte ausgemacht: An der kolumbianischen Grenze, in Imbabura, um den Cotopaxi und weiter im Süden. Die Vorbereitungen laufen.
Probleme sind die hohen Investitutionskosten von 15 - 25 Millionen pro Projekt. Im Vergleich zu einem Wasserkraftwerk mit statt Staudamm einem langen Kanal im Berg, bis das Wasser dann in die Turbine fallen kann, sind die Baukosten aber geringer.
Ecuador möchte diese Projekte aber lieber selber schultern. Sicher will das Land nicht noch weiter von ausländischen Krediten für viele Jahre abhängig sein, obwohl auch diese moderne Technik Erfahrung braucht. So werden derzeit einheimische Universitäten mit der Planung bauftragt und die Weltbank nach Krediten angefragt.
Es ist ein neuer Weg, der aber Zukunft verspricht. Der Trend ist klar weg vom Öl und Gas. Und die Energieversorgung auf mehr als nur einem Standbein aufzubauen, ist sicher eine positive Entwicklung. Frage ist nur, ob die einheimischen Fachleute nicht doch Hilfe von außen ohne weitere Abhängigkeit in Anspruch nehmen sollten?

Dienstag, 16. Dezember 2014

Kuba - eine Insel der Alten

Kuba, eine Insel nahe an den USA und doch der große Gegenspieler seit dem 2. Weltkrieg. Stein des Anstosses und konfliktreich zum mächtigen Nordamerika. Mit einem eigenen Weg trotz die Insel dem allgemeinen politischen Trend. Und sie hat ihre eigenen Probleme. Eine davon ist, dass die Insel stark altert. Von 1953 bis 2012 hat sich nicht nur die allegemeine Lebenserwartung der 11,1 Mio Einwohner gesteigert. Der Anteil der Alten über 60 Jahre hat sich in dieser Zeit vervierfacht.  Heute sind knapp 20% der Menschen über 60 Jahre, 2030 werden es über 30% sein. Das ist ein Phänomen, das für Lateinamerika ungewöhnlich ist. Solche Zahlen kennt man eher aus europäischen Ländern als Ergebnis des steigenden Lebensstandards, was man bei Kuba nicht behaupten kann. 71% der Alten leben ausschließlich von der staatlichen Rente und nur 15% erhalten zusätzliche Hilfe von Familienangehörigen.
Die Gründe sind vielfältiger Art: Kuba war das erste Land, das die Abtreibung legalisierte. Die Frau entscheidet allein und die Abtreibung ist kostenfrei. Über die Jahre ist das ein Grund, die Zahl der Nachkommen zu verringern.
Der wichtigste Grund aber dürfte sein, dass Kuba seit Jahren seine Bevölkerung exportiert. Gab es zu Zeiten des Kalten Krieges finanzielle Hilfe von den Brudervölkern, besonders der UdSSR, muss das Land seit vielen Jahren ohne Hilfe von außen auskommen. So exportiert es Fachleute. Beispiel Ärzte: Kuba bildet Tausende von Ärzte aus, die es an andere Länder abgibt, derzeit hauptsächlich an Venezuela und Ecuador. Im hiesigen staatlichen Gesundheitssystem wimmelt es von kubanischen Medizinern. Sie erhalten persönlich je nach Facharztausbildung ungefähr $ 800,- pro Monat. Der Staat Kuba erhält vom hiesigen Staat aber nochmals 2000 Dollar monatlich. Die Ärzte verdienen damit viel mehr als auf ihrer Heimatinsel und verpflichten sich auf der anderen  Seite für 3 oder mehr Jahre im Ausland. Danach können sie selbst entscheiden, wie es weiter geht. Viele bleiben im Ausland und beginnen eine eigene Praxis. Ähnliches läuft bei anderen Berufsgruppen wie Ingenieuren ab. Und Fachleute kommen häufig mit ihren Familien oder bilden Familien im Ausland.
Was in Kuba in der demographischen Entwicklung in den letzten 50 Jahren abläuft, war in europäischen Ländern ein Prozess über 200 Jahre.
Kuba merkt den raschen Trend und versucht gegenzusteuern. So sollen ältere Menschen sich über die Rentengrenze hinaus wieder ins Berufsleben integrieren können, etwa als Lehrer in Ausbildungsaufgaben. Außerdem soll das Land kinderfreundlicher werden. Die Maßnahmen werden aber noch diskutiert. Letztlich wurde in Kuba die Familienstruktur zerstört. Und da wird es schwierig. Nur 9% der Bevölkerung lebt in Familien, mit drei Generationen unter einem Dach.
In Kuba ist eine Entwicklung eingetreten, die wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass Kulturen mit weniger als 1,5 Kindern pro Ehepaar sterbende Gesellschaften sind, deren Prozess nicht mehr aufzuhalten ist. Dadurch kommt es zu einer Spirale des Sterbens, die auch stärkste politische Maßnahmen nicht mehr umkehren können. Dann ist ein kinderfeindliches Denken  in die Kultur verankert, das sich nicht mehr umkehren lässt. Kuba ist in dieser Falle gefangen, genauso wie fast alle Länder Europas. Dort verschiebt man die Probleme durch Zuzug von Assylanten und angeworbene Ausländer. Das ist in Kuba nicht der Fall. Kuba entwickelt sich zu einem sterbenden Staat, was man stellvertretend an der Regierungsspitze ablesen kann.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

2015 muss gespart werden

    Sparen ist das große Ziel des ecuatorianischen Staates. Der Grund ist, dass der Ölpreis von über 100 Dollar das Barrel nun auf unter 65 Dollar gefallen ist, was bei dieser Haupteinnahmequelle des Staates einer Katastrophe gleicht. Man hatte mit einem gleichbleibend hohen Verkaufspreis gerechnet. Das Fracking in Nordamerika, die Gewinnung von Erdöl aus Schiefergestein und Sand, hat die USA wieder zur größten Produktionsnation für Erdöl gemacht und damit den Weltmarktpreis gedrückt.
    Im ecuatorianischen Haushaltsplan für das kommende Jahr ist deswegen der Rotstift angesetzt worden, vor allem bei den staatlichen Subventionen. Nummer eins ist dabei der Spritpreis, der immer noch extrem niedrig liegt: Diesel 1 Dollar, Normalbenzin $ 1,50 und Super knapp über 2 Dollar die Gallone, also knapp 4 Liter. Es sind fast 3,5 Mrd. Dollar, die der Staat beim Sprit als Subvensionen jährlich zuschießt. Mit der Erweiterung der Kapazität der Raffinerie sollen Importe wegfallen. 2016 soll dann ein begrenztes Kontingent an billigem Sprit angeboten werden. Wer mehr verbraucht, zahlt dann den wesentlich höheren Preis.
    Bei der Energieversorgung hat Ecuador schon große Anstrengungen unternommen. Im nächsten Jahr sollen die ersten der 8 neuen Wasserkraftwerke ans Netz gehen. Es soll auch in Zukunft mit Strom statt mit dem extrem subventionierten Gas gekocht werden. Stromsparende Induktionsherde werden derzeit im eigenen Land gebaut. Dann wird auch der Gaspreis erhöht werden.
    Weiter gestrichen wurden vom Parlament die Unterstützung der öffentlichen Busse. Der normale Bus wird mit monatlich 350 Dollar subventioniert, in der Stadt Quito sogar mit 600 Dollar. Doch da ist der Streit nicht ausgefochten. Die meisten Städte Ecuadors sind nicht in der Hand der Regierungspartei. Die Städte allein können aber die Belastung nicht schultern. Hier spielt sich eine politische Auseinandersetzung  ab, die noch lange Nachwirkungen haben wird.
    Die weiteren Subventionen fallen weniger ins Gewicht: Die für die Sozialversicherung ist noch die größte mit gut 1,5 Mrd. Dollar, denn jetzt sind auch Ehefrauen und Kinder mitversichert, was ein riesiger sozialer Fortschritt ist. Mit 750 Millionen werden Behinderte und alte Menschen unterstützt. Hilfe bei bei des Eigenheimes und der Wasserversorgung bleiben praktisch gleich.
    Wenn man die staatlichen Subventionen dieser Regierung sieht, dann stieg die staatliche Hilfe von 2 Mrd. Jährlich bei der Machtübernahme stetig auf weit über 6 Mrd. Dollar pro Jahr. Das soll im neuen Jahr auf unter 6 Mrd. gedrosselt werden, was immer noch keine Radikalkur bedeutet, aber die Bevölkerung wird merken, dass der Gürtel enger geschnallt wird.

Der fallende Ölpreis zwingt auch unsere sozialistische Regierung zu deutlicher Änderung der Politik. Die Zeit der großen Geschenke ist noch lange nicht vorüber. Zu sehr fürchtet man noch den Zorn der Massen, den schon frühere Präsidenten gespürt haben und vertrieben wurden. Jetzt steht die hiesige Regierung, die lange wir selten am Ruder ist, in der wirklichen Bewährungsprobe.

Mittwoch, 19. November 2014

Gottes Führung beim Geldsammeln

   Unser Team arbeitet kräftig. Wir verteilen Handzettel und bitten um Spenden für die Wiedereröffnung unseres Hospitals in Shell, aber der Anfang ist schwer. Der Volkslauf in der nahen Stadt Puyo hat wenig eingebracht. Und zum anderen haben sich aus unerfindlichen Gründen die Ölfirmen zurückgezogen und sind nicht zu erreichen, haben wir doch vorher alle 2 - 3 Wochen in Kontakt gestanden. So muss es auch ohne die Ölförderung gehen. Aber die Bevölkerung von Shell und Puyo ist jetzt mobilisiert worden. Immer wieder wird unserem Team Geld zugesteckt, doch insgesamt es ist ein sehr sehr langsamer Fortschritt.
    Jetzt haben wir die Strategie geändert. Unsere 35 Helfer werden müde, wenn sie große Aktionen alle miteinander und auf Dauer durchführen müssen. Wir machen es jetzt noch einmal als großen Kraftakt in Shell. Jetzt sind 10 Tage Feiertage der Gründung von Shell. Da verkaufen wir bei den Festveranstaltungen Getränke und Essen. Dann ist erst einmal eine Pause angesagt. Doch wir müssen die gesamte Region im Auge behalten und wir brauchen mehr Hilfe. Die Wiedereröffnung des Hospitales muss ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen werden.
    So haben wir uns jetzt in kleine Gruppen aufteilt. 4 - 5 Personen versuchen, Kontakte in weiteren Städten zu machen, um dort ein Team von dort zusammemzustellen, die uns helfen, Kontakte zu bekommen. Bei solchen Besuchen fangen wir von Null an, da wir keinen Zugriff zu den Krankenakten und vorherigen Patientendaten mehr haben. Die Patienten haben alle unsere Telfonnummern, aber wir nicht ihre Daten.
    Heute standen Kontakt zu Baños an, einem großen Touristenort Richtung Hochland am Fuße des Vulkans Tungurahua.  Schon einmal hatte ein Team einen Tagesbesuch vorgenommen und eine lokale Radiostation gefunden, die für unser Anliegen offen war. So hatte ich vor einer Woche ein Telefoninterview gegeben und unseren heutigen Besuch angekündigt. Wir kamen in der Stadt an aber waren verloren. Wir dürfen ohne Genehmigung kein Plakat aufhängen, keine Handzettel verteilen..... Unsere Stimmung war gedrückt. Dann das Interview im lokalen Radio zu fünft und der Hinweis, dass Leute, die uns helfen wollen, uns vor der Basilika treffen könnten. Baños ist ein großer katholischer Wallfahrtsort mit Marienheiligtum.
    Nach dem Interview kam ein junger Mann auf uns zu. Vor einer Woche hatte er nach dem Telefoninterview beschlossen, uns zu helfen. Heute rief ihn seine Mutter beim zweiten Interview an, dass wir da wären und er kam sofort. Er ging mit uns durch viele Geschäfte und stellte uns vor. Wir erklärten unser Anliegen. So kamen wir mit Ladenbesitzern von drei evangelischen Kirchen vor Ort zusammen. Unser neuer Koordinator versprach, Hilfe mit drei Kirchen zu organisieren. Jetzt werden wir mit einer Gruppe Christen dort vor Ort eine Aktion planen, in der sie uns sagen, was am besten funktioniert. Jeder von ihnen war schon einmal Patient im Hospital Vozandes del Oriente gewesen. Das motiviert.
    Später kamen noch zwei Markfrauen dazu und werden das Team verstärken.
    Schlussendlich wollten wir noch den einzigen Patienten besuchen, an den sich unser Team erinnern konnte. Aber er war nicht da. Dafür trafen wir seinen Bruder, der der Vorsitzende des Tourismusvereins der Stadt ist. Und die Stadt lebt vom Tourismus. Er ist eine Schlüsselperson und wird uns mit noch mehr wichtigen Helfern zusammenbringen.
    Unsere Stimmung auf der Heimreise war erfüllt von Dankbarkeit und Staunen, wie Gott uns Türen öffnet. Sicher, es ist Arbeit, aber wir entwickeln allmählich eine Strategie in der Spendenaktion. Unser Team muss lernen, hart zu arbeiten, aber in erster Linie auf Gott zu vertrauen. Gott schickt uns Schlüsselpersonen, die den Weg für Weiteres öffnen. Wir können nur staunen.

Mittwoch, 5. November 2014

Die erste große Spendenaktion für unser Hospital Shell

Gestern haben wir die erste große Aktion für unser neues Hospital Shell durchgeführt - einen Volkslauf über 4 Kilometer. Es war mehr als nur ein Lauf. Es ging darum, erstmals Geld für das Hospital Shell zu sammeln. Aber mehr als Geld ging es darum, dass das Team in der gemeinsamen Arbeit zusammenwuchs, sich selbst organisierte und Erfahrungen sammelte. Der Ergebnis in Zahlen ist zunächst einmal ernüchtend: Gut $ 1000,- Einnahmen, aber mit welch einem Kraftakt!!!! Und wir brauchen ca 1/2 Mio. Dollar nur um anzufangen.

Derzeit sind eine Woche Feiern der Provinz. Viele Gruppen haben zu Festen eingeladen. Gestern Abend fand ein von der Provinzverwaltung bezahltes Konzert mit christlichen Künstlern statt. Da durfen wir mitmachen und hatten den Volkslauf kurz davor geplant, mitten durch Puyo und eine Stunde vorher am Konzert endend.

Seit über 2 Wochen arbeitete das Team mit verschiedenen Vorbereitungen:
- Die amtlichen Genehmigungen: Die Polizei, die Provinzverwaltung mussten gebeten werden, den Lauf zu genehmigen. Ämter brauchten Briefe, mussten das Ganze weitergeben. Die letztendliche Genehmigung erhielten wir wenige Stunden vor dem Lauf. Es geht hier nicht um Behördenkram. Es geht um Sicherheit. Ich habe nur Briefe unterschrieben, aber unser Team war 2 Wochen lang unterwegs dafür. Und es waren ca 100 Polizisten auf der Strecke, die im nachmittaglichen Berufsverkehr die Straßen der Strecke durch die Provinzhauptstadt sperrten und den Sportlern freien Durchlass gewährten. Schon deswegen war der Behördenweg notwendig. Und es muss desagt werden, dass alle Behörden uns auf dem Weg unterstützten.

Dazu kamen rechtliche Notwendigkeiten. Feuerwehr und das Rote Kreuz waren für eventuelle Notfälle anwesend. Die machten gerne mit und sind Teil unseres Teams, ohne dass uns das etwas kostet. Sie halfen mit einem Zelt am Anfang des Laufs und am Schluss, weil es wenige Zeit vorher noch in Strömen regnete und wir die letzten Anmeldungen für den Lauf noch auf trockenem Papier notieren mussten.

Die Einschreibungen für den Lauf war ein anderes Thema. Seit über zwei Wochen gabe es Radiospots in den Medien, eine Pressekonferenz für lokales Fernsehen und Radiostationen in einer nahen Hostería - einer Art Touristenhotel. Das alles brachte unser Anliegen ins Gespräch. Daneben druckten wir Werbeplakate mit unserem Anliegen, Geld für die Eröffnung des Hospitals Shell zu sammeln. Es kamen wenige Spenden ein, auch einige Sachspenden für Preise - Pakete in Geschenkpapier, von denen wir wie bei Weihnachtsgeschenken nicht wusste, was sie enthielten, aber wir waren uns eine wichtiger Beweis Beweis der Unterstützung.

Tagelang saßen unsere Helfer an Tischen für die Einschreibung in drei Orten: Noch am Freitagabend, also 4 Tage vor dem Lauf Ernüchterung: 7 Teilnehmer, die für den Lauf je 5 Dollar einzahlten.  Aber Latinos kennen Latinos. Es wurden plötzlich mehr und mehr. Die Werbung zeigte Erfolg. Die letzten Einschreibungen kamen am Start. Schließlich waren es über 100 Teilnehmer. Kurz vor dem Rennen wurde die Strecke abgesteckt. An Tischen standen unsere Leute und verteilten Wasser an die Sportler in Plastikbeuteln. Der Müll wurde danach wieder eingesammelt und ich durfte mit meinem Pick-up wieder Tische, Stühle und Mitarbeiter einsammeln inmitten des Berufsverkehrs, der wieder froh war, dass es normal weiterging und drei Enkeln im Auto, deren Mutter längst durchs Ziel gelang war.
Dann die Siegerehrung. Es wurde schnell klar, dass einige Teilnehmer von weiter her kamen, um die Siegerpreise abzusahnen. Wir mussten lernen, dass es einigen Leuten nur um Geld, nicht aber um Sachwerte ging. So gaben wir einen Teil der Einnahmen für Siegerpreise aus und nicht für unser Projekt. Dafür haben wir Geschenkpakete teilweise mit Weihnachtspapier im Haus, die auf neue Aktionen warten. Aber die gsamte lokale Presse berichtete wieder von uns.
Die Aktion war werbewirksam. Menschen kennen unserer Plan und wir haben in jedem Medieninterview erklärt, dass das erst der Anfang eines weiten Weges war und dass es uns um geistliche Werte, nicht nur um Geld geht.

Heute ist der Tag danach - ein Fasten- und Gebetstag, um als Team daraus zu lernen, auf Gott zu hören und neue Pläne zu schmieden.
Finanziell gesprochen war es ernüchternd. Aber das Wichtigste ist, dass wir den Weg gemeinsam gehen und miteinander lernen. Das neue Krankenhaus Shell ist nicht Tat von Ausländern, die hier Geld reinbringen, sondern Ecuatorianer, die lernen, wie man es als geistliches Team gemeinsam macht. Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Gott hat noch mehr mit uns vor.

Samstag, 1. November 2014

Feiertage sind Entscheidungstage

Die hiesige Regierung lässt seine Bediensteten arbeiten und Entscheidungen werden kurz vor Feiertage gefällt. Dann sind die meisten Menschen wie jetzt Anfang November wegen kirchlicher und nationaler Feiertage mit sich selbst beschäftigt. Überall fuhren die Tanklaster durch die Gegend, um ja für den Ausflugsverkehr genügend Sprit zur Verfügung zu haben. Da soll nichts anbrennen. So trafen sich gestern am Reformationstag, einem normalen Arbeitstag, die Richter des Höchsten Gerichtshofs, der die Regierung überwacht, um über die neuesten Pläne des Palamentes abzustimmen.
Es wurde grünes Licht gegeben für fast alle Vorhaben, allem voran die unbegrenzte Wiederwahl der staatlichen Autoritäten. Bisher war es aus leidvoller Geschichte des Landes nur erlaubt, einmal wiedergewählt zu werden, angefangen vom Bürgermeister bis hin zum Staatspräsidenten. Hintergrund ist, dass der heutige Präsident Rafael Correa nach seiner letzten Wiederwahl vor 1,5 Jahren noch lauthals verkündete, dass dies seine letzte Amtszeit sei. Aber er ist alleiniger Garant der jetzigen sozialistischen Regierung. Mit der absoluten Mehrheit seiner Partei im Parlament hat er jetzt die Möglichkeit, die Verfassung zu ändern und das ist Teil der Zukunftspläne seiner Partei. Er kann sich also 2017 der Wiederwahl stellen. Natürlich muss das auch für andere Persönlichkeiten des Landes möglich sein.

Aber noch andere Entscheidungen wurden vom höchsten Richterrat beschlossen. Dafür braucht man kein Plebiszit, wie bisher. Das Volk wird nicht weiter gefragt. Das Parlament entscheidet und das genügt.

Viel entscheidenter scheint mir aber die Kompetenz der lokalen Behörden zu sein. Sie nennen sichs GADs = Gobiernos Autónomos Descentralizados = selbständige Entscheidungszentren der Städte und Gemeinden. Das klingt nach lokaler Selbstverwaltung. Jetzt wurde entschieden, dass sie in Fragen der Gesundheit, der Bildung, der sozialen Sicherheit und beim sozialen Wohnungsbau kein Mitspracherecht mehr haben. Das übernimmt der Staat. In anderen Worten: Die Kommunen kümmern sich um ihre lokalen Belange. Die Finanzmttel sind ohnehin schwach. So können sie nur Wenig selbst entscheiden. Hier ist ein wichtiger Schritt hin zum zentral gelenkten Staat getan.

Unter dem Thema Sicherheit werden die Streitkäfte des Landes nun mit der Polizei vereint in Diensten mit der Sicherheit. Daüber entscheidet die Zentralgewalt.

 Und letztendlich wird das Alter der leitenden Staatsbediensteten von 35 auf 30 Jahre gesenkt. Hintergrund ist eine Gruppe von neuen, jungen Politikern, die wichtige Ämter wie die der Parlamentspräsidentin innehaben, in der Regierung die Säulen der Staatsmacht darstellen und die alte Garde ablösen möchten. Diese Altersbeschränkung fällt jetzt weg.

Daneben fallen die Gewerkschaftrechte für staatliche Bedienstete weg, weil der Staat ja ihre Rechte garantiert. Volksentscheide werden beschränkt und alles übernimmt die Zentralgewalt.

Insgesamt wurden an diesem Feiertagswochenende wieder einmal wichtige Weichen gestellt. Der Saat ist deutlich zentralisiert worden. Neben den Rechten der Bürgermeister in deutlich beschränktem Rahmen ist es vor allem die Zentralmacht, die das Sagen an sich gerissen hat. Es lebe der zentralisierte Sozialismus!

Sonntag, 26. Oktober 2014

Kaum mehr Autos auf Ecuadors Strassen

Das Jahr ist noch nicht beendet, aber es steht fest, dass der große Boom im Autoverkauf erst einmal vorüber ist. Dieses Jahr wird der Autopark um nur noch 1,3% steigen. 2011 waren es noch 11% jährliche Steigerung. Der Markt geht einer Sättigung entgegen.
Das merkt man auch besonders in den Städten, wo die Blechlawinen bis spät in die Nachtstunden hinein nicht abreißen und es in der Innenstadt kaum noch Parkplätze gibt. Die ersten Parkhäuser sind entstanden.
Dabei hat sich eine erstaunliche Wende eingestellt. Viele internationale Firmen haben inzwischen Produktionsstätten im Land selbst. 1956 hatten ein ungarischer Einwanderer eine Autofabrik in Quito gegründet, die den berühmten "Andino" herstellte, eine Basis mit verschieden Ausführungen als Personenfahrzeug oder Pick-up. Noch heute fahren sie durch das Land. Die Firma wurde später von der us-amerikanischen Chevrolet aufgekauft. Seitdem werden hier hauptsächlich japanische SUZUKI und IZUZU und mehr und mehr GENERAL MOTOR Modelle zusammengebaut.  Das war für viele Jahre die einzige einheimische Autoproduktion. Später kam FIAT in Guayaquil dazu. Seit wenigen Jahren haben auch die koreanische KIA und HYUNDAY sowie seit neuestem der chinesische Hersteller GRAND WALL Produktionsstätten im Land. Dementsprechend fahren viele koreanische und japanische Modelle durch Ecuador. 50% der Neuwagen stammen derzeit aus inlänischer Produktion.
Bei den Importen führt Corea mit 16% an, gefolgt von Japan 10%, Mexiko mit 6% und 5% kommen direkt aus China. Der Rest teilt sich auf auf die USA 4%, Thailand 4%, Kolumbien mit 3%, Deutschland und Brasilien mit jeweils 1 %. Es ist klar, dass Asien den hiesigen Automarkt direkt oder indirekt beherrscht.
Besonders bei den kleinen Schulbussen mit ca 12 - 15 Plätzen haben die Koreaner das Geschäft gemacht. Ihre Kleinbusse mit schwachen Dieselmotoren und viel Platz verpesten die Luft der Städte. Aber sie sind preiswert.
Ein Trend hin zu Nutzfahrzeugen ist unverkennbar. Limosinen machen nur ca 40% der Autos aus. SUV Modelle mit möglichem Allrad liegen bei knapp 25%. Klein-LKWs verkaufen sich mit fast 20% des Automarktes, größere LKWs, Busse und Kleinbusse sind mit fast 15% auf dem Markt vertreten. Dafür hat der Zahl der Pick-ups abgenommen. Doch insgesamt sind sie noch immer viel häufiger als etwa in Europa anzutreffen.
Grund für die Entwicklung hin zu einheimischer Produktion sind die Importbeschränkungen. Sie werden von der Regierung jeweils für ein halbes Jahr im Voraus festgelegt. Darunter fallen vor allem Luxusautos. Da spielt der Preis keine so große Rolle und die Einnahmen des Staates steigen dadurch gewaltig.
Dabei sind die Autopreise in Ecuador enorm gestiegen. Ein Teil davon sind die zunehmenden Sicherheitsstandarts der Wagen wie Airbag, zusätzliche Beleuchtung etwa für LKWs, die wie wandelnde Weihnachtbäume durch die Nacht fahren, Autositze für Kinder und vieles andere mehr, das sich aber nur langsam durchsetzt, aber im Preis schon jetzt spürbar ist.  Dabei sind die internationalen Normen, die von den Vereinten Nationen festgeschrieben sind, hierzulande bei nur 2% der Fahrzeuge erreicht. Dennoch, das erste, was stieg, war der Preis.

Insgesamt hat sich in Ecuador ein Wandel hin zu mehr Mobilität gezeigt. Viele Menschen haben ein Fahrzeug, lernen Teile des Landes kennen, zu denen sie nie Sehnsucht hatten oder gar Angst. Familien fahren auch mit einem LKW auf Sight Seeing Tour. Jetzt sind die Straßen gut ausgebaut, also reist man und das mit mehr Sicherheit. Aber fürs Erste ist der Markt gesättigt. Dennoch, die Automobilindustrie wird sich sicher noch weitere Wachstumschancen einfallen lassen.