Freitag, 14. April 2017

Ein Dank zu Ostern

Ostern - das zentrale Fest der Christen. Da ist der Meister, Lehrer und Wundertäter Jesus gestorben und der zurückkehrt, wird von den Jüngern als KYRIOS - als Gott angeredet. Seitdem erkennen Christen den Dreieinigen Gott - ein Wendepunkt der Menschheit - eine neue Hoffnung, in der wir leben dürfen. Zeit für einen Dankesbrief.

    Am Ostermontag, der hierzulande KEIN Feiertag ist, haben wir ein Infotreffen unseres Trägervereins in Quito, der FUNDACIÓN MISIÓN CRISTIANA DE SALUD. Wir hatten ja bewusst den Verein in Quito gegründet, damit wir nicht ehrenamtliche Mitglieder des Trägervereins und Mitarbeiter im Arbeitsverhältnis mischen, um nicht in Vetterleswirtschaft zu geraten, was in unserer hiesigen Kultur schnell geschieht.
    Dabei haben wir wieder einmal gemerkt, wie weit unsere verschiedenen Freundeskreise voneinander entfernt sind. Da sind die Mitarbeiter der Klinik mit ihren Sorgen und Nöten. Die werden mehr. Da ist der Trägerverein, der aber bis auf wenige Infos nicht so recht mitbekommt, was uns im Alltag beschäftigt. Und nackte Zahlen per e-mail zu schicken, sagt vielleicht einem Finanzmann etwas (oder der schlägt die Hände überm Kopf zusammen, wie stümperhaft wir das machen), aber nicht den Ärzten, die dabei sind.  Und es gibt noch die große Gruppe der ausländischen Beter und Geber. Die leben in verschiedenen Kontinenten, Sprachen und Kulturen. Da ist schnell mal eine Gruppe vergessen und erhält nicht die nötige Information. Deswegen hier einmal eine kurze Zusammenfassung zum neuesten Stand - Ostern 2017.
    Wir haben das Geld für die Röntgenanlage zusammen - Danke!!. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir auch arbeiten können. Die staatliche Behörde hat eine lange Liste von Papieren, die wir nur vollständig ins Computersystem eingeben können. Es fehlen die staatlichen Titel der Mitarbeiter im Röntgenbereich. Die Röntgenologin wird in Quito die Befunde schreiben und uns übermitteln. Nächste Woche kommt der Ingenieur, um die Röntgenanlage anzuwerfen nach über 3 Jahren Stillstand und Messungen durchzuführen. Dann erst können wir den Antrag auf Inspektion stellen, die innerhalb von 2 Monaten durchgeführt wird.  Vorher geht es nicht wirklich los.
    Mittlerweile haben wir in die alte Dunkelkammer Licht gebracht, ein Fenstern in die Mauer geschlagen und es gleich wieder wegen Diebstahlschutzes vergittert. Der Raum ist gefliest und gestrichen - kein Geruch von Entwicklerchemikalien mehr. Da haben wir einem Taubstummen Arbeit gegeben.
    Nebenbei wird weiter renoviert: Wir haben neue Batterien für das Notstromaggregat gekauft. Dabei stellte sich heraus, dass der Anlasser kaputt ist - ab in die Werkstatt. Ergebnis noch offen.
    Im Sprechstundenbereich haben die Termiten ganze Arbeit geleistet. Türen hingen schief. Jetzt haben wir drei neue und bunte Aluminiumtüren. Die halten länger. Heute bei der Kontrolle aller Türen merkten wir, dass demnächst 3 weitere ersetzt werden müssen. So ist der Fortschritt auch für die Patienten sichtbar.
    Wir haben einen ehemaligen Notfallraum als OP umgerüstet. Jetzt merken wir, was wir alles am Narkosegerät ersetzen müssen. Wo gibt es diese Teile in Quito und zu welchem Preis? Deswegen fehlen wir manchmal in Shell und hinterlassen eine Lücke, das die anderen Ärzte füllen müssen. -
Endlich funktioniert das digitale System für die Quittungen der Patienten.  Für uns entfällt die Schreibarbeit für die Quittungen und die monatliche Steuererklärung ans Finanzamt ist übersichtlicher. Außerdem haben wir einen Überblick über die Beständen an Medikamenten und sonstige Artikel und wann und was wir neu bestellen müssen. Das erspart (hoffentlich) Arbeit.
Unsere Einnahmen der Sprechstunde sind wegen einer privaten Versicherung leicht gestiegen. Diese hat einen Vertrag mit uns abgeschlossen haben. Sie bezahlen nach 45 Tagen, aber das hat nur selten geklappt. Jetzt schreibt uns die Versicherung, dass sie die Vergütungen kürzt und die Zahlungen auf 9 Monate ausdehnt. Die haben sich wohl verkalkuliert. Wie damit umgehen? Wir werden wohl kündigen. Aber dann erhalten wir die restlichen Gelder nie.
Operationen sind unser nächstes Ziel, aber unsere Patienten kommen nur zögernd. Sie erhalten beim Staat "alles" kostenlos, aber wissen genau, dass sie da lange warten müssen und es oft nicht klappt. Für eine OP müssen wir 700 - 1000 Dollar berechnen. Das macht uns Sorgen, denn der OP-Bereich verschlingt schon in der Vorbereitung und Reparatur einiger Geräte eine Menge.
    Aber trotz allem geht es uns gut. Die Patientenzahlen liegen bei 1000 - 1100 pro Monat. Wir haben ca. 50 Ultraschalluntersuchungen + 10 - 15 Herzechos pro Monat.
Am besten läuft unser Labor. Die Maschinen arbeiten bisher problemlos und die beiden Mitarbeiterinnen mit viel Engagement.
Das Arbeitsklima ist gut. Die einheimischen Mitarbeiter sind froh, wieder im Team zu arbeiten.  Jeder hat auch mal Überstunden macht es gerne. Vertretungen werden problemlos geregelt und bei vielen Tätigkeiten helfen wir einander aus.
In der Ferne denken wir schon an die Renovierung des Operationstraktes und es eilt eigentlich, weil einige der Oberlichter des Gebäudes aus Plexiglas gerissen sind (nach 32 Jahren) und Wasser in die Decke eindringt. Wir stehen am Beginn der Regenzeit, die bis Mitte Juli andauert. Und die Menschen hier wissen: Es gibt zwei Jahreszeiten. der normale Regen einmal am Tag - und die Sintflut mit manchmal 4 - 5 Tagen Regen am Stück. Also müssen wir das Dach reparieren.
Eben haben wir uns mit unserer alten Mission geeinigt. Wir kaufen alle restlichen Geräte, die Steris und die Betten. Dann gehört uns alles innerhalb der Mauern. Nur für das Gebäude zahlen wir Miete.

Dank für alle Begleitung. Briefe aus unserem Alltag erscheinen manchmal schlimm wegen akuter Sorgen. Doch trotz allem überwiegen der Dank und die Freude. Wir erleben immer wieder, dass wir von Gebeten und Gaben zur rechten Zeit getragen werden. Wir erfahren Gottes Gegenwart täglich und dürfen sie mit unserer Patienten teilen. Dank für alle Begleitung auf unserem Weg.

Mittwoch, 12. April 2017

Ausländische Rentner in Ecuador


    Sie leben zu Tausenden hier in Ecuador und kommen meist aus Nordamerika, aber auch aus Europa wie etwa England oder Skandinavien. Es handelt sich nicht im Touristen, sondern die meisten von ihnen haben ein besonderes Visum und sie leben für viele Jahre hier, manche für immer. Sie haben zuhause die Zelte komplett abgebrochen, sich hier ein Haus gekauft oder gebaut und verbringen ihren Lebensabend hier.
   Was sind die Gründe? Die Wirtschaftskriese in den USA mit dem Zusammenbruch des Hausbooms mit der Bankenkriese hat so Manchen neue Ziele suchen lassen. Aber in den USA besteht schon seit Langem der Trend für alte Leute, dem harten Winter des Nordens zumindest zeitweise zu entfliehen und nach Florida oder Arizona zu ziehen. Wer es sich leisten kann, hat zwei Wohnsitze oder zieht in einen Trailor, in eine geräumigen Wohnwagen. Und so ist Ecuador in den letzten Jahrzehnten Zufluchtsort viele Nordländer geworden. Das Klima hier ist gleicher und für sie angenehmer.
Manche Ortschaften Ecuadors haben sie auch bewusst angelockt. Da ist die Quichua sprechende Stadt Cotacachi bei Otavalo. Dort ist eine eigene Enklave von Zeugen Jehovas aus den USA entstanden.
   Cuenca im südlichen Hochland Ecuadors zieht viele Ausländer an, ist Stadt, aber nicht zu groß und abseits des Großstadtgewimmels mit vielen kleinen Restaurant und Kneipen aber auch viele Sehenswürdigkeiten drum herum.
Loja und Vilcabamba im Süden Ecuadors ist eine Region mit vielen alten Menschen die die 100 erreichen. Das milde Klima und viele andere Einflüsse ziehen neben Touristen nun auch alte Menschen aus aller Welt an.
   Einige von den Ausländern wohnen nur zur Miete, aber andere haben ihr Haus verkauft und kaufen hier günstiger eine neue Immobilie. So sind in Cuenca de Preise für Häuser gestiegen, meist zum Nachteil der Einheimischen. Es gibt auch Ausländer, die hier ein eigenes Geschäft eröffnet haben, etwa einen Laden mit ausländischen Waren, die Ecuadorianer nicht kennen. So entstehen mit der Zeit ausländische Treffpunkt, wo man sich in aller Ruhe fallen lassen kann. Denn im Alter ganz in eine fremde Kultur einzusteigen, ist in der Praxis oft schwieriger als gedacht. Besonders ältere Nordamerikaner sind Fremdsprachen nicht gewohnt. Das Alter macht es nicht leichter. Und doch sind diese Menschen willkommen, bringen sie doch ihr Kapital und ihre Altersversorgung in diese Regionen Ecuadors. Und Sprachschulen und andere Dienstleistungen geben Ecuadorianern Arbeit.
Doch der Boom des Ausländerzuzugs scheint derzeit einen scharfen Knick zu bekommen. Viele von ihnen verlassen Ecuador wieder. Die Wirtschaftskriese Ecuadors geht auch an den ihnen nicht spurlos vorbei. Entgegen der offiziellen Zahlen  steigt die Inflation im Land. Auch wir merken es. Lebensmittel beispielsweise sind hier deutlich teurer als etwa in Deutschland.  Dann locken andere Länder, die reizvoller erscheinen, allen voran Thailand, aber mit dem Friedensprozess auch Kolumbien und in Europa Portugal. Die meisten älteren Menschen aber kehren aus familiären Gründen in ihre Heimatländer zurück. Ihnen fehlt auf Dauer die Familie und bei Krankheit sind sie in der Regel auch besser Zuhause versorgt. Denn viele kamen als Frührentner hierher voller Tatendrang und Kraft. Und dann geht es auf einmal nicht mehr so wie früher und hier ist man auch nach vielen Jahren noch Fremder. Ein soziales Netz gibt es hier eben meist durch die Familie und nicht durch den Staat.
   Und so ist hierzulande der Boom der Rentner erst einmal am Abebben. Es gehen mehr als kommen aber das kann sich auch wieder ändern, wenn sie die politischen Verhältnisse etwa in Asien ändern.
Eines aber zeigt sich immer mehr, wie derzeit auch in Europa. Die Zeit des Dorfes, in dem nur solche leben, die seit Jahrhunderten zusammen gehören, durch gleichen Dialekt und gemeinsame Kultur vereint, geht weltweit zu Ende. Ausländer drängen herein aus welchem Grund auch immer. Die Welt mischt sich immer mehr, mal von allen Seiten gewollt und begrüßt, mal zähneknirschend akzeptiert oder bekämpft. Die Zukunft ist ein buntes Gemisch von Kulturen und Sprachen. Nur die Menschen Afrikas und des Nahen Ostens und viele andere mehr müssen das noch lernen, andere zu akzeptieren.

Sonntag, 9. April 2017

Ecuador hat gewählt

    aber deswegen ist das Land noch lange nicht zur Ruhe gekommen. Die Auseinandersetzungen gehen weiter, besonders in Quito. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen ging an den Kandidaten der regierenden Partei „Alianza Paíz“, aber es reichte nicht und deswegen die Nachwahl. Die Regierungspartei hat sich aber die Mehrheit der Stimmen im Parlamente gesichert. Jetzt ging es um LENÍN MORENO oder GUILLERMO LASSO. Moreno war früher Vizepräsident und ist über seine Sozialprogramme vor allem für Behinderte sehr beliebt. Lasso ist Bankier und war früher ebenfalls wie der jetzige Staatspräsident Rafael Correa Minister und möchte diesen jetzt ersetzen. Nach der ersten Runde der Wahlen gab es für Lasso knapp 29%, für Moreno 40%. So ging es in der zweiten Runde also um zwei Personen: Die Regierungspartei zu stärken mit einem Präsidenten aus den eigenen Reihen oder einen Gegenkandidaten mit einem Parlamente mehrheitlich dagegen.
Am Wahlabend sahen die Prognosen Lasso mit ca 53 % in Führung, doch die Prognosen der Regierungspartei sahen das umgekehrt. So lag Moreno schließlich mit 51 zu 49 % vorne und alle Welt spricht hier von Wahlbetrug. Es es waren auch seltsame Dinge zu beobachten.
    Während der Wahlauszählung war das offizielle Informationszentrum in einem Hotel in Quito eingerichtet. Dann gab es plötzlich einen Stromausfall, war das Computersystem blockiert und dann wurde Moreno als Wahlsieger ausgerufen. Bei ersten Wahlgang war es noch eklatanter. Da schloss sich die Wahlbehörde ein und verkündete erst nach 3 Tagen das Ergebnis. "Man hätte mehrfach nachzählen müssen", war die Begründung.
Nun ist Moreno offiziell als Sieger erklärt worden, aber die Volksseele kocht, in Quito wurden und werden Straßen blockiert einerseits durch Demonstranten der Lassopartei, andererseits durch die Polizei, die die oberste Wahlbehörde schützt. Moreno präsentierte sich dem Diplomatischen Corps und nahm dessen Glückwünsche entgegen. Er verspricht, ein Präsident des Ausgleichs und der Gespräche zu sein. Die Polizei besetzte die Räume des Umfragebüros der Lassopartei und sucht nach Beweismaterial. Diese Partei hat ihrerseits jetzt Material für Wahlbetrug eingereicht.
    Wenn es Wahlbetrug war, dann ist er längst wasserdicht gemacht worden. Das Gegenteil lässt sich nicht mehr beweisen. Angeblich haben ganze Dörfer 100% für Moreno gestimmt und einige Menschen dort behaupten nun das Gegenteil. Aber es ist schon seltsam, wenn der gesamte Ostteil des Landes und die Sierra einschließlich der Hafenstadt Guayaquil in der Mehrheit für Lasso waren, dann die gesamte Küste den Sieg für Alianza País gab?   Dass vor allem das Erdbebengebiet für Moreno stimmte war klar. Dort hatte sich die Regierung auch am meisten bei Wiederaufbau engagiert.
    Wie dem auch sei, die Regierung bleibt im Amt. Aber die Menschen hier haben den Sozialismus wieder einmal von seiner Machtseite kennen gelernt. Das Vertrauen in diese Regierung ist verschwunden und bei aller persönlichen Popularität wird es Moreno schwer haben. Er sitzt ja im Rollstuhl nach einem Überfall vor vielen Jahren. Er ist ein zäher Kämpfer, der sich mit Ratgebern zu umgeben weiß. Er ist nicht so verletzend mit seinen Worten wie Rafael Correa jeder Woche in seinem Report, den alle Radiostationen des Landes den Samstagmorgen verbreiten müssen, aber Vertrauen muss er sich doch erst noch einmal erarbeiten. Die Menschen zumindest in Quito sind den Sozialismus leid. Dieser hat den Staatsapparat fest im Griff. Vergleiche mit Venezuela kommen zwangsläufig auf.

Freitag, 17. Februar 2017

Tumorpatienten und die staatlichen Gesundheitssysteme

Sie kommen zu uns, weil sie oft keinen Rat mehr wissen, aber wir verfügen weder über die Möglichkeit der Chemo- noch der Bestrahlungstherapie und operieren können wir größere oder tiefer sitzende Tumoren nicht.
Der Staat hat große Anstrengungen unternommen. Es gibt neben medizinischen Einrichtungen der staatlichen Krankenversicherung die Einrichtungen des Gesundheitsministeriums für solche, die nicht gesetzlich versichert sind. Und dann gibt es SOLCA - eine staatliche Stiftung für Tumorpatienten mit gesonderten Krankenhäusern. Und alle drei Systeme arbeiten in bestimmten Bereichen zusammen. Aber wie immer in staatlichen Systemen hilft auch die beste Organisation nichts - es menschelt.
Da ist die 38-jährige Rosa aus einem Dorf im Urwald. Ovarial-Ca, sprich ein bösartiger Tumor der Eierstöcke. Sie kommt ins staatliche System, wird 2 Mal operiert. Die Chemotherapie wird nicht angesetzt. Jetzt ist ihr gesamter Bauch voller schleimiger Tumorzellen. Sie braucht vor der nächsten Therapie ein CT des Bauchraumes. Da das Gerät im staatlichen System aber defekt ist, muss sie es selbst privat machen lassen. Kosten 290 Dollar. Dann wird ihr versprochen, sie weiter zu behandeln. Sie hat wieder Hoffnung. Wir zahlen für die Untersuchung. Doch dann heißt es auf einmal. Es gibt keine Chance mehr. Sie soll heimgehen zum Sterben. Dabei ist Ovarialkrebs behandelbar. Man muss die Tumormassen reduzieren und dann folgen Chemotherapien. Aber es gibt im hiesigen System eben viele, die da aus einfachen Gründen rausfallen. Termine werden per e-mail - Anmeldung vergeben. Da kommen wir als Ausländer schon ins Schleudern. Wie schaffen das Indianer? Vor allem aber fehlt es an der Erklärung. Diese Tage kam ein Patient mit einen riesigen Tumor der Speicheldrüse. Er war im April 2016 bei uns zuerst diagnostiziert worden. Seit dieser Zeit läuft er im Tumorsystem des Staates von einer Untersuchung zur anderen. Inzwischen wissen wir, dass es ein Lymphdrüsenkrebs ist. Freunde haben ihm zu einer Operation geraten, weil der Tumor enorm wächst. 5 verschiedene Feinnadelbiopsien haben sie gemacht und schließlich die Chemotherapie vorbereitet. Zur selben Zeit hat jemand im gleichen Dorf eine Chemotherapie begonnen und ist nach wenigen Wochen jämmerlich verstorben. Das hat abgeschreckt. Er will operiert werden. In zwei Sitzungen in unserer Sprechstunde haben wir ihm nun die verschiedenen Therapien erklärt. Nun ist er bereit zur Chemotherapie, aber ist schon sehr spät. Da sind gute 6 Monate wegen fehlender Führung der Tumorpatienten verloren gegangen.
Weshalb unsere Indianerin mit ihrem Ovarialkarzinom nicht weiter behandelt wird, können wir nur ahnen. Das Gesundheitsministerium hat kein Geld mehr. Da ist es am Einfachsten, Indianer zum Sterben nach Hause zu schicken. Schließlich hat man ja schon was gemacht.
Oh, wenn ich doch wenigstens einen Op hätte, um sie zu operieren. Davon sind wir noch weit entfernt. Und Krach zu schlagen bringt gar nichts. Dann machen wir die Sache nur noch schlimmer und schaden unserer Klinik ebenfalls. Also heißt es all diese Ungerechtigkeiten unseres Gesundheitssystems zu schlucken und da zu helfen, wo wir es können. Wir haben nur eine sehr begrenzte Kraft.

Samstag, 11. Februar 2017

Mauerbau

Derzeit ist die Mauer des Präsidenten der USA Donald Trump in aller Munde. Und nicht nur an der Grenze zu Mexiko soll eine bis zu 3185 km lange Mauer errichtet werden. Auch an Flughäfen sind praktische Mauern errichtet worden. Weitere werden folgen.
Mauern erscheinen auf den ersten Blick als DIE Lösung. Dann können Latinos nicht mehr in die USA gelangen. Denn sie kommen nicht nur aus Mexiko. Sie kommen aus ganz Lateinamerika, besonders aus den unruhigen und armen Staaten Mittelamerikas. Aber auch für indigene Bewohner des hiesigen Hochlandes erscheinen die USA als das Paradies. Sie überqueren die Grenze bei Nacht und schlagen sich über Freunde bis in den Norden durch. Sie suchen Arbeit, sind mit den Billigjobs zufrieden. Über die Jahre bauen sie sich so eine neue Identität auf. Wer lange genug unentdeckt bleibt oder gar in den USA geborene Kinder nachweisen kann bleibt schließlich. Das beendet Trump jetzt mit einem riesigen Bauwerk, von dem man noch nicht einmal weiß, wie teuer es wird. Die Mauer soll nach ersten Plänen um die 10 m hoch sein und Fundamente bis 4,5 m aufweisen und das über gut 3000 km.
Dabei haben die USA in Guantanamo auf Kuba eigene Erfahrungen mit einem kommunistischen Regime, das seine eigenen Leute mit einer Mauer aus Stacheldraht, Mienen und Wachtürmen davon abhält, dass Kubaner auf US-amerikanischen Boden gelangen.
Was gibt es noch für Mauern? Da trennt eine Mauer Israel von den Palästinensern - über 700 km. Saudi Arabien schützt sich vor Guerilleros aus dem Jemen mit 1700 km Stacheldraht und weitere fast 1000 km gegenüber dem Irak. Es sind also fast alles verfeindete Partner aus Angst vor Terroristen oder Anschlägen. Aber auch Europa hat seine Zäune zwischen Nord - und Südirland zwischen verfeindeten Volksgruppen. Griechenland gegen die Türkei, Bulgarien gegen die Türkei und in Nordafrika in der Enklave Ceuta, wo ein über 6 Meter hoher Zaum mit Stacheldraht die Menschen nicht davon abhält aus Afrika nach dem Gelobten Kontinent Europa zu steigen.
Und es gibt zwei positive Beispiele, wo die Mauer keine Bedeutung mehr hat. Die 8800 km lange Chinesische Mauer hat dem Ansturm der mongolischen Völker nicht standgehalten und gilt heute nur noch als geldbringende Touristenattraktion. Und da ist die Berliner Mauer, die auch gefallen ist und stückweise in alle Welt verscherbelt wurde. Beide Mauern sind Beispiel, das Abschottung auf Dauer nicht funktioniert.
Jetzt wollen die USA wieder einmal eine Mauer bauen. Sie soll illegale Immigranten und Drogendealer abhalten. Bei Drogen wissen wir, dass niemand so erfinderisch ist wie diese Händler. Sie graben Tunnel, sie kommen mit kleinen U-Booten die Flüsse hinaufgefahren, sie bringen ihre Waren in Containern versteckt. Wo ein Markt besteht, wird auch verkauft, ob illegal oder nicht.
Und was die Latinos betrifft, die in die USA wollen zeigen die Zahlen, das derzeit mehr Menschen die USA in Richtung Mexiko verlassen größer ist als die Einwanderer. Soll die Mauer etwa die Auswanderung verhindern.
Wer bezahlt so ein gigantisches Bauwerk? Angeblich soll es aus Strafzöllen der Einfuhr aus Mexiko finanziert werden. Wenn mexikanische Autos teurer werden, werden sie woanders gefertigt. Diese Industrie ist so flexibel, dass da mit Sicherheit keine Milliarden zusammen kommen. Dann werden andere Länder ebenfalls mauern. Der Leidtragende war in der Geschichte immer der, der Strafzölle erhob. Es hat während der Diktatur Francos Spaniens Wirtschaft zerstört, es hat dem abgeschotteten Ostblock keine wirtschaftliches Glück beschert. Jetzt kommt "America first" als neues Schlagwort, als Allheilmittel wieder in Mode. Das Scheitern ist bereits vorprogrammiert.
Aber es gibt auch ein klein wenig positives Beispiel am Rande: An der Grenze zwischen Nord-und Südkorea besteht eine Mauer seit 1953. In der Region beidseits des Todesstreifens will keine leben, gibt es keine Industrie. Dafür hat sich die Natur diesen Streifen Land zurück erobert. Dort gibt es heute mehr Flora und Fauna als sonst wo im Land. Im Schatten eines kalten Krieges gedeihen andere, aber es ist ein gefährlicher Friede. Eine Mauer bringt nie Frieden auf Dauer für alle.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Vozandes Media in Quito beendet die Sendungen in dt. Sprache

Zum 31. Dezember 2016 wird es Wirklichkeit. Vozandes Media stellt seine deutschsprachigen Sendungen ein - ein tiefer Einschnitt. Nach dem II. Weltkrieg als neue Sprache im Programm von HCJB den 19 Sprachen hinzugefügt, die aus Quito in alle Welt gesendet wurden, war Deutsch vor allem für zwei Gruppen gedacht worden: Die Deutschsprachigen oft in ländlichen, einsamen Gebieten Lateinamerikas wohnenden Christen und die in Europa, besonders die in der DDR, die besseren Empfang hatten als die in der BRD. Die einen wollten geistliche Nahrung, am besten Bibelarbeiten über eine Stunde oder mehr, die anderen sollten in kurzen, prägnanten Sätzen für den Glauben gewonnen werden. 
Die deutsche Radioabteilung war eigentlich personell immer unterbesetzt. Viele Überstunden und ein brennendes Herz für die Zielgruppen machten den Personalmangel wett. Und immer wieder halfen Freiwillige. Diese Kurzzeitler wurden wirklich gebraucht und wer Verantwortung mitträgt, wächst daran. Eine lange Liste von jungen Leuten erlebte hier in der Praxis Entscheidendes für ihr Leben. Das Radio hat viele Menschen geprägt.
Warum also jetzt das Ende? Da sind wieder einmal wenige Mitarbeiter, die auch teil müde sind und keine Ablösung in Sicht. Aber da ist auch die Änderung im Radio. Kurzwelle ist fast nicht mehr gefragt. Mittelwelle wird weltweit abgeschafft zugunsten von UKW und mehr und mehr digitalen Medien. Deswegen werden die Sendungen in dt. Sprache jetzt in Deutschland selbst hergestellt und gesendet. Was also bleibt für Quito? Nach wie vor wichtig sind die Indianersprachen. Die hiesige Regierung hat große Anstrengungen unternommen, jede Volksgruppe des Landes zu erreichen. Aber es sind eben Regierungssendungen und die sind gefärbt. Wo erreichen wir die Menschen für das Evangelium? Viele von ihnen wohnen weit weg und sind bereits Christen. Sie brauchen etwas Praktisches für den Alltag. Und da sie abseits wohnen, ist die Kurzwelle nach wie vor das beste Medium, um sie zu erreichen. Sie brauchen Sendungen, die ihnen im täglichen Glauben weiterhelfen. Das wird weiterhin geschehen - Sendungen für verschiedene Indianersprachen des Landes und der Nachbargebiete in der jeweiligen Indianersprache. Gerade in einer Zeit des Kulturumbruchs ist das wichtig. Überall im Land verschwinden die Flecken, in denen Menschen isoliert leben. Da sind die Straßenprojekte der Regierung, Flugzeuge bringen Indianer aus den abgelegenen Urwalddörfern in die Städte. Der Staat baut Schulen mit Lehrern aus den Städten, die oft nicht gerne dort sind und ihr Einfluss ist oft nicht positiv. Touristen entdecken den Urwald mehr und mehr. Derzeit verändert sich Ecuador in wenigen Jahren in den ländlichen Gebieten mehr als in den letzten 50 Jahren zusammen genommen. Deswegen ist gerade jetzt wichtig, geistliche Impulse in der eigenen Sprache und von eigenen Christen dieser Kulturen zu senden. So gilt es jetzt Menschen in diesen Sprachen zu finden, die eine packende Botschaft vermitteln können, ohne in Extreme zu fallen. Wer kann das kontrollieren? Die Aufgabe ist spannend und herausfordernd.

Mich erinnert das an das Volk Israel. Die Juden sind ein Volk der Wanderung, des Exodus. Gott hat es allen Widerständen zum Trotz herausgeführt, aus einem Haufen Sklaven ohne Bildung ein Volk gemacht mit einer Schrift und klaren Gesetzen. Sie haben die Umgebung nachgeahmt und die Staatsform des Königtums gewählt. Das ging gründlich daneben. Nach der Babylonischen Gefangenschaft gab es nie wieder ein Königreich Israel, wenn auch Versuche.  Nach der Zeit Jesu sogar die Zerstreuung in alle Welt und auch heute leben die aller-allerwenigsten Juden in Israel. Ein Volk am Wandern mit vielen Schwierigkeiten auf diesem Weg. Israel ist unser Vorbild als Christen. Auch uns ist kein christlicher Staat verheißen. Da, wo wir Augen und Herzen öffnen für das, was Gott vorhat, entsteht kein Gottesstaat sondern eine kleine Gruppe von Christen, die Großes vollbringen können, weil Gott es will und segnet. Die Andenstimme in Quito geht gerade einen neuen Weg und sie sucht Begleiter......

Freitag, 16. Dezember 2016

Die verkürzte Weihnachtsgeschichte

Die bekannteste Geschichte der Bibel dürfte die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium sein und sie endet mit dem Vers 20: "Und die Hirten gingen heim und priesen Gott....." So sind wir es gewohnt und vergessen den nächsten Vers: "Und am 8. Tag wurde das Kind beschnitten und man gab ihm den Namen JESUS". Damit endet eigentlich die Geschichte wie alle Geburtsgeschichten in der Bibel, denn Jesus wurde als Jude geboren und einen Namen bekommt da ein Junge erst mit der Beschneidung - das Ende der Geburt.
Wenn wir die Geburtsgeschichte Jesu so sehen, dann erweist sich die Weihnachtsgeschichte als eine politisch brillante Geschichte. Am Anfang steht der mächtigste Mann der Welt - Kaiser Augustus. Er war ein überragender Staatsmann, hat Rom nach 30 Jahren Bürgerkrieg Frieden gebracht, das Steuersystem für das ganze römische Reich neu geordnet und die Wirtschaft zu einer nie dagewesenen Blüte gebracht. Er schloss die Türen des Tempels des Kriegsgottes Janus und baute einen Tempel für die Friedensgöttin PAX. Es wurde als erster als Kaiser, ja oft genug als göttlich verehrt. Augustus ist der Ehrentitel, der ihm vom Senat verliehen wurde.
 In genau der Mitte dieser streng gleich aufgebauten Geschichte treffen zwei Welten aufeinander: "Euch ist heute in der Stadt Davids der RETTER geboren, CHRISTUS, DER HERR. Da verkündigen die Engel einen anderen Heilsbringer, Erlöser und Herrn, einer, der zur selben Zeit diese Hoheitsbezeichnungen beansprucht. JESUS, ein Neugeborener aus ärmlichsten Verhältnissen. Auf einmal gewinnt diese uns doch so liebliche Weihnachtsgeschichte eine politische Dimension. Da geht es um den Herrschaftsanspruch der beiden Extreme der damaligen Welt. Jeder kannte Augustus. Die meisten römischen Bürgen jubelten ihm zu, war er doch ein Genie, das Frieden brachte, wie er seit Generationen nicht mehr war. Doch nicht alle waren über seine Maßnahmen erfreut. Die neuen Steuerlisten sicherten dem römischen Kaiser auch deutlich mehr Einnahmen. Italien und die großen Handelsstädte florierten. Doch die Rechnung zahlte die arme Bevölkerung. Wenige Jahre später, als der erwachsene Jesus seine Öffentlichkeitsarbeit begann lebten ca. 30 % der Bevölkerung Palästinas am oder unter dem Existenzminimum - Folge der grandiosen Maßnahmen Roms.
Die Weihnachtsgeschichte ist also die Gegenoffensive Gottes in aller Ärmlichkeit, aber mit einer Macht, die bald das römische Reich auf unmilitärische Weise überrollen und ändern sollte.
Das tut Gott bis heute. Er ruft unscheinbare Menschen, die in seinem Namen Missstände benennen, sich um die Unterdrückten kümmern, versuchen den Mitmenschen die Augen und Ohren für die Wahrheit zu öffnen und die Wahrheit hat einen Namen - Jesus Christus.
Das ist unsere Aufgabe als Christen generell, aber als Vozandes Media im Besonderen. Unsere Zeit geht zu Ende. In wenigen Tagen werden wir die bisherigen Sendungen einstellen, aber es bleibt weiter unser Ziel, Menschen wachzurütteln und den wahren Herrn dieser Welt zu verkündigen. Wir werden es weiter für die indigenen Völker unserer Region in ihrer jeweiligen Sprache tun - in Radio und medizinischer Arbeit in Shell im östlichen Tiefland Ecuadors. Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und vergessen Sie den 21. Vers des Weihnachtevangeliums nach Lukas mitzulesen. Er ist der Höhepunkt der Geschichte. Und er ändert Sichtweise und Leben.