Amerika ist derzeit der Kontinent mit den wenigsten Problemen. Wir haben keine großen Flüchlingsströme zu bewältigen, keine nennenswerten Kriege zu verzeichnen. Die Wirtschaft der meisten Staaten wächst, der Tourismus blüht. Man könnte zufrieden sein. Doch der Schein trügt, wie vorletzte Woche deutlich wurde, als 66 Personen aus dem Nahen und Mittleren Osten in Quito festgenommen wurden. Auf einmal wird deutlich, dass der Frieden in Ecuador schamlos ausgenutzt wurde. Da ist zunächst die Drogenmafia - eigentlich nichts Neues. Wir wissen, dass der Großteil der Drogen nach Nordamerika gehen, der Löwenanteil über Zentralamerika und Mexiko in die USA und ein wenig auch nach Kanada. Ein kleinerer Teil nimmt den Weg über Florida. Doch der nordamerikanische Markt boomt nicht mehr so. Zunehmend ist Europa Abnehmer der Ware. Die geht per Schiff direkt nach Europa aber auch zunehmend über Westafrika, neuerdings auch über den Umweg Südafrika. Was viele Jahre vorher mit Drogenkurieren angefangen hat in verschluckten Kapseln im Darm oder im Koffer mit doppeltem Boden per Flugzeug transportiert, läuft heute in großen Mengen über Schiffe, was dann am Zielort auf kleine Fischerboote verladen wird. Sogar kleine U-Boote sind im Einsatz, die große Flüsse hinauffahren können, also Grenzlinien ungesehen durchfahren.
Seit einigen Jahren öffnet sich ein neuer Markt. Und der fängt genauso wie früher der Transport per Reisende an: Wiederholt wurden auf den Flughäfen Ecuadors oder den Ankunftshäfen im Mittlerer Osten Drogenkuriere, Mulas genannt, mit über 10 kg Kokain festgenommen. Neu dabei ist, dass diese manchmal mit militanten Gruppierungen wie der Hisbolla im Libanon in Verbindung stehen. Bei der letzten Gruppe Verhafteter waren angeblich sogar per Interpol gesuchte 6 El Kaida Mitarbeiter dabei, die sofort und stillschweigend an die USA ausgeliefert wurden. Aber darüber wird hier nicht so richtig klar berichtet. Die Regierung, in ihren derzeitigen Problemen mit der nordamerikanischen Regierung will hier kein großes Aufhebens machen.
Die neue Verfassung Ecuadors hat viele Gefangene vorzeitige Hafterleichterung gebracht. Die "Mulas", die Drogenkuriere, die oft relativ leichtsinnig auf solche gewinnbringenden Geschäfte reingefallen sind, wurden statt mit 8 Jahren Gefängnis oft schon nach 2 Jahren freigelassen. Von 2300 Freigelassenen sind 160 rückfällig geworden. Das sind aber nicht die internationalen Gefangenen, die vorzeitig abgeschoben wurden. Es ist der Markt, der sich verschiebt und es ist eine Frage der Zeit, wann U - Boot mit Kokain auch in der arabischen Welt landen. Die neue Freiheit in einigen dieser Länder macht es möglich, auch "modern" zu leben. Die Verbindung zu terroristischen Gruppierungen bereitet Ecuador allerdings Sorgen, denn auch die Produktion verlagert sich. Der Anteil Kolumbiens beim Kokain ging auf ca. 42 % zurück. Peru wird derzeit als Anbauungsstandort für Coca wichtiger (ca 38%). Bolivien ebenfalls (ca 20%). Ecuador ist als Anbauland unwichtig, aber Durchgangsstation, ob aus Süden, ob aus Norden. Wer wird demnächst Einfluss in Ecuador suchen? Lateinamerika kann sich der internationalen Einbindung nicht entziehen. Die Insel der Seeligen oder Unschuldigen gibt es schon lange nicht mehr auf unserem Planeten.
Montag, 25. April 2011
Samstag, 16. April 2011
Der Mais
Derzeit ist in den meisten Teilen Ecuadors de Maisernte in vollem Gang, pünktlich zur Karwoche, wo es traditionsgemäß die FANESCA zu essen gibt, eine dickflüssige Suppe aus 12 Körnern; die mit gesalzenem Trockenfisch serviert wird. Um diese Fanesca zu kochen braucht man so viele Zutaten, dass es sich nicht lohnt, für eine einzelne Familie zu kochen. Diese Suppe wird in großen Töpfen zubereitet und man lädt dazu eine große Schar ein. Fanesca ist ein Gemeinschaftserlebnis. Der Mais ist darin das Zentrum, weil wir für die Fanesca verschiedenen Maissorten brauchen.
Amerika ist die Heimat des Mais, den es natürlich mittlerweile in aller Welt gibt. In Ecuador kennen wir derzeit mehrere Maissorten. Da ist der MIZHCA in relativ unangeordnete Kornfolge. Dieser Mais wächst im Hochland von über 2000 m Höhe. Er wird heutzutage, wenn er reif ist, zu Mehl und Tierfutter verarbeitet. Was früher geerntet wird, geht als CHOCLO auf den Markt, Maiskolben, die gekocht mit Salz und Käse gegessen werden, aber auch geröstet am Straßenrand angeboten werden.
Der ZHIMA wächst mehr im Süden des Hochlandes,. wo es trockener, aber wärmer ist. Man lässt ihn selten ganz reif werden. Diesen fast weißen Mais isst man wie in Deutschland Nudeln oder Kartoffeln zu den typischen Speisen. Dann gibt es den GUAGAL, der nur in feuchten Gebieten um den Chimborazo herum wächst, ein weißer Mais mit besonders großen Körnern. Er ist gut für die Herstellung von Maismehl. Die Sorte BLANCO BANDITO ist etwas kleiner, wächst aber mehr in höheren Regionen des Hochlandes. CHAUCHO ist die Maissorte, die mehr im Norden an der kalten kolumbianischen Grenze gedeiht. Diese Maissorte hat rötliche mit weißen Körnern gemischt, die aber streng in Reihen angeordnet sind.
Dann geht es über zum farbigen Mais. Iniap 555i ist ein Hybrid mit rötlichen und kleinen Körnern. Er eignet sich als Tierfutter, weil er nicht geschrotet werden muss. Und da ist der viel seltenere RACIMO DE UVA, zu Deutsch "Weintraube", eine blaue Maissorte, die selten gegessen wird. Sie wird fast ausschließlich exportiert und dient zur Färbung von Textilien. Dieser Mais wird an manchen Orten des Landes zur Herstellung der Colada Morada benutzt, einem leckeren süßen, dickflüssigen Getränk in der Zeit um Anfang November an Allerheiligen. In den Märkten ist er ansonsten fast nie anzutreffen.
Diese Auswahl ist nur ein Teil der Maissorten Ecuadors. Da wäre der MOROCHO und die vielen anderen Maissorten des Tieflandes zu erwähnen. Aber bei allem Mais im Essen in Ecuador: 80% der Ernte von reifem Mais landen im Vogelfutter zu allermeist für die Hühnerfarmen. 15% dient den Krabben als Nahrung, denn Ecuador ist der Welt zweitgrößter Krabben Exporteur. Und die letzten 5% sind Rinder-Kraft-Futter bestimmt.
Und es bewahrheitet sich wieder einmal die moderne Tendenz für landwirtschaftliche Produkte. Die meisten Pflanzenprodukte landen letztlich in unserem Fleisch, manchmal auch im Sprit fürs Autos. Direkt essen wir meist nur noch die Leckerbissen der Landwirtschaft.
Amerika ist die Heimat des Mais, den es natürlich mittlerweile in aller Welt gibt. In Ecuador kennen wir derzeit mehrere Maissorten. Da ist der MIZHCA in relativ unangeordnete Kornfolge. Dieser Mais wächst im Hochland von über 2000 m Höhe. Er wird heutzutage, wenn er reif ist, zu Mehl und Tierfutter verarbeitet. Was früher geerntet wird, geht als CHOCLO auf den Markt, Maiskolben, die gekocht mit Salz und Käse gegessen werden, aber auch geröstet am Straßenrand angeboten werden.
Der ZHIMA wächst mehr im Süden des Hochlandes,. wo es trockener, aber wärmer ist. Man lässt ihn selten ganz reif werden. Diesen fast weißen Mais isst man wie in Deutschland Nudeln oder Kartoffeln zu den typischen Speisen. Dann gibt es den GUAGAL, der nur in feuchten Gebieten um den Chimborazo herum wächst, ein weißer Mais mit besonders großen Körnern. Er ist gut für die Herstellung von Maismehl. Die Sorte BLANCO BANDITO ist etwas kleiner, wächst aber mehr in höheren Regionen des Hochlandes. CHAUCHO ist die Maissorte, die mehr im Norden an der kalten kolumbianischen Grenze gedeiht. Diese Maissorte hat rötliche mit weißen Körnern gemischt, die aber streng in Reihen angeordnet sind.
Dann geht es über zum farbigen Mais. Iniap 555i ist ein Hybrid mit rötlichen und kleinen Körnern. Er eignet sich als Tierfutter, weil er nicht geschrotet werden muss. Und da ist der viel seltenere RACIMO DE UVA, zu Deutsch "Weintraube", eine blaue Maissorte, die selten gegessen wird. Sie wird fast ausschließlich exportiert und dient zur Färbung von Textilien. Dieser Mais wird an manchen Orten des Landes zur Herstellung der Colada Morada benutzt, einem leckeren süßen, dickflüssigen Getränk in der Zeit um Anfang November an Allerheiligen. In den Märkten ist er ansonsten fast nie anzutreffen.
Diese Auswahl ist nur ein Teil der Maissorten Ecuadors. Da wäre der MOROCHO und die vielen anderen Maissorten des Tieflandes zu erwähnen. Aber bei allem Mais im Essen in Ecuador: 80% der Ernte von reifem Mais landen im Vogelfutter zu allermeist für die Hühnerfarmen. 15% dient den Krabben als Nahrung, denn Ecuador ist der Welt zweitgrößter Krabben Exporteur. Und die letzten 5% sind Rinder-Kraft-Futter bestimmt.
Und es bewahrheitet sich wieder einmal die moderne Tendenz für landwirtschaftliche Produkte. Die meisten Pflanzenprodukte landen letztlich in unserem Fleisch, manchmal auch im Sprit fürs Autos. Direkt essen wir meist nur noch die Leckerbissen der Landwirtschaft.
Sonntag, 10. April 2011
Eiszeit zwischen USA und Ecuador
Wikileaks hat wieder einmal zugeschlagen und seitdem sind die diplomatischen Beziehung Ecuadors zu den USA eingefroren. Die us-amerikanische Botschafterin in Quito, Heather Hodges wurde zu "persona non grata" erklärt und aufgefordert, das Land zu verlassen. Das war wie ein Paukenschlag. Die spanische Zeitung EL PAÍS hatte eine Meldung von Wikileaks veröffentlicht, in der eine Depesche der us-amerikanischen Botschaft an die Zentrale in Washington abgefangen wurde. Dort soll die Botschaft den ehemaligen Polizeigeneral in Quito als korrupt bezeichnet haben. Staatspräsident Correa wüsste davon, duldete aber einen korrupten Polizeichef, den er dann besser manipulieren könne. Nicht Ecuador hat die Meldung bei Wikileaks entdeckt, sondern eine ausländische Zeitung. Daraufhin wurde die Botschafterin zum ecuatorianischen Kanzel bestellt. Dort nahm sie kein Wort zurück, sondern sagte nur, dass sie sich zu gestohlenen Meldung nicht äußern würde. Das war der Regierung nicht genug und sie wurde aufgefordert, das Land zu verlassen.
Interessant waren die Einzelheiten der hohen Diplomatie: Ecuador reagierte auf einen Zeitungsmeldung und wartete auf eine Entschuldigung oder Berichtigung. Die kam nicht. Also ist die Depesche wohl richtig. Andererseits wird der Botschafterin Datum der Abreise vorgeschrieben und ausdrücklich erwähnt, dass es sich um eine persönliche Angelegenheit handelt, die die Beziehungen zu den USA nicht stören soll. Doch in Wirklichkeit sind die Beziehungen zu den USA schon lange nicht mehr gut und jetzt auf dem absoluten Nullpunkt.
Mit der Regierung Correa wurde die US-Militärbase zur Aufklärung der Drogentransporte geschlossen. Die USA arbeiten jetzt verstärkt in Kolumbien. Dann hat Kolumbien ein Lager der Untergrundorganisation FARC 3 km auf ecuatorianischem Boden angegriffen und die Rebellen samt ihrem Chef getötet. Die Ortung erfolgte mit Hilfe der USA. Es führte zu einen tiefen Verstimmung zwischen Kolumbien und Ecuador, die heute noch nicht überwunden sind. Die USA helfen Ecuador seit Jahren bei der Ausbildung der Militärs und Polizei. Deswegen haben sie auch interne Einblicke in deren Strukturen. Das ist der Regierung nicht recht. Da sind sicher auch Personalentscheidungen getroffen worden, die wiederum die USA stören.
Man fragt sich jetzt, warum Ecuador so hart auf eine nicht offizielle Meldung reagiert. Viele Stimmen auch aus der eigenen Partei des Präsidenten weisen auf vielen andere Meldungen von Wikileaks über Politiker aus Lateinamerika hin, die jedermann im Internet nachlesen kann und die solche Politiker noch ganz anders persönlich diffamieren und doch gab es keine diplomatischen Aktionen. Die einzige Erklärung ist, dass die Regierung übersensibel und diplomatisch unerfahren ist. Sie hat am nächsten Tag reagiert und ohne eine klare Taktik. Einen Streit gleich auf der höchsten Ebene auszufechten, gibt dann keine Möglichkeit für geeignete Maßnahmen. Der Streit ist längst keine Kleinigkeit zwischen Ecuador und einer Frau, die zufällig Botschafterin ist. Es ist ein Streit mit dem wichtigsten wirtschaftlichen Partner. Und da sollte man vorsichtig sein. Ich sehe bei Ecuadors Regierung eine ähnliche Haltung wie bei Hugo Chavez in Ecuador. Ist er persönlich beleidigt worden, lässt er Militär an der Grenze zu Kolumbien auffahren und droht mit einem Militärschlag. Der Verlierer ist er dann selbst. Ecuador ist mit solchen Maßnahmen auf dem besten Weg zur selbst gewählten Isolierung.
Interessant waren die Einzelheiten der hohen Diplomatie: Ecuador reagierte auf einen Zeitungsmeldung und wartete auf eine Entschuldigung oder Berichtigung. Die kam nicht. Also ist die Depesche wohl richtig. Andererseits wird der Botschafterin Datum der Abreise vorgeschrieben und ausdrücklich erwähnt, dass es sich um eine persönliche Angelegenheit handelt, die die Beziehungen zu den USA nicht stören soll. Doch in Wirklichkeit sind die Beziehungen zu den USA schon lange nicht mehr gut und jetzt auf dem absoluten Nullpunkt.
Mit der Regierung Correa wurde die US-Militärbase zur Aufklärung der Drogentransporte geschlossen. Die USA arbeiten jetzt verstärkt in Kolumbien. Dann hat Kolumbien ein Lager der Untergrundorganisation FARC 3 km auf ecuatorianischem Boden angegriffen und die Rebellen samt ihrem Chef getötet. Die Ortung erfolgte mit Hilfe der USA. Es führte zu einen tiefen Verstimmung zwischen Kolumbien und Ecuador, die heute noch nicht überwunden sind. Die USA helfen Ecuador seit Jahren bei der Ausbildung der Militärs und Polizei. Deswegen haben sie auch interne Einblicke in deren Strukturen. Das ist der Regierung nicht recht. Da sind sicher auch Personalentscheidungen getroffen worden, die wiederum die USA stören.
Man fragt sich jetzt, warum Ecuador so hart auf eine nicht offizielle Meldung reagiert. Viele Stimmen auch aus der eigenen Partei des Präsidenten weisen auf vielen andere Meldungen von Wikileaks über Politiker aus Lateinamerika hin, die jedermann im Internet nachlesen kann und die solche Politiker noch ganz anders persönlich diffamieren und doch gab es keine diplomatischen Aktionen. Die einzige Erklärung ist, dass die Regierung übersensibel und diplomatisch unerfahren ist. Sie hat am nächsten Tag reagiert und ohne eine klare Taktik. Einen Streit gleich auf der höchsten Ebene auszufechten, gibt dann keine Möglichkeit für geeignete Maßnahmen. Der Streit ist längst keine Kleinigkeit zwischen Ecuador und einer Frau, die zufällig Botschafterin ist. Es ist ein Streit mit dem wichtigsten wirtschaftlichen Partner. Und da sollte man vorsichtig sein. Ich sehe bei Ecuadors Regierung eine ähnliche Haltung wie bei Hugo Chavez in Ecuador. Ist er persönlich beleidigt worden, lässt er Militär an der Grenze zu Kolumbien auffahren und droht mit einem Militärschlag. Der Verlierer ist er dann selbst. Ecuador ist mit solchen Maßnahmen auf dem besten Weg zur selbst gewählten Isolierung.
Mittwoch, 30. März 2011
Marco und sein Spielzeug
Mitten während eines Gewitters ein weiterer Donnerschlag, wenn auch etwas anders. 10 Minuten später lautes Geschrei am Hospitaleingang. Eine kreischende Mutter bringt ihren 7-jährigen Sohn im Schockzustand zur Notfallaufnahme. Von beiden Händen gibt es nur noch wenige Reste und das Kind ist blutüberströmt. Wir ziehen alle Register. Beiden Lungen sind kollabiert und bluten. Das Gesicht, der Hals und der Brustkorb zeigen tiefe Wunden, der Brustkorb ist offen und blutet aus großen Gefäßen und beide Augen sind durchlöchert.
Der Junge hat eine Stange Dynamit gefunden und in der Hundhütte neben seinem Haus mit einem Streichholz entzündet. Da half auch nicht, dass es die Stange im Sand verbuddeln wollte. Seinem Vetter, der dahinter stand, erging es nicht ganz zu schlimm.
Jetzt ist gut eine Woche vergangen. Die Hände sind beide am Handgelenk amputiert, die Lungenwunden sind am Verheilen, er braucht kein Beatmungsgerät mehr und ist fieberfrei. Auch die tiefen Wunden in Gesicht, Hals und Brustkorb heilen erstaunlich gut. Ein Auge hat sich soweit erholt, dass er Gegenstände erkennen kann, mit dem anderen sieht er (noch?) nicht.
Die Entlassung steht an. Jetzt ist die Frage, wie es weiter geht. Eine Welle der Hilfe ist angelaufen. Drei Fernsehstationen waren im Krankenhaus, um Geld für die Behandlung zu suchen.
Für das Kind beginnt jetzt ein langer Prozess eines anderen Lebens. Da werden wir viel Geduld und Hilfe brauchen: Zwei Prothesen als Handersatz, vielleicht weitere Operationen, um die Unterarme zu einer Greiffunktion umzubilden. Die Augen brauchen sicher noch viel Hilfe.
In allem aber zeigt sich auch ein familiäres Drama. Das Kind stammt aus einer kurzen Liebschaft der Mutter mit einem Militär, der längst eine andere Frau und Familie hat. Ein neuer "Mann" zog ins Haus, der wenig Verantwortung zeigte und sein Dynamit zu Fischen im Schuppen versteckt hat. Das wird jetzt nicht mehr zum Fischen gebraucht. Aber jeder der Erwachsenen denkt an sich, nicht aber an die Kinder und so ist das Unglück passiert. Jetzt kam es zu einer teuren Lehre. Der Vater des Kindes hat jetzt die Vaterschaft offiziell an den neuen Vater abgetreten, den "schwarzen Peter weiter gegeben bis hin zur offiziellen Namensänderung und sich aus dem Staub gemacht.
Leben zwischen zwei Extremen
Wir arbeiten in einem Ausbildungskrankenhaus. Bei uns gehen Medizinstudenten und Ärzte in der Facharztausbildung ein und aus. Auch viele andere Mitarbeiter unseres Hospitales machen ein Zusatzstudium. Etwa als Schwesternhelferin studieren sie nebenberuflich, um das Schwesternexamen abzulegen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wissbegierig Ecuatorianer sind. Sie wollen aufsteigen, belegen Fernkurs an der Uni, um sich neben der Arbeit fortzubilden. Diese Menschen zeigen ein zielstrebiges Leben. Es sind vor allem die Frauen, die heutzutage ein Hospital prägen. Auch der Arztberuf ist in Ecuador zu über 50% weiblich bestimmt. Und sie leisten Großes. Wenige in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner sind verheiratet und noch weniger von ihnen haben Kinder. Wenn doch, dann betreut die Oma oder eine Hausangestellte das Kind, denn die dreijährige Facharztausbildung ist anstrengend mit durchschnittlich jeder 3. Nacht Rufdienst. Bei den Krankenschwestern sieht es nicht viel anders aus. Fragt man diese Menschen nach ihrer Motivation, so ist es klar, dass frau heute einen Beruf haben muss. Sie will eigene Sicherheit haben, falls die Ehe schief geht und sie will sich selbst verwirklichen. Diese Ziele sind den jungen Menschen seit dem Kindergarten eingetrichtert worden. Sie sind widerspruchsloses Allgemeingut geworden. Nachteil: Keine Zeit für Familie, wenig Zeit zum Zusammenwachsen als Ehepaar, hohe Scheidungsrate auch unter Christen. Ein ständiges Suchen nach einer guten Arbeitsstelle, aber dafür ein höherer Lebensstandard.
Das andere Extrem erleben wir in unserer Quichuagemeinde in Mondayacu am Rande des Urwaldes. Auch dort gehen alle auf die Schule, aber der Standard ist nicht so hoch, dass man in die großen Städte zum Studieren gehen kann. Die wenigen, die es versucht haben, sind gescheitert oder haben die Verbindung zum Dorf verloren. Also gibt es zwei Chancen. Man studiert an einer nahen Universität, aber nur schleppend, weil es etwas kostet und man mit dem Abschluss auch nicht automatische eine Arbeit findet. Besser gleich arbeiten gehen, aber für einen Hungerlohn. Dann reicht es für ein Handy und ab und zu ein Fest. Solchen Jugendlichen etwas von Lebensplanung erzählen zu wollen ist wie gegen eine Wand zu reden. Sie suchen lustlos Arbeit, am besten über Beziehungen, nicht über Ausbildung und zu einer Familie reicht es auch nicht. Zwar möchten sie Kinder haben und viele Mädchen fangen damit schon während der Schulzeit damit an, was zur Unterbrechung ihrer Schulzeit führt, aber geheiratet wird gar nicht oder erst sehr spät. Es gibt zwar viel mehr Kinder im Dorf als in den Städten, aber wenige wirklich intakte Familien, egal ob sie Christen sind oder nicht. Man lebt in den Tag hinein immer auch der Suche nach dem Geld für morgen.
Im Gleichnis vom reichen Jüngling zeigt Jesu, wie schwer es für Reiche ist, ins Reich Gottes zu kommen und zu einem erfüllten Leben. Wir müssen die richtige Lebensentscheidung fällen, dann werden wir im Sehen leben, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten. Reich sind die einen wie die anderen, die einen haben mehr Geld, haben ihren Beruf, konzentrieren sich auf Karriere, Haus etc. Den anderen ist der Geldverdienst auch so wichtig, dass sie Familie und Zukunft vergessen. Wie schwer ist es doch für beide Gruppen, ins Reich Gottes zu kommen. Und wir merken, wie schwer wirkliche Verkündigung ist. Wir können sie nur vorleben.
Das andere Extrem erleben wir in unserer Quichuagemeinde in Mondayacu am Rande des Urwaldes. Auch dort gehen alle auf die Schule, aber der Standard ist nicht so hoch, dass man in die großen Städte zum Studieren gehen kann. Die wenigen, die es versucht haben, sind gescheitert oder haben die Verbindung zum Dorf verloren. Also gibt es zwei Chancen. Man studiert an einer nahen Universität, aber nur schleppend, weil es etwas kostet und man mit dem Abschluss auch nicht automatische eine Arbeit findet. Besser gleich arbeiten gehen, aber für einen Hungerlohn. Dann reicht es für ein Handy und ab und zu ein Fest. Solchen Jugendlichen etwas von Lebensplanung erzählen zu wollen ist wie gegen eine Wand zu reden. Sie suchen lustlos Arbeit, am besten über Beziehungen, nicht über Ausbildung und zu einer Familie reicht es auch nicht. Zwar möchten sie Kinder haben und viele Mädchen fangen damit schon während der Schulzeit damit an, was zur Unterbrechung ihrer Schulzeit führt, aber geheiratet wird gar nicht oder erst sehr spät. Es gibt zwar viel mehr Kinder im Dorf als in den Städten, aber wenige wirklich intakte Familien, egal ob sie Christen sind oder nicht. Man lebt in den Tag hinein immer auch der Suche nach dem Geld für morgen.
Im Gleichnis vom reichen Jüngling zeigt Jesu, wie schwer es für Reiche ist, ins Reich Gottes zu kommen und zu einem erfüllten Leben. Wir müssen die richtige Lebensentscheidung fällen, dann werden wir im Sehen leben, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten. Reich sind die einen wie die anderen, die einen haben mehr Geld, haben ihren Beruf, konzentrieren sich auf Karriere, Haus etc. Den anderen ist der Geldverdienst auch so wichtig, dass sie Familie und Zukunft vergessen. Wie schwer ist es doch für beide Gruppen, ins Reich Gottes zu kommen. Und wir merken, wie schwer wirkliche Verkündigung ist. Wir können sie nur vorleben.
Montag, 28. März 2011
Kindersterblkichkeit in Ecuador
Seit Wochen hält ein Thema in Ecuador die Gemüter in Bewegung, die Sterblichkeit von Neugeborenen. Die Regierung hat sich Ziel gesetzt, alle Schwangeren einschließlich Geburt und die Kinder bis zu 5 Jahren kostenfrei zu betreuen. Die Kosten trägt das staatliche Gesundheitssystem. Und so haben Privatkliniken dagegen einen schweren Stand. So sind die meisten Frauen zu staatlichen Einrichtungen gegangen, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen. Doch die waren oft überfordert. Ecuador weist bei 14 Mio. Einwohnern fast halb so viele Geburten auf wie Deutschland mit über 80 Mio. Bewohnern, nämlich 279 000 Geburten im letzten Jahr. Doch seit einiger Zeit kriselt es in den großen Geburtszentren. In Guayaquil, der großen Hafenstadt am Pazifik, starben eine Reihe Neugeborener durch eine nachgewiesene übertragene Infektion. Das hat zu Schlagzeilen geführt und eingehenden Untersuchungen. Ein Ergebnis war, dass der Keim in den Seifenspendern saß und von dort weiter verbreitet wurde. Ein weiterer kleinerer Skandal zeigte sich im Süden in Cuenca und in Loja und schlie0lich in Santo Domingo. Letztere Stadt ist die schnellst wachsende Region des Landes, neu gekürte Provinzhauptstadt, Drogenumschlagszentrum und Stadt mit viel Kriminalität. Dort platzt alles, von der Verkehrsplanung, über kontrollierten Wohnungsbau bis hin zum Krankenhaus aus den Nähten. Im dortigen staatlichen Krankenhaus wurden Neugeborene in Kartons gelegt, mussten sich zwei einen Platz in einer Wärmhalteeinheit teilen. Und entsprechende Probleme gab es, die die Regierung mit werbewirksamen Aktionen zu übertünchen versuchte. Das alles waren neuralgische Punkte, die sicher nicht den normalen Alltag des Landes darstellten, aber für Schlagzeilen sorgten. Die Seifenspender wurden ausgewechselt, neue Geräte wurden eiligst angeschafft. Jetzt geht die Regierung zu Gegenangriff über und zeigt die internationalen Erfolge auf.
Im Vergleich steht Ecuador bei der Kindersterblichkeit in Lateinamerika genau im Mittelfeld. Nummer eins und alle in den Schatten stellend ist Kuba mit 0,3% = 3 Kinder auf 1000 Geburten und Schlusslicht Bolivien mit 2,2 und weit abgeschlagen Haiti mit 2,7% Kindersterblichkeit. Man muss wissen, dass in dieser Statistik alle Kinder enthalten sind, die auch nicht überleben können, weil sie einen schweren Herzfehler, eine andere schwerwiegende erbliche Erkrankung haben und die ersten 28 Tage nicht überleben. Das ist in Deutschland anders, weil viele dieser Kinder vorher schon abgetrieben werden. Ein direkter statistischer Vergleich ist deswegen nicht möglich. Aber Ecuador liegt immer noch vor Brasilien, das natürlich mit seinem riesigen Gebiet und vieler ländlicher Regionen Probleme mit der Gesundheitsvorsorge aufweist. Abgeschlagen in Lateinamerika sind Guayana, Bolivien und Haiti, aber das hat politische Gründe.
Ecuador liegt im ranking in der Mitte, aber das ist kein Ruhmesblatt füe eine sozialistische Regierung, die führend sein will. Sie hat eine wichtiges Instrument, die Zukunft des Landes, die Neugeborenen in die Hand genommen. Doch an vielen besonders kritischen Punkten war sie überfordert oder hatte schlechte Berater. Die Schlagzeilen haben sie aufgescheucht. Doch noch gibt es keinen Grund, sich zufrieden zurück zu lehnen. Jeder Säugling der stirbt, warum auch immer, ist einer zuviel. Und das wissen die Menschen hier, besonders die Eltern.
Im Vergleich steht Ecuador bei der Kindersterblichkeit in Lateinamerika genau im Mittelfeld. Nummer eins und alle in den Schatten stellend ist Kuba mit 0,3% = 3 Kinder auf 1000 Geburten und Schlusslicht Bolivien mit 2,2 und weit abgeschlagen Haiti mit 2,7% Kindersterblichkeit. Man muss wissen, dass in dieser Statistik alle Kinder enthalten sind, die auch nicht überleben können, weil sie einen schweren Herzfehler, eine andere schwerwiegende erbliche Erkrankung haben und die ersten 28 Tage nicht überleben. Das ist in Deutschland anders, weil viele dieser Kinder vorher schon abgetrieben werden. Ein direkter statistischer Vergleich ist deswegen nicht möglich. Aber Ecuador liegt immer noch vor Brasilien, das natürlich mit seinem riesigen Gebiet und vieler ländlicher Regionen Probleme mit der Gesundheitsvorsorge aufweist. Abgeschlagen in Lateinamerika sind Guayana, Bolivien und Haiti, aber das hat politische Gründe.
Ecuador liegt im ranking in der Mitte, aber das ist kein Ruhmesblatt füe eine sozialistische Regierung, die führend sein will. Sie hat eine wichtiges Instrument, die Zukunft des Landes, die Neugeborenen in die Hand genommen. Doch an vielen besonders kritischen Punkten war sie überfordert oder hatte schlechte Berater. Die Schlagzeilen haben sie aufgescheucht. Doch noch gibt es keinen Grund, sich zufrieden zurück zu lehnen. Jeder Säugling der stirbt, warum auch immer, ist einer zuviel. Und das wissen die Menschen hier, besonders die Eltern.
Sonntag, 20. März 2011
Wenn zwei das Gleiche haben......
Diese Woche hatten wir ziemlich viele Patienten. Es kamen viele Unfälle, jede Menge Patienten mit Bauchschmerzen aus den verschiedensten Gründen und viele geplante Operationen nach Feiertagen zu Fasching. Und so hatten wir, was äußerst selten vorkommt, alle Betten belegt. Unter den Patienten war einer mit einer ernsthaften Knochenvereiterung. Der musste isoliert werden, bekam während der Operation einen äußeren Spanner zur Knochenstabilisierung und eine spezielle Antibiotiumtherapie. Dieser Patient David ist seit langer Zeit unser Patient. Er hatte vor 8 Monaten sein Bein auf Oberschenkelhöhe durch einen Motorradunfall zu 80% amputiert. Der Erhaltungsversuch war positiv, aber nach Entfernung alle äußeren Hilfen war der Oberschenkel wegen erneut aufflammender Entzündung wieder gebrochen. Hoffentlich heilt er jetzt.
Aber Daniel ist engagierter Christ und arbeitet mit anderen Missionaren im Gemeindebau hier in Oriente Ecuadors zusammen. Seine Freunde kümmern sich rührend um ihn und bezahlen auch große Teile der Rechnung.
Und da ist da Walter. Das ganze Gegenteil. Beide sind ähnlich alt, aber Walters Leben ist eine Serie von Problemen, vor allem mit Drogen. Und so wurde er mit einer Gruppe Freunden verletzt, als ein Auto mehrere Personen erwischte. Walter wurde mit Oberschenkelbrüchen beidseits schließlich operiert, war aber von Anfang an nie schmerzfrei. 2 1/2 Monate später kam er zu uns mit völlig instabilen Frakturen und Fieber. Wir entfernten den infizierten und verbogenen Marknagel, schienten durch äußeren Spanner den Knochen - und legten ihn aus Platzmangel neben David. Es stellte sich heraus, dass sie beide den gleichen multiresistenten Keim haben (Staphylokokkus aureus).
Und zwei, die isoliert sind, nicht einfach das Zimmer verlassen und sich zu anderen Patienten gesellen dürfen, haben viel Zeit, sich miteinander zu unterhalten. So haben sich beide viel von einander erzählen können. Das hat Walter neugierig gemacht. Da ist einer viel schlimmer dran als er selbst und klagt nicht, hat Schmerzen, aber hat eine Hoffnung, weil er eine Perspektive im Leben besitzt, die ihm selbst abhanden kam. So kam Walter an den Punkt, sein Leben zu überdenken und hat eine Entscheidung gefällt, Jesu nachzufolgen und sich von ihm leiten zu lassen. Seine Mutter ist Mitglied einer Gemeinde weiter südlich im Oriente. Diese Gemeinde betet für den "verlorenen Sohn" und hat auch eine große Kollekte zur Deckung der Krankenhauskosten veranstaltet. Wir sind gespannt aus das Dauerergebnis, denn Seelenregungen sehen wir oft, aber mit wenig Tiefgang. Walter braucht gerade jetzt unser Gebet. Wenn zweie das Gleiche haben und isoliert sind, kann das auch manchmal ein Segen sein.
Aber Daniel ist engagierter Christ und arbeitet mit anderen Missionaren im Gemeindebau hier in Oriente Ecuadors zusammen. Seine Freunde kümmern sich rührend um ihn und bezahlen auch große Teile der Rechnung.
Und da ist da Walter. Das ganze Gegenteil. Beide sind ähnlich alt, aber Walters Leben ist eine Serie von Problemen, vor allem mit Drogen. Und so wurde er mit einer Gruppe Freunden verletzt, als ein Auto mehrere Personen erwischte. Walter wurde mit Oberschenkelbrüchen beidseits schließlich operiert, war aber von Anfang an nie schmerzfrei. 2 1/2 Monate später kam er zu uns mit völlig instabilen Frakturen und Fieber. Wir entfernten den infizierten und verbogenen Marknagel, schienten durch äußeren Spanner den Knochen - und legten ihn aus Platzmangel neben David. Es stellte sich heraus, dass sie beide den gleichen multiresistenten Keim haben (Staphylokokkus aureus).
Und zwei, die isoliert sind, nicht einfach das Zimmer verlassen und sich zu anderen Patienten gesellen dürfen, haben viel Zeit, sich miteinander zu unterhalten. So haben sich beide viel von einander erzählen können. Das hat Walter neugierig gemacht. Da ist einer viel schlimmer dran als er selbst und klagt nicht, hat Schmerzen, aber hat eine Hoffnung, weil er eine Perspektive im Leben besitzt, die ihm selbst abhanden kam. So kam Walter an den Punkt, sein Leben zu überdenken und hat eine Entscheidung gefällt, Jesu nachzufolgen und sich von ihm leiten zu lassen. Seine Mutter ist Mitglied einer Gemeinde weiter südlich im Oriente. Diese Gemeinde betet für den "verlorenen Sohn" und hat auch eine große Kollekte zur Deckung der Krankenhauskosten veranstaltet. Wir sind gespannt aus das Dauerergebnis, denn Seelenregungen sehen wir oft, aber mit wenig Tiefgang. Walter braucht gerade jetzt unser Gebet. Wenn zweie das Gleiche haben und isoliert sind, kann das auch manchmal ein Segen sein.
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