Amerika ist derzeit der Kontinent mit den wenigsten Problemen. Wir haben keine großen Flüchlingsströme zu bewältigen, keine nennenswerten Kriege zu verzeichnen. Die Wirtschaft der meisten Staaten wächst, der Tourismus blüht. Man könnte zufrieden sein. Doch der Schein trügt, wie vorletzte Woche deutlich wurde, als 66 Personen aus dem Nahen und Mittleren Osten in Quito festgenommen wurden. Auf einmal wird deutlich, dass der Frieden in Ecuador schamlos ausgenutzt wurde. Da ist zunächst die Drogenmafia - eigentlich nichts Neues. Wir wissen, dass der Großteil der Drogen nach Nordamerika gehen, der Löwenanteil über Zentralamerika und Mexiko in die USA und ein wenig auch nach Kanada. Ein kleinerer Teil nimmt den Weg über Florida. Doch der nordamerikanische Markt boomt nicht mehr so. Zunehmend ist Europa Abnehmer der Ware. Die geht per Schiff direkt nach Europa aber auch zunehmend über Westafrika, neuerdings auch über den Umweg Südafrika. Was viele Jahre vorher mit Drogenkurieren angefangen hat in verschluckten Kapseln im Darm oder im Koffer mit doppeltem Boden per Flugzeug transportiert, läuft heute in großen Mengen über Schiffe, was dann am Zielort auf kleine Fischerboote verladen wird. Sogar kleine U-Boote sind im Einsatz, die große Flüsse hinauffahren können, also Grenzlinien ungesehen durchfahren.
Seit einigen Jahren öffnet sich ein neuer Markt. Und der fängt genauso wie früher der Transport per Reisende an: Wiederholt wurden auf den Flughäfen Ecuadors oder den Ankunftshäfen im Mittlerer Osten Drogenkuriere, Mulas genannt, mit über 10 kg Kokain festgenommen. Neu dabei ist, dass diese manchmal mit militanten Gruppierungen wie der Hisbolla im Libanon in Verbindung stehen. Bei der letzten Gruppe Verhafteter waren angeblich sogar per Interpol gesuchte 6 El Kaida Mitarbeiter dabei, die sofort und stillschweigend an die USA ausgeliefert wurden. Aber darüber wird hier nicht so richtig klar berichtet. Die Regierung, in ihren derzeitigen Problemen mit der nordamerikanischen Regierung will hier kein großes Aufhebens machen.
Die neue Verfassung Ecuadors hat viele Gefangene vorzeitige Hafterleichterung gebracht. Die "Mulas", die Drogenkuriere, die oft relativ leichtsinnig auf solche gewinnbringenden Geschäfte reingefallen sind, wurden statt mit 8 Jahren Gefängnis oft schon nach 2 Jahren freigelassen. Von 2300 Freigelassenen sind 160 rückfällig geworden. Das sind aber nicht die internationalen Gefangenen, die vorzeitig abgeschoben wurden. Es ist der Markt, der sich verschiebt und es ist eine Frage der Zeit, wann U - Boot mit Kokain auch in der arabischen Welt landen. Die neue Freiheit in einigen dieser Länder macht es möglich, auch "modern" zu leben. Die Verbindung zu terroristischen Gruppierungen bereitet Ecuador allerdings Sorgen, denn auch die Produktion verlagert sich. Der Anteil Kolumbiens beim Kokain ging auf ca. 42 % zurück. Peru wird derzeit als Anbauungsstandort für Coca wichtiger (ca 38%). Bolivien ebenfalls (ca 20%). Ecuador ist als Anbauland unwichtig, aber Durchgangsstation, ob aus Süden, ob aus Norden. Wer wird demnächst Einfluss in Ecuador suchen? Lateinamerika kann sich der internationalen Einbindung nicht entziehen. Die Insel der Seeligen oder Unschuldigen gibt es schon lange nicht mehr auf unserem Planeten.
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