Mittwoch, 23. Juli 2014

Eine Geburt steht an

   Ziemlich genau 9 Monate sind es her, dass wir für die Neueröffnung des Hospitals in Shell kämpfen. Ein Stiftung muss hierzulande von einem Ministerium anerkannt werden, in unserem Fall vom Gesundheitsministerium. Von Freunden hörten wir, dass dieser Prozess ein bis zwei Jahre dauert. Die ersten 7 Wochen versuchten wir, den Geldbetrag von $ 4000,- auf ein Sperrkonto einzuzahlen, aber alle Banken sträubten sich, weil sie der Name der Stiftung noch nicht offiziell war. Doch keiner gab uns die Bestätigung, dass wir den Namen Misión Cristiana de Salud für unsere Stiftung benutzen konnten.
    Dann wurden die Statuten eingereicht, korrigiert und sie "reiften" auf den Schreibtischen dort. Jede Woche mindestens ein Besuch dort beschleunigte den Prozess bei aller Freundlichkeit des Personals nicht sonderlich. Jetzt wurde die Stiftung vom Gesundheitsministerium unterschrieben und wird in Kürze im Gesetzblatt veröffentlicht, was auch immer "Kürze" heißt. Dann haben wir von der Stiftung Zeit, längst vorbreitete Papiere abzugeben. In diesem Moment werden wir legal sein und können loslegen.
    Wir brauchen Geld und das soll zuallererst aus Ecuador selbst kommen. Das Projekt darf nicht länger vom Ausland abhängig sein! Pressekampagnen wie Radiospots etc. sind gaplant.
    Die Menschen hier in der Provinz und auch außerhalb sprechen uns täglich darauf an, wann das Hospital endlich wieder eröffnet. Unsere Wohnung ist Sprechzimmer, wann immer wir in Shell sind. Die Not ist groß, denn ein sozialistisches System auch in der Medizin funktioniert nur bedingt. Es ist überlastet. Selbst das Personal des staatlichen Gesundheitssystems wartet dringend auf die Wiedereröffnung "der Konkurrenz".
    Unser Stammpersonal hat in diesen 9 Monaten einen geistlich Refungsprozess durchgemacht. Es ist im Glauben gewachsen, trifft sich einmal wöchentlich zum Gebet und zu einem Fastentag pro Monat. Die meisten haben Arbeit im staatlichen System gefunden, bezeugen Jesus dort aber warten auf die Rückkehr in IHR Hospital, obwohl sie viel, viel weniger verdienen werden.
    Unsere Zukunft: Wir werden Geld sammeln, denn das Krankenhaus ist inzwischen ausgebeint. Fast alle Monitoren, Intensivbetten, Laborgeräte sind von der Mission nach Quito geschafft worden. Es gibt fast keine Computer mehr. Nur die Leitungen liegen noch. Dazu müssen viele Reparaturen durchführt werden. Aber zuerst ist es wichtig, dass die Mission HCJB, die jetzt Reach Beyond heißt, uns das Hospital verkauft. Die Verhandlungen stehen noch aus, aber die Zeit drückt den Preis. Trotz Wächter ist inzwischen eingebrochen worden.  Für die Reach Beyond ist auch die Zeit ein Verlustgeschäft.
    Dann aber brauchen wir die staatlichen Erlaubnisbescheinigungen für Röngten, Labor etc. etc. mit Umweltgutachen und so weiter.

    Der Weg ist noch weit, aber mit der Unterschrift der Gesundheitsbehörde ist ein wichtiger Schritt getan. Das "Kind" ist dabei, geboren zu werden. Nach 9 Monaten ist es reif. Danke für alle Gebete und Begleitung aus der Ferne.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Begleitung von Menschen um uns herum

Nennen wir ihn Carlos. Er ist uns seit Jahren wohl bekannt, da seine Mutter in unserem Hospital in Shell arbeitete. Er ist ein typisches Scheidungskind der hiesigen Gesellschaft. Und die arbeitende Mutter hatte nie besonders viel Zeit für ihn und die Geschwister. So wuchs er in einer Clique auf, geriet in den falschen Kreise und verschrieb sein Leben dem Teufel. Es ging ihm dabei meistens gut, hatte viele Freunde, verdiente später sein Geld hier und da, aber einen wirklichen Beruf hat er nicht. Auf einer Reise durch Südamerika geriet er ins Gefängnis. Die Mutter überwies Geld, und er kam frei. Carlos berichtet selbst, dass sein Leben eigentlich leer war und zur "Rechten wie zur Linken lagen Leichen". Nicht dass er dran schuld war, aber in seiner unmittelbaren Nähe wurden Menschen ermordet, passierten Unfälle und Verbrechen. Vor fast 3 Jahren dann landete er in unserem Hospital. Dort merkte er, dass sein eben eine Änderung braucht. Er sagte unter Zeugen dem Satan ab und wandte sich Jesus zu. Es war ein bewegendes Ereignis. Er versprach, jetzt mit unserem Pastor die Bibel zu studieren - tat es aber nicht wirklich.
Dann verschwand er aus unseren Gesichtsfeld und begab sich wieder an seine Arbeit, Touristen auf ihren Abenteuern zu begleiten. Und als Touristenführer hat man hierzulande immer einige Drogen in der Tasche. Das gehört zum Geschäft. Eine deutschsprachige Touristen verliebte sich in ihn. Sie wurde schwanger und da kam wieder der Kontakt zu uns zustande. Die beiden heirateten und hatten Pläne und Flugtickets auf dem Weg nach Europa. Da kam die Polizei, durchsuchte das Haus ohne Durchsuchungsbefehl und fand 330 gr Marihuana. Es war klar: Jemand wollte sich rächen.
Untersuchungshaft, ein wütender Richter mit persönlicher Rache und 8 Jahre Gefängnis waren die Folge. Im gleichen Gefängnis sitzen Drogendealer mit kiliogrammweise Kokain für 2 - 4 Jahre. Hier lernten wir die Willkür der Justiz kennen. Wir sind mit seiner Frau mittlerweile befreundet. Sie besucht ihren Mann an jedem möglichen Tag seit nunmehr 2 1/2 Jahren. Inzwischen haben sie 2 Kinder. Gott hat Carlos in eine sehr harte Schule genommen. Es sind nicht nur die üblichen Reibereien unter Gefangenen. Es kommt NEID auf. Das ist etwas besonderes in der hiesigen Kultur. Die meisten Gefangenen sind arme Kerle. Manche bekommen gar keinen Besuch. Sie sind isoliert. Carlos bekommt jedes Mal Besuch einer Ausländerin, jetzt mit zwei Kindern. So wachsen Feindschaften. Man hat bei seiner Frau zuhause eingebrochen, ist zum Glück dabei gestört worden. Es wurde wenig gestohlen. Die Täter sind bekannt und derzeit wieder im Knast bei ihm. Die Feindschaft wird größer.

Jetzt wurden die Strafgesetze geändert. Für Drogen gibt es nicht mehr wie bisher automatisch 8 Jahre. Es wird nach Drogenmenge bestraft. Das bedeutet, dass Carlos max. 1 1/2 Jahre sitzen muss. Er kommt also logischerweise nach Inkrafttreten des Gesetzes nach 2 1/2 Jahren raus. Doch das läßt der Neid nicht zu.

Gefängnis ist nicht nur Freiheitseinschränkung. Es ist auch Kampf der Gefangenen untereinander. In vielen Besuchen, Bibelgesprächen und Gebet ist Carlos gereift. Aber es fehlt noch viel zu einem begeisterten Christen. Gott nimmt ihn weiterhin in seine Schule. In diesen Tagen fand er "zufällig" in einer Schachtel seines Bettes ca. 30 gr. Marihuana. Ein Mithäftling hatte gesehen, wie einer der Gefängnisaufseher an seinem Bett war. Carlos gab die Drogen der Gefängnisleitung. 30 Min. später gab es eine Razzia nur seines Bettes. Klar ist, dass er kurz vor Schluss seiner Zeit dort nochmals reingelegt werden soll. Da arbeiten auch Kräfte mit Verbindung nach außerhalb daran. Uns und seiner Frau wurden vor dem Gefängnis schon Autoreifen angestochen. Seine Frau erhielt eine Morddrohung. Der Teufel schläft nicht. So bitten wir um Gebet und Bewahrung und dass Carlos und seine Frau nicht nur Jesus angenommen haben, was sie beide tatan, sondern, dass sie wirklich zum lebendigen Glauben durchdringen. Nebenbei werden wir darauf dringen, dass auch die Mafia im Gefängnis wieder in ihre Schranken gewiesen wird.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Festigung der Macht

Der Zeitpunkt ist günstig. Alle Welt ist mit dem Fußball und der Weltmeisterschaft beschäftigt. Bald sind Ferien. Jetzt werden Gesetze gemacht. Es gibt wenig Widerstand. Eine Reihe Verfassungsänderungen sind in Vorbereitung, so die mögliche Wiederwahl politischer Autoritäten. Dabei ist vor allem an die des Präsidenten gedacht.
Letzte Wochen wurden 4 politische Parteien aus dem Register gestrichen, die Marxistische Partei, zwei Parteien früherer Präsidenten bzw. Präsidentschaftskandidaten und eine Gruppe von Abspaltlern der Regierungspartei, die bei den letzten Wahlen ebenfalls antraten. Alle 4 Gruppen prostestieren heftig.
Nach dem Gesetz wird als Partei ausgeschlossen, wer innerhalb von 2 Wahlen die 4 % Hürde nicht überspringt, wer nicht mindestens mit 3 Abgeordneten im Parlament vertreten ist, nicht wenigstens 8 % der Bürgermeistersitze besetzt oder nicht wenigstens einen Abgeordneten in wenigstens 10% der Stadtparlamente vorweisen kann.
Sinn ist, dass Parteien weitgestreut sind und nicht nur lokale Größen vorzeigen können.

3 dieser Parteien liegen in mehreren Punkten über dem Limit, aber nicht in allen. Die kommunistische Partei stellt einen Provinzgoverneur. Die anderen beiden Parteien haben ebenfalls in der Vergangenheit viele Stimmen errungen. Und die kleine Partei in Gründung als Abspaltung der Regierung ist noch keine registrierte Partei und wird so im Keim erstickt. Zunächst sind sie mal von öffentlichen Geldern für den Wahlkampf ausgeschlossen. Wer aus dem Register gelöscht ist, muss sich neu anmelden und dafür eine Unterschriftenliste mit zig Tausenden von Befürwortern vorzeigen.
Aber wir wissen, wie mit solchen Unterschriftenaktionen umgegangen wird. Die Yasunigegner, also die Bewegung gegen den Erölaubbau im Nationalpark, haben ohne Möglichkeit für einen Einspruch ihre Hundertausende von Unterschriften zusammengestrichen erlebt, bis das Minimum unterschritten war und damit alles im Sande verlief.
Im Streit um die Schließung von Parteien gibt es keine Einspruchsmöglichkeit. Das legt die staatliche Wahlbehörde fest. Es wird deutlich, dass die Regierung die Gesetze nach dem Minimum richtet. Von den angegebenen Punkten muss man wohl in allen über dem Limit liegen. Die Parteien dagegen argumentieren, dass sie Parteien bleiben, wenn sie wenigstens in einem der Punkt über dem Limit liegen. Und das ist der Fall.

Bei den letzten Wahlen hat die Regierung vor allem auf regionaler Ebene in den großen Städten verloren. Jetzt versucht sie, die Zukunft vorzubereiten und unliebsame Gegner auf legalem Wege von den Wahlen abzuschneiden, oder ist die praktische Umsetzung nicht ganz so legal?

Dienstag, 24. Juni 2014

Klatschmohn in Ecuador

Wer kennt sie nicht, die Getreidefelder oder Wiesen im Frühsommer, wenn ein Blütenmeer die Landschaft in verschiedene Farben hüllt. Unter anderem fällt der Klatschmohn mit seinen leuchtend roten Blüten auf. Das ist auch dieses Jahr im Hochland Ecuadors der Fall, und in einigen Gegenden ganz besonders. Da scheint es Klatschmohnfelder zu geben, mitten drin auch ein anderer Mohn, etwas größer und dunkelrot. Gleiches findet sich in Kolumbien und im Hochland von Peru. Hierzulande ist der Klatschmehn oft eingebettet in Getreidefelder, Chochos oder Saubohnen. Die Bauern behaupten, dass es wilder Mohn sei, der irgendwie dazwischen wächst. Aber es ist schon recht auffällig, dass es Felder voller Klatschmohn neben einem Feld ohne gibt.
Seit 2010 schlägt die UNO Alarm und seit 2012 wird das Militär in Ecuador zur Vernichtung der Mohnfelder geschickt. Nach solchen "Ernteeinsätzen" sieht das Feld dann arg geruft aus, wenn nur noch Reste von anderen Nutzpflanzen übrig bleiben.
Dabei fängt in Ecuador der Mohnanbau gerade erst an. In Peru werden 49.000 ha in Kolumbien 60.000 ha gezählt.
Die Wirkung des Klatschmohns ist hier sein langer Zeit bekannt. Alte Hausmittelchen sind ein Aufguß aus dem weißen Saft der Stengel in Blütennähe gegen allerlei Bauchschmerzen. Das nutzen Menschen schon seit der Zeit der Inkas.
Was hier scheinbar zufällig wächst ist eine enorme Einnahmequelle für einige Bauern. Der weiße Saft enthält Heroin, aus dem man das Morphium gewinnen kann. 1.500 Dollar das Kilo bringt der Rohstoff für den Hersteller ein. Und dazwischen machen sich immer mehr andere Mohnsorten breit, die wesentlich mehr Saft entwickeln und somit wesentlich ergiebiger sind.
Die neue Einnahmequelle für die Bauern des Hochlandes Ecuadors zeigt den Ideenreichtum des Drogenhandels. Überall wird nach neuen Möglichkeiten gesucht. Doch zu einem größeren Problem wird das in Ecuador nicht kommen. Dazu ist die rote Blüte zu deutlich sichtbar und die Kontrolle einfacher. Aber es gilt, den Anfängen zu wehren, was in Peru und Kolumbien wohl lange Zeit verschlafen wurde.
In Afghanistan wird der Mohnanbau zunehmend kontolliert. Also weicht die Drogenmafia aus auf andere Gebiete. Es gilt hier, den Anfängen zu wehren.
Wäre ein Mohnanbau auch in Europa möglich? Es gäbe wohl ein bunteres Bild, nicht nur wie in Deutschland die vielen gelben Rapsfelder, wenn dazwischen einige knallrote Mohnfelder zu finden wären! Aber wie immer: Solange es eine Nachfrage nach einem Produkt gibt, sei es legal oder illegal, solange wird es irgendwo in der Welt produziert.

Donnerstag, 19. Juni 2014

Ecuador kehrt auf den internationalen Finanzmarkt zurück

Ecuador leiht sich seit Neuestem wieder Geld auf dem internationalen Bankenmarkt, derzeit 2 Mrd. Dollar von der Credit Suisse und der Citibank. Das soll ein erster Schritt sein hin zu internationalen Märkten.
Mit der sozialistischen Regierung Correas war das Land zu Europa und Nordamerika auf Abstand gegangen. Damit wurden auch die Geldhahnen zugedreht. Das Yasuniprojekt ist ein Beispiel dafür. Ecuador sollte auf die Ölförderung in diesem Naturschutzpark verzichten und die internationale Gemeinschaft dafür zahlen. Doch die allermeisten großen Geldgeber trauten nicht. So verlief die Aktion im Sand. Jetzt wird die Ölförderung geplant. Die Aversion gegenüber dem Westen isolierte das Land. Die Chinesen sprangen da gerne ein, finanzieren und bauen hierzulande. Dafür muss Ecuador praktisch seinen Ölreichtum an China abtreten. Die Chinesen aber sind eiskalte Geschäftsleute. Die einseitige Abhängigkeit soll nun geändert werden. Im Staatshaushalt fehlen für dieses Jahr fast 5 Mrd. Dollar. Doch was machen, wenn man von den internationalen Agenturen wie Standard and Poor´s mit der Ramschnote B belegt wird? Da bekommt man nur Geld, wenn man entsprechende Zinsen zahlt. Für die 10 Jahre Anleihe der 2 Mrd Dollar sind es stolz 7,95%.
Im Vergleich dazu haben Italien mit 1,8% und Spanien mit 2,8% internationale Kredite aufnehmen können mit ebenfalls 10 Jahren Laufzeit. Und diese Länder stecken derzeit anders als Ecuador in einer Wirtzschaftskrise. Selbst das unsichere Venezuela zahlt nur 6% und Peru gar nur 4,8% für internationale Anleihen. China hatte Ecuador Kredite für 7% und 8% angeboten, aber das hätte eine weitere Verschuldung mit dem Reich der Mitte gedeutet, von dem sich das Land lösen will.
Und was macht man, wenn die internen Reserven aufgebraucht sind? Die Rentenkasse ist schon geplündert worden und es könnte in Kürze kritisch werden. Also bleibt nur ein hoher Zinssatz auf dem internationalen Markt, um langsam aber stetig wieder hoffähig zu werden.
Der jetzige Kredit ist für die Fertigstellung von im Bau befindlichen 8 Wasserkraftwerken bestimmt. Diese Energiequelle ist die billigste und beständigste in einem Bergland wie Ecuador, also mehr als sinnvoll, aber sie lenkt ab vom wirklichen Problem, dass sich das Land, um wirtschaftlich zu wachsen, im Bau von Straßen und anderer Infrastruktur übernimmt wie etwa der an vielen Stellen kostenlosen Gesundheitsversorgung. Also macht man das Gleiche wieder, was andere Regierungen in der Vergangenheit vorgemacht haben: Man pumpt sich Geld bei Privatbanken. Das hat unter anderem zur Jahrtausendwende, also vor Kurzem, schon einmal zum Staatsbankrott geführt. Sind wir jetzt wieder auf dem Weg dorthin?

Donnerstag, 12. Juni 2014

Wandel durch Fußball

Fußballweltmeisterschaft - und Ecuador ist das dritte Mal in seiner Geschichte dabei. Warum nicht öfter? Immerhin spielt jeder in Lateinamerika Fußball, und wenn es in Armenvierteln mit einer Plastikflasche auf der Straße ist. Doch Fußball auf der Straße oder Star in einem Verein zu sein, ist ein großer Unterschied. Und gar in der Nationalmannschaft zu spielen, bedeutet, sein Land zu repräsentieren. Das durften in der Vergangenheit nur Sportler aus bestimmten Gesellschaftsschichten, nämlich die Weißen. Damit war die Auswahl sehr begrenzt. Erst als vor ca 20 Jahren die Schwarzen in die Mannschaft kamen, verbesserte sich die Qualität des hiesigen Fußballs. Heute sind die Weißen die Ausnahme. Der ecuatorianische Fußball ist schwarz geworden und international.  Stars wie Valencia spielen ein entscheidende Rolle bei Manchester United.
Von den 23 Spielern, die derzeit in Brasilien spielen, sind 11 aus der nördlichen Provinz Esmeraldas, und 4 aus der Hafenstadt Guayaquil. Der Rest verteilt sich über das Land, hier und ein Spieler. Und auch die sind fast immer Schwarze. Woher kommt das?
In erster Linie sind die Schwarzen bessere Sprinter. Das sieht man an Mannschaften wie England oder Frankreich, wo die Schwarzen, schnell zu dortigen Staatsbürgern gemacht, einen viel größeren Anteil im Kader ausmachen als in der Gesamtbevölkerung. Zum anderen ist es aber ein gesellschaftliches Phänomen. Die allermeister Spieler kommen aus armen Verhältnissen, haben barfuß am Strand gekickt und mit ihrem Spiel können sie gesellschaftlich aufsteigen. So sind besonders an der Küste oder in Gebieten mit hohem schwarzen Bevölkerungsanteil Fußballschulen entstanden, die keine Nachwuchsprobleme haben. In der Provinz Esmeraldas entstanden 11 solcher Schulen, die unter einfachsten Bedingungen trainieren. In Guayaquil hat die Stadt inwischen die Infrastruktur deutlich verbessert. Dort wird auf richtigem Rasen gespielt. Bei $ 120.000 staatlichen Mitteln sind dort 4000 Kinder und Jugendliche dabei. Aber entscheidend ist nicht die Infrastruktur. Das Wichtigste ist die Familie. Denn dort, wo man wenig Auftiegsmöglichkeiten hat, ist der Sport und hierzulande besonders der Fußball DIE Chance des Lebens, es zu etwas zu bringen. Da wird der Junge unterstützt. Er bekommt gute Fußballschuhe, ein Trikot und er ist pünktlich beim Training. Da fiebert eine ganze Sippschaft mit. Und sollte er es geschafft haben, in eine höhere Liga aufzusteigen, kommt auch vielleicht mal Geld herein. Ich habe in einem Krankenhause einmal selbst erlebt, welchen Druck ein Familienclan auf einen Arzt ausüben kann, wenn solch ein Spieler verletzt ist und er nicht gleich wieder fit gemacht werden kann. Denn der Hoffnungsträger ist dann zugleich auch die Milchkuh, die der Clan dann melken kann. Und ihrerseits sorgen solche Stars dann hier und da für die Menschen ihrer Region und eröffnen eine Fußballschule für den Nachwuchs einer Region.
Die Weißen sind mehr daran interessiert, dass ihre Kinder eine gute Schulbildung bis hin zur Universität erhalten. Sport ist wichtig, aber darf der beruflichen Karriere des Jugendlichen nicht im Wege stehen. Wer aber keine andere Chance im Leben hat, für den ist der Fußball alles. Und deshalb wird der heisige Fußball von den Schwarzen dominiert. Und inzwischen sind auch die Weißen stolz auf ihre farbigen Stars.

Freitag, 6. Juni 2014

Messen mit zweierlei Maß

Vor kurzem berichteten wir über ein Volksbegehren gegen die Ölförderung im Yasunipark im Osten des Tieflandes Ecuador. Vor Jahren hatte die Regierung in einem der artenreichsten Gebiete des Urwaldes Ecuadors versprochen, die Ölförderung nicht anzugehen. Als Gegenleistung waren internationale Gelder zugesagt worden, die aber nur äußerst spärlich eintrafen, da vor allem die großen Geldgeber kein Vertrauen zur Regierung Ecuadors zeigten und die Garantien nicht ausreichend erschienen. Vor einem Jahr, wenige Monate nach seiner Wiederwahl, verkündete PräsidenteCorrea, dass wegen fehlender Gelder nun der Yasunipark doch angezapft wird. Der Aufschrei war international, aber ohne Wirkung. Mehrfache Gutachten des Umwelt - des Wirtschaftsministerium etc. wurden vorgelegt. Es gibt bei schonenster Behandlung der Umwelt in diesem Gebiet keine ernstzunehmende Gegenargumente.
Doch auch im Lande selbst regte sich der Widerstand. Unterschriften wurden gesammelt und der Wahlbehörde zur Überprüfung eingereicht. Dann folgten Wochen der Prüfung jeder einzelnen Unterschrift durch Experten. Ganze Listen wurden verworfen. Das Endergebnis: Nicht genügend gültige Unterschriften! Eine weitere Erklärung gibt es nicht trotz aller Proteste. Wochenlang hatten junge Leute im ganzen Land gegen die Regierungspläne gearbeitet - jetzt Ende ohne weitere Erklärung.
Aber die Regierung ist auch nicht untätig. Ohne große Propaganda haben ehemalige Regierungsmitarbeiter ihrerseits Unterschriften im Ostteil des Landes gesammelt und diese Tage in einer großen Feier dem Präsidenten Correa feierlich überreicht. 1,1 Mio. Unterschriften sollen es sein von Menschen, die für das Regierungsprojekt sind. Die Regierung hat diesen Akt gefeiert. Überall zierten spärlich bekleidete Indianerinnen den Event. Das Amazonastiefland wollte massiv beweisen, dass sie zum Wohle des gesamten Staates beitragen wollen. Eine Überprüfung der Unterschriften sei nicht nötig, da es so viele seien.
Gleichzeit wurde das immer stärker diskutierte Thema der Wiederwahl des Präsidenten Correa wiederholt. Das Volk soll gut ein Jahr nach dem erneuten Regierungsantritt eingeschworen werden auf eine neue Politik. Im Gegensatz zur Rede beim erneuten Amtsantritt im Mai 2013 ist jetzt klar, dass die Verfassung geändert wird. Seit langen Jahren ist es ein unbestrittenes Gesetz, dass jedwede Autorität höchstens 2 Amtsperioden in Amt und Würden sein darf. Dann ist die Korruption zu groß.
Die Regierung nutzt ihre absolute Mehrheit und scheinbar unbegrenzte Autorität für ihre Pläne. Alle Autoritäten sollen unbegrenzt wiedergewählt werden können.
Und beim Yasuniprojekt wird mit zweierlei Maß gemessen bei Gegner und Befürwortern. Das wird seine Folgen zeigen. Auf Dauer lässt sich das nicht durchhalten. Wir kennen mehrere Beispiele aus Lateinamerika, wo eine starke Regierung die Verfassung geändert hat und ihr das in der folgenden Legislaturperiode zum Verhängnis geworden ist. Dieses Damoklesschwert hängt auch über der Regierung Correa.