Freitag, 30. November 2012

Sozialistische Gesundheitspolitik

Der sozialistische Staat Ecuador hat das Monopol unzter anderen für das Gesundheitswesen. Es gibt noch private Sprechstunden und auch Krankenhäuser, aber der Druck auf den privaten Sektor wächst. Die Vorschriften werden verschärft, mehr und mehr Patientendaten müssen an den Staat abgeliefert werden. Auf der anderen Seite bietet der Staat aber auch Verträge für Patientenbehandlung in Verbindung mit dem staatlichen System an. So haben wir lange an einem Vertrag mit dem staatlichen Sozialsystem gearbeitet. Doch der ist über Nacht gegenstandlos, weil längst ein neues Model im Raum steht. Alle Hospitäler einer Region bilden eine Einheit. Hier und da erhalten auch wir Patienten des staatlichen System etwa für eine Notfalloperation. Bezahlt wird nach akribischer Prüfung nach ca 3 Monaten mit erheblichen abschlägen und nach den staatlichen Tarifen. Noch ist der Staat nicht in der Lage, die gesamte Gesundheitsversorgung des Landes zu übernehmen. Aber auf dem Weg dahin wird er immer dreister.
Da wurde vor gut einem Jahr ein neues Privatkrankenhaus in der Provinzhauptstadt Ambato vom Staat übernommen. Der Staat hat die Anteile aufgekauft. Der Preis wurde nicht veröffentlicht. Ähnliches geschah mit der Clinica Santa Lucía in Quito.
Am 17. Februar 2013 sind Präsidentschafts und Parlamentswahlen in Ecuador. Die Regierung möchte natürlich so viel erfolge wie möglich vorweisen. Jetzt hat sie in Quito ein pribates Krankenhaus in der Nähe einer großen staatliche Kinderklinik konfisziert. Das Gesundheitsministerium hat die Enteignung des voll funktionstüchtigen 25 Betten großen Krankenhauses bestätigt. Dabei ist diese Klinik voll belegt und täglich werden 10 - 15 Patienten dort operiert.
Die Leidtragenden sind die Angestellten der Klinik. Sie haben jetzt erfahren, dass ihre Zeit am 27. Dezem,ber 2012 abläuft. Für die Abfindung ist der Klinikbetreiber zuständig. Doch der Geschäftsführer befindet sich derzeit außer Landes. Die Mitarbeiter können sich bei den staatlichen Stellen bewerben, aber deren Übnernahme ist mehr als fraglich, da das chirurgisch ausgerichtete Hospital nun zu einer Diaknostik - Kinderklinik umfunktioniert wird. Die Abfindung für die Klinik richtet sich nach dem reinen Gebäudewert, wie es im Grgundbuchamt angegeben ist mit maximal 10% Aufschlag.
In diesem Fall kann manklar von Enteignung sprechen. Das ist staatliche Willkür, kein Verkauf aus wirtschaftlicher Not  oder weil in der Klinbik etwas falsch gelaufen wäre.
Wieder sind wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum Sozialismus.

Nach der Gleichschaltung der Fernsehstationen, der Entflechtung der Banken von den Medien, der Gleichschaltung der Medien (nach 3 Monaten Abwesenheit aus Ecuador bin ich erschrocken über die oberflächliche Berichterstattung der freien Presse) kommt jetzt in großen Schritten die Gleichschaltung des Gesundheitswesens. Noch sind es kleine Einheiten, die der Staat unter seine Fittiche nimmt, aber der Druck wächst. Das ist prakzischer Sozialismus im Jahre 2012.

Sonntag, 25. November 2012

Wieder zuhause

   Der Regen prasselt, aber es ist hell. Hier in Äquatornähe scheint wirklich die Sonne heller. Die Tage sind auch länger als momentan in Deutschland. Wir sind wieder zuhause in Shell.
Die erste Woche nach der Rückkehr in Quito: Wieder unsere Familie um uns. Unsere Enkelin Emelie ist in der ersten Klasse und tut sich mit 7 Std Unterricht schon sehr schwer. Sina mit 7 1/2 Jahren macht die 2. Klasse scheinbar mit links und Tim knapp 3 versucht an jedem greifbaren PC Filme anzusehen. Oft schafft er es alleine.
   Wir haben bewusst die erste Woche in Quito verbracht. Viele behinderte Kinder kamen in eine ganztägige Sprechstunde. Gleiches an der Küste in San Lorenzo. Wie geht es da weiter?
Schon vor der Rückkehr hatten wir gehört, dass die Mission große Änderungen in Quito und Shell geplant hat, aber noch ist Zeit, Einiges zu ändern. Das Hospital soll mehr Tageschirurgie, aber keine lange stationäre Behandlung haben. Das verbietet die Notfallaufnahme, ist aber gegen ecuatorianisches Recht. Wir wollen kein Hindernis sein aber mehr geistliches Gewicht reinbringen.
   Für 3 Monate nicht im Land gewesen zu sein, hat seinen Preis gekostet. So fuhr ich einen guten Tag nach Ankunft an die Küste in der Nähe der kolumbianischen Grenze: Auf der Rückkehr am Abend um 20.00 war die Straße gesperrt - der große sternförmige Pilgerzug zu einem Marienheiligtum in der Nähe von Quito (Virgen de el Quinche). Da werden alle Straßen darum herum gesperrt. Und so warteten von 19.00 bis 3.30 hunderte von LKWs in einer Schlange. Ich konnte vor lauter Kälte in 3100 m Höhe nur wenige Minuten schlafen. (kurzärmeliges Hemd wegen der Hitze an der Küste). Noch heute habe ich einen steifen Hals.
Aber dann fand ein Elefantenrennen Richtung Quito statt. Es wird einem schon mulmig, wenn auf kurvenreicher Strecke ein vielleicht leerer Tanklaster mit 120 Std/km überholt, obwohl die Kurve alles andere als einsichtig ist. In diesem Moment waren alle strengen Tempolimits Ecuadors komplett vergessen.
   Gestern besuchten wir unsere Indianergemeinde in Mondayacu. Sie waren erstaunt, dass überhaupt jemand kam. Wir haben mit 13 Besuchern Gottesdienst am Samstagabend gefeiert. Aber der Weg dorthin war auch schwer. Die Straße war eine Std. lang durch Pilger einer weiteren Marienprozession gesperrt. Die Polizei zog zwischendurch ab. Da lief gar nichts mehr und die Schlangen des Wartens wurden länger und länger.
   Wir sind wieder zuhause. Vom einheimischen Personal des Hospitales in Shell hat kaum einer eine Idee der Zukunft. Das hat die Mission noch nicht mitgeteilt. Sind sich die Leiter selbst noch nicht einig oder klar?
Wir müssen jetzt erst einmal wieder reinkommen, zusammen arbeiten, die Weihnachtsfeier inhaltlich vorbereiten und nach Möglichkeiten suchen, das Blatt noch zu wenden. Außerdem werden jetzt wieder mehr Patienten erscheinen. Das nächste halbe Jahr wird auch unsere Zukunft entscheiden. Betet mit uns für die Zukunft der Glaubensverkündigung im Amazonastiefland Ecuadors rund um Shell.

Freitag, 10. August 2012

Wirtschaftspolitik im Sozialismus des 21. Jahrhunderts

Wer weltweit politische isoliert ist, muss sich Verbündete suchen. Einer dieser Staaten ist der Iran. Das Wirtschaftsembargo macht den Herrschern Teherans immer mehr zu schaffen. Der Iran hat durch sein Erdöl genügend Geld. Aber er kann wenig damit anfangen. Also müssen Verbündete gefunden werden und dazu gehören Ecuador und vor allem Venezuela. Und auf einmal passen so unterschiedliche Staaten wie der hiesige Sozialismus und der dortige islamische Staat anscheinen bestens zusammen unter dem Motto: Wir haben einen gemeinsamen Feind. Der sitzt in Nordamerika. Also müssen wir Freunde sein!"
Beide südamerikanische Staaten brauchen Geld für Kredite. China ist da gerne eingesprungen, aber die Chinesen sind harte Geschäftspartner. Sie haben beispielsweise derzeit eine Vollmacht, mit hiesigem Erdöl weltweit zu handeln. Dafür bekam Ecuador Miliardenkredite. Jetzt werden Möglichkeiten gesucht, wie iranisches Geld hierzulande Gewinn bringen könnte. Derzeit wird erwähnt, iranisches Geld in der Bankenpleite einzusetzen. Aus der Wirtschaftskrise um die Jahrtausendwende gibt es noch immer Grundstücke und Werte, die die staatliche Bankenverwaltung zu verarbeiten hat. Iranisches Geld ist da schon eingeflossen. Jetzt soll der Anteil erhöht werden.
Ganz anders ist das in Venezuela gelaufen. Dort hat der Iran auf zwei Sektoren investiert:
1) In der Automobilbranche: Ikco und Saipa sind die Marken, die PKWs für den einheimischen Markt produzieren. 2006 wurden die Verträge gesc hlossen und die Produktionsstätten aufgebaut. Vier Jahre später sollten 80 000 Fahrzeuge verkauft worden sein, in Wirklichkeit sind es bis heute aber erst 16.000, also ganze 15%.  Denn der internationale Druck auf die iranische Wirtschaft führte zu Lieferschwierigkeiten für bestimmte Teile wie Autoelektronik. Dadurch verteuerte sich die Produktion. So wird beispielsweise ein Wagen für 18. Mio. Bolivares verkauft, aber seine Produktion kostet 23.Mio Bolivares.
In einer gemeinsamen Zementfabrik in Venezuela hat der Iran bereits 400 Mio. Dollar investiert, aber wichtige Teile fehlen seit Jahren. Die Fabrik ist eine Bauruine und mittlerweile viele Teil gestohlen. Der Iran kann seinen vertraglich festgelegten Verpflichtungen nicht nachkommen.
Die internationalen Wirtschaftssanktionen gegen den Iran scheinen Wirkung zu zeigen. Die Freundschaft zu anderen Gegnern Nordamerikas weist Risse auf. Ecuador ist bei allen offiziellen Bekundigungen der Verbindung zum Iran ebenfalls vorsichtig geworden. Iranisches Geld darf hereinkommen, aber bitte unter weitgehender Kontrolle Ecuadors.
Venezuela hat wieder einmal bewiesen, was wir vom Sozialismus des gesamten kommunistischen Ära wissen. Wirtschaftliche Projekte, die von oben her geplant werden, arbeiten oftmals an der Wirklichkeit vorbei. Und dennoch gibt es noch viele Menschen, die den Traum vom idealen Sozialismus träumen!!!!!

Sonntag, 5. August 2012

Der Wahlkampf ist in vollem Gange

Es sind noch gut 6 Monate bis zu den nächsten nationalen Wahlen und offiziell darf kein Wahlkampf betrieben werden. Doch die Realität sieht anders aus. Es wird jetzt schon mit allen Mitteln gekämpft, auch mit unlauteren.
Da ist die Regierung mit ihren verschiedenen Projekten. Straßen und Brücken werden eingeweiht, Hospitäler und andere Bauten. Die Regierung weiß sich zu verkaufen und kann Vieles wirklich auf ihr Konto schreiben. Das hat keine vorige Regierung so geschafft. Aber auch der Bürgermeister der Hafenstadt Guayaquil macht bei jeder Einweihung ein Stadtfest draus. Keiner spricht vom Wahlkampf, aber die Seitenhiebe auf die politischen Gegner bleiben nicht aus.
Ansonsten formieren sich die Parteien und Bündnisse, die gegen die Regierung im Februar 2013 antreten wollen. Viele davon sind ehemalige Anhänger des Präsidenten Rafael Correa, die auf dem langen Weg zu seinen Gegnern wurden und jetzt mit eigenen Parteien antreten. Derzeit läuft die Einschreibefrist ab. Für eine Partei braucht man eine Unterschriftenliste von einem Minimum von einigen Tausend Unterstützern. Die Listen wurden längst eingereicht. Jetzt hat eine Untersuchung ergeben, dass viele Unterschiften gefälscht wurden. Derzeit ist ein Heer von Überprüfern und Grafologen am Werk, Grafologen, die dazu in einem 4 Std. Lehrgang dazu ausgebildet wurden. Auch per internet sollen Stimmen gefälscht worden sein. Die Überprüfung dauert Wochen und schon droht einigen Parteien der Ausschluss von der Wahl, darunter dem Bruder des Präsidenten Fabricio Correa. Und keiner traut der Überprüfung der obersten Wahlkommission, die mit Anhängern der Regierung besetzt ist.
Die Regierung geht auch sonst nicht zimperlich mit politischen Gegnern um. In vielen Einzelaktionen wurden Duzende privater Radiostationen über Nacht geschlossen. Offizielle Gründe sind nicht bezahlte Gebühren im Werte manchmal nur 100 Dollar. Die Stationen bekamen den Schließungsbescheid in der Nacht bei Sendeschluss und hatten nicht einmal die Möglichkeit, sich von den Hörern zu verabschieden. Wenn man da nicht hellhörig wird?
Nach einem großangelegten Gerichtsurteil gegen die größte Zeitung des Landes und zwei Journalisten, die der Präsident feiernd gewann und die beiden Journalisten zu je 1 Mio. Dollar Schadensersatz bzw. der Zeitungsverlag zu 10 Mio. verdonnert wurden, hatte Correa in einer Fernsehrede in 3 Sprachen verkündet, dass er ihnen die Strafe erlässt, aber nichts vergessen würde. Seitdem ist die regierungsunabhängige Presse mehr als vorsichtig. Wandschmierereien zugunsten der Regierung und gegen die kritische Presse "zieren" Häuserwände in Quito. Jetzt wurden wiederum die Räume einer regierungskritischen Wochenzeitschrift untersucht und Computer beschlagnahmt.
Dass der Wahlkampf beginnt, ist sicher nicht zu verhindern. Was uns bedrückt, ist das politische Klima. Auf beiden Seiten wird mit unlauteren Mittel gekämpft, wobei die Regierung an der Macht ist und den gesamten Staatsapparat ins Rennen schickt, Justiz, Polizei und ihre Medien.

Drogentransport - ein Dauerthema

Dass Ecuador ein Drogendurchgangsland ist, ist kein Geheimnis. Aber wie verlassen die Drogen das Land? Wir berichten seit Jahren über dieses Thema. Die Zeit der Mulas, der Personen, die Drogen schlucken und dann im Magen - Darm -Trakt im Flugzeug ins Ausland bringen, ist längst vorbei. Außerdem sind die Mengen längst zu klein. Wir brauchen modernere Methoden - Transport größerer Mengen. Heute sind es die Schiffe, die die "Ware" ins Ausland bringen. Umladeaktionen auf hoher See sind weniger gefährlich. Also fahren Fischerboote nachts oder im Morgengrauen los. Das ist nichts Ungewöhnliches. Außerhalb der maritimen Landesgrenzen wird "umgeladen". Wer sieht das schon?
Dieser Tage wurde ein Pick-up an der Küste gesichtet, der mit mehrere hundert Kilo Drogen beladen war. Er war im Sand stecken geblieben. Dann kamen Leute und entdeckten den inzwischen verlassenen Wagen. Andernfalls wäre die Ware bestimmt verladen worden. In der Nähe fand sich eine Hacienda mit Drogenlabor.
Eine andere Möglichkeit sind Unterseeboote. Die werden an größere Schiffe angehängt und erreichen Nordamerika und Europa. Dort wird der Unterseeschlepper an Küstenschiffe angehängt oder fährt aus eigener Kraft große Flüsse ins Landesinnere. Wer kontrolliert da das Umladen auf LKWs des Nachts?
Das Einfachste ist die offizielle Erlaubnis. So ist derzeit ein ehemaliger Provinzgoverneur von Manta erneut unter Arrest. Schon einmal lief ein Verfahren gegen ihn. Jetzt kamen neue Tatsachen ans Licht. Es sollen Drogen in Tonnenmengen in Containern mit offizieller Erlaubnis ins Ausland verschifft worden sein.
Ein neuer Trick sind Einbrüche in Containern. Jede Auslandsfracht wird in Ecuador dreimal überprüft. Der Zoll verplombt den Container. Im Ausland wird er ebenfalls mehrfach überprüft. Im Hafen werden verplombten Container nachts aufgebrochen, die Drogen darin versteckt und dann müssen sowohl auf dem Schiff wie auch im Zielhafen Helfer existieren, die die Ware "verschwinden" lassen, bevor  dort weitere Kontrollen erfolgen. Denn inzwischen werden auch dort alle Container untersucht. Interessant sind die Siegel, die Schlösser der Container, die ausgetauscht werden, so dass keiner etwas merkt. Es weist auf ein ausgeklügeltes Netz von Drogenmitarbeitern vom Ausgangshafen über die Schiffsbesatzungen bis zum Zielland hin. Mittlerweile untersuchen die internationalen Behörden auch einfache Mitarbeiter in den Häfen, die sich plötzlich ein reiches Haus oder sonstigen Luxus leisten können. Das wurde einem Arbeiter der Hafenbehörde Ecuadors jetzt zum Verhängnis. Über seinen neuen Lebensstil und Reichtum ergab sich die Spur zur Drogenscene. Das zeigt uns. wie weit verzweigt das Netz des Drogenhandels reicht. Deren Mitarbeiter sind überall, hier bei Politikern und Hafenmitarbeitern, aber in Europa oder Nordamerika nicht weniger. Und sie lassen sich ständig etwas Neues einfallen. Was wir hinterher erleben ist nur die Spitzes eines riesigen Eisberges.

Sonntag, 29. Juli 2012

Eine andere Form der Justiz

In der neuen Verfassung Ecuadors haben die einzelnen Ethnien ihre Kultur als gleichwertig zugesprochen bekommen.  War bisher der Zentralstaat und seine Denkweise für alle Stämme das Maß, gelten jetzt verschiedene Richtlinien. So werden Streitigkeiten unter den Indianerstämmen Im Urwald anders geurteilt als etwa ein Autodiebstahl in einer Stadt. Das scheint manchem ungerecht, aber Ecuador macht derzeit Erfahrungen, wie Gerechtigkeit auf verschiedene Weise wiederhergestellt werden kann. Beispiele lieferten dieser Tage die Indianer des Hochlandes um Otavalo, der großer Touristenstadt mit ihrem bekannten  Markt.

Neben Textilien verdienen die Menschen dieser Region ihr Geld mit Viehzucht. Was Bethlehem seinerzeit für Jerusalem war, ist diese Region für die Hauptstadt Quito: Lieferant für Tiere, weniger als Opfertiere als mehr für den Schlachthof. Und wo es Reichtum gibt, schleichen sich auch Gauner ein. So ist Viehdiebstahl dort gang und gäbe. In machen Tälern des Hochlandes haben die Viehzüchter Straßenkontrollen eingerichtet, die den Verkehr aus einem Tal kontrollieren. Aber im Gebiet um Otavalo sind viele Straßen gebaut und sogar geteert worden. Das erleichtert auch den Viehdieben die Arbeit. Über $ 42 000 schätzt man dort den Diebstahl von Schafen, Pferden und Rindern in der letzten Zeit. Die Polizei kann da wenig helfen, denn die meisten dieser Tiere sind längst irgendwo geschlachtet und verkauft worden. Also bleibt den Indianer nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Lauer zu legen und die Diebe in flagranti zu erwischen. Und was passiert dann?
Sie werden nun nach der üblichen Indianermethode bestraft. Ein Richter gibt nach Prüfung der Tatsachen sein Placet. Die ganze Region versammelt sich in einem Sportstadion und die Verurteilten, zuletzt zwei Männer und eine Frau stehen in Unterhosen in der Mitte. Da werden sie von allen beschimpft, mit eiskaltem Wasser bespritzt, mit Brennnesseln am ganzen Körper geschlagen und erhalten 9 kräftige Stockhiebe, dass die Haut aufplatzt. Zusätzlich wird ihr Auto mit Benzin übergossen und verbrannt. Dann sind sie frei. Sie können sich von ihren Wunden erholen. Der Gerechtigkeit ist Genüge getan, aber sie werden in Zukunft wie Geächtete behandelt.
Mir gefällt diese Art der Justiz. Der Lynchjustiz ist Einhalt geboten. Ein Richter muss die Schuld bestätigen. Die Diebe verlieren vielleicht mehr als sie gestohlen haben, aber es muss sie ja etwas kosten. Sie können nicht mehr so einfach ein neues Auto kaufen und weitermachen wie bisher und es geschieht vor aller Augen, zuletzt bei 5000 Zuschauern im Fußballstadion. Damit sind sie gesellschaftlich isoliert für lange Zeit. Die Geschichte wird weiter erzählt und bleibt lebendig. Auf diese Weise wurden 3 Banden von Viehdiebstahl um Otavalo in der letzten Zeit "juristisch haftbar gemacht. Wie würden wir in Deutschland da etwa einen Ladendieb abstrafen und welche folgen hätte das in der Öffentlichkeit?

Donnerstag, 26. Juli 2012

Auf dem Weg zum Sozialismus

Der politische Weg der Regierung Correa hat uns viele Änderungen beschert. Der Staat wurde von Grund auf erneuert. Die sozialen Verbesserungen etwa im Gesundheitswesen, aber auch beim Erwerb von Eigenheimen und der Straßenbau können sich sehen lassen. Ecuador hat einen riesen Sprung nach vorne gemacht. Aber das alles kostet Geld und das wird der Regierung immer knapper. Die Subvention von Gas und Sprit wagt keiner anzutasten. Da sind schon Regierungen vorher gescheitert. Also versucht man es nun mit anderen Mitteln. Menschen geben Geld aus für Geräte und Autos. Da setzt jetzt der Staat an. Einer der großen Renner derzeit sind Waschmaschinen. Mehr und mehr Ecuatorianer verzichten auf eine Hausangestellte und kaufen sich stattdessen etwa eine Waschmaschine, was vor 20 Jahren nur die Ausländer und reiche Leute taten. Der Markt boomt. Aber Waschmaschinen stellt hierzulande keiner her im Gegensatz zu Herden und Kühlschränken. Also werden Waschmaschinen jetzt mit einer höheren Einfuhrsteuer belegt und die Menge der Einfuhren beschränkt. Gleiches gilt für das Lieblingsspielzeug der Ecuatorianer - das Mobiltelefon und Flachbildfernseher. Mit Einfuhrbeschränkungen und höheren Zöllen werden die Staatseinnahmen verbessert und das Geld beschränkt, das dafür ins Ausland geht. Jeder darf beim Betreten des Landes nur noch ein Mobiltelefon mit sich führen. Bei Auto passiert derzeit das Gleiche, aber nur die Einfuhren werden verteuert. Das führt aber seltsamerweise zu einer ähnlichen Preisentwicklung bei den hierzulande zusammen gebauten Fahrzeugen. Die hiesige Wirtschaft versucht sich gesund zu stoßen. So besitzt ein vor drei Jahren eingeführter Toyota heute beim Verkauf noch seinen Neupreiswert.
    Überall wird an der Preisspirale gedreht, so dass sich das Leben derzeit enorm verteuert, frei nach dem sozialistischen Muster: Dem Volk alles so billig wie möglich! Aber das Volk muss die Rechnung direkt oder indirekt bezahlen.
    Der neueste "Fortschritt" der Regierung nach einem hervorragenden Straßenbau ist nun die Geschwindigkeitsbeschränkung. Noch vor 5 Jahren war die Verkehrsüberwachung lasch. Dann wurde die theoretische Führerscheinprüfung alle 5 Jahren eingeführt, was die meisten Menschen auch begrüßt haben. Die Fahrpraxis hat sich deutlich gebessert. Dann wurden die Strafen für Verstöße in kurzen Abständen auf das 10 - 20 - fache erhöht und die Polizeipräsens vervielfältigt. Jetzt hat die Polizei im großen Stile mobile Radargeräte erhalten und über Nacht wurden die Strafen nochmals verdreifacht - und jetzt kommt Gefängnis dazu. Wer in einer geschlossenen Ortschaft statt der maximal 50 km/h über 60 fährt, wer auf Umgehungsstraßen statt der Höchstgeschwindigkeit  90 über 120 km/h fährt, wer auf Landstraßen statt der 100 km/h über 135 fahrt, zahlt 292 Dollar Strafen und kommt außerdem für 3 Tage ins Gefängnis. Außerdem verliert er oder sie 10 Punkte der 30 des Guthabens jedes Führerscheinbesitzers. Bei 0 Punkten ist die Fahrerlaubnis weg. Aber das Schlimmste ist die "Kurvenregelung". Selbst auf einer Straße der schnellsten Kategorie ist die Höchstgeschwindigkeit in Kurven 60 km/h. Über 75 km/h winkt der Knast! Wann ist es eine Kurve und wann nicht? Wer definiert das?
    Mit den neuen Regelungen ist der Korruption wieder einmal Tür und Tor geöffnet. Die Polizisten werden "gewinnen"  und der Staat auch. Es sollen bereits in den ersten Tagen über eine halbe Million Dollar in die Staatskasse geflossen sein.
    Das Schlimmste aber ist die Presse. Bei gefassten Straftätern wie Mördern werden mittlerweile die Gesichter unkenntlich gemacht. Auch hier ist jemand unschuldig, bis er rechtkräftig verurteilt ist. Aber die ersten Verkehrsopfer wurden von einer Presse in allen Einzelheiten gefilmt und der Öffentlichkeit vorgeführt. Es ist der Bildzeitungsstil, der sich an der Not der anderen freut.
    Die jetzigen Regelungen sei es in der Steuer - oder Zollpolitik laufen auf einen alles regulierenden Staat hinaus. Ecuador steckt mitten drin im Sozialismus. Jetzt aber sind wir auch noch auf dem Weg zu einem Polizeistaat und die Polizei, die noch vor gut 1 1/2 Jahren gegen den Präsidenten revoltierte, wird jetzt gebraucht und ist vollauf beschäftigt. Und wie viel verdienen die Polizisten jetzt nebenbei? Alle in der Staatsführung sind zufrieden. Und nicht nur die Reichen werden zur Kasse gebeten.