Unsere Pläne sind seit Ende Januar endgültig gescheitert und auch wir fragen andauernd nach dem Warum. So nach und nach bekommen wir mit, was da so alles gelaufen ist.
Die alte Teeplantage in Shell, genannt TeZulay, hat eine lange Geschichte. Als 1941/42 der Krieg mit Peru lief und Ecuador mehr als ein Drittel seines Staatsgebietes verlor, wurde mitten im 2. Weltkrieg ein Friede diktiert, der "Frieden von Rio de Janeiro in Brasilien". Letztlich war es ein von den USA diktiertes Ende des Krieges um Öl. In Ecuador agierte damals die niederländische Shell-Öl-Company, in Peru die US-amerikanische Caltex. Zu ihren Gunsten bekam Peru die riesigen Urwaldgebiete zugesprochen. Einer der wenigen, der seine Stimme gegen dieses Diktat erhob, war der damalige brasilianische Botschafter in Ecuador. Er verlor daraufhin seinen Posten, kehrte der Politik den Rücken und blieb in Ecuador. Zum Dank gab die damalige Regierung in Quito ihm die ca. 850 ha Land für eine Teeplantage.
Dieses Land ging durch mehrere Besitzer. Letztlich teilten sich 2 Amerikaner, ein Afrikaner und ein Schweizer das Land, bis der Teeanbau im Jahre 2000 zum Erliegen kam. Ein Kredit in der damaligen Bankenpleite brachte den Staat mit ins Spiel. Diese Schulden waren über die Jahre auf gut 1 Mio. Dollar angelaufen. Wer diese Schulden bezahlte, war Herr des Geländes. Unsere Ölgesellschaft wollte das Land kaufen, tat es aber letztlich doch nicht. Warum, darüber können wir nur spekulieren zur Zeit des drastischen Verfalls des internationalen Ölpreises.
Dann gab es Streit der Eigentümer. Einzelheiten kennen wir nicht. Der Schweizer, mit dem wir es als Geschäftsführer zu tun hatten, wurde abgesetzt. Ein neuer Geschäftsführer stellte sich vor, hatte aber auch nur kurze Zeit das Sagen. Seit September 2015 kam zusehends die Politik ins Spiel, allen voran Antonio Vargas ein Indianervertreter, der schon einmal in der Politik das Sagen hatte, als Präsident Mahuad gestürzt wurde und ein Triumvirat mit ihm als Teilnehmer für wenige Stunden ecuatorianischer Präsident war, bevor das Militär umschwenkte und denen das Vertrauen entzog.
Dieser Indianervertreter war Teil der Menschen, die mit uns den Beginn der Sprechstunde feierten. Damals kam der Erlaubnis gegen den Willen der Provinzbehörden im Gesundheitsministerium von oben. Wir erhielten die Erlaubnis als "Befehl des Staatspräsidenten Correa" und plötzlich spurten alle in der Provinz. Eine Woche später war alles unter Dach und Fach.
Dann wurde unser Hospitalbau vorbereitet. Viele Hektar Land wurden gerodet. Das weckte Begehrlichkeiten, denn eine Gruppe Menschen hatten bereits unter der Hand Baugrundstücke gekauft. Mit dieser Gruppe einigten wir uns, ihnen ca. 8 Ha Land abzugeben. Damit waren die zufrieden und ihr Widerstand gegen den Bau und die Pläne des Hospitales endeten in Güte. Die Grundstücke wurden eingeteilt und untereinander verlost. Als dann immer klarer wurde, dass die Ölgesellschafft offenbar doch nicht das Geld hatte, um die gute Million Dollar beider Zentralbank zu bezahlen, ging das Gerangel los.
Seit mehreren Wahlen hat die Partei des Staatspräsidenten Correas einen schweren Stand in der Provinz Pastaza. Das soll sich ändern. Wenn man Wahlgeschenke macht, werden solche Menschen seiner Partei dankbar sein. Also wird derzeit das gesamte Gelände der Teeplantage an Indianer verteilt. Auf "unserem" Gelände tummeln sich derzeit viele Indianer unterschiedlicher Stämme und bauen Hütten und mit Planen Unterkünfte auf "ihrem" Bauland, wobei bisher noch keiner offizielle Papiere in der Hand hat. Und schon beginnt der Streit untereinander, hier und da schon der Nachbarschaftskampf um die Grenzen, meist der verschiedenen Stämme untereinander. Wie das Ganze ausgeht, weiß derzeit keiner aber die Gerüchteküche blüht. Verständlich, dass wir uns da raus halten, zumal wir keine politische Macht noch genügend Geld besitzen, um da mitzumischen. Unsere Klinik wächst in aller Stille im gemieteten Haus langsam aber stetig.
Das ist ein kurzer Bericht der Hintergründe über die wir auch nicht Herr sind. Unsere Ankündigung des Neubaus und unser Pläne haben, ohne dass wir es wussten, Begehrlichkeiten geweckt, die keiner steuern konnte. Jetzt gilt es abzuwarten, bis sich der Sturm gelegt hat.
Samstag, 19. März 2016
Donnerstag, 17. März 2016
Verkehrsprobleme in Quito - und eine weitere Lösung
Quito ist nicht die einzige Großstadt der Welt, die mit Verkehrsproblemen zu kämpfen hat. Kamen in den 60-er und 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts tausende Menschen, um hier zu wohnen, wächst die Stadt seit dem Jahrtausendwechsel weniger durch Zuzug aus ländlichen Gebieten als durch eigenes Wachstum. Doch mit zunehmendem Wohlstand brauchen die Menschen mehr Wohnraum, also wächst die Stadt weiter an den Rändern. Und wer weit weg vom Arbeitsplatz wohnt, möchte auch sein Auto benutzen. Also bricht der Verkehr regelmäßig zu den Stoßzeiten zusammen. Die Stadt hat große Anstrengungen unternommen, die Staus zu entschärfen. Überall werden Unter- und Überführungen gebaut und es hat sich vieles gebessert. Aber für die Berufspendler ist das nicht genug.
So ist seit langem ein umstrittenes Unternehmen in Gang, eine U-Bahn. Dadurch, dass Quito eine lange Stadt in einer Wanne des Pichincha ist, braucht es eigentlich nur eine lange Bahn. Doch das ist nicht ungefährlich, verzeichnet die Stadt am Fuße des Vulkans Pichincha häufige Erdstöße. Wer garantiert, dass es bei einem wirklichen Erdbeben nicht zu Verwerfungen des Schachts oder gar zum Wassereinbruch kommt? Auf der anderen Seite wird die Metro dann aber auch viele Menschen schnell durch die Stadt bringen. Damit bleiben für die Busse nur noch die Ost-Westrouten, auf beiden Seiten der langestreckten Wanne in die Vororte hoch als Zubringer.
Ein weiteres Problem ist, dass es zu diesen Siedlungen oft sehr steil hoch geht. Busse haben da ihre Probleme. Sie verpesten die Luft in diesen Gebieten über 3000 m Meereshöhe. Deshalb hat der neue Oberbürgermeister von Quito schon zu seinem Amtsantritt ein weiteres Projekt angestoßen, das jetzt an einer Stelle im Norden Quitos erprobte werden soll: Eine Seilbahn. An Gondeln sollen Menschen transportiert werden. Das verbessert die Luftqualität und kostet weniger Straßenbau. Das erste Teilstück wird nächsten Monat gebaut und geht über 4 km. Sollte es erfolgreich sein, werden weitere Strecken folgen. Zwei dieser Pläne sollen Quito mit den Vorstädten weiter unten im Tal verbinden, wo 400 m tiefer mehr und mehr Menschen wohnen. Die wenigen Straßen hoch zur Stadt sind an der Grenze der Kapazität und viel mehr lässt sich da nicht bauen. Eine Seilbahn mit Anschluss an die Metro würde den Berufspendlern bis zu einer Stunde Zeit ersparen.
Angefangen haben all die Pläne mit der Verlegung des Flughafens aus dem Zentrum Quitos 43 km weiter unten im Tal. Da kam das erste Mal der Plan auf, eine Seilbahn einzurichten, scheiterte aber an fehlenden Investoren. Wenn die Stadt das übernimmt, wäre die Chance größer, dass es läuft. Eine Seilbahn ist viel billiger als etwa ein U-Bahnbau, ist wesentlich weniger gefährdet etwa bei Erdbeben und weicht in eine Region der Stadt aus, die bisher nicht genutzt wurde - eine echte Alternative. Wir sind gespannt, ob es klappt, denn die Lobby der Automobilindustrie ist bei solchen Plänen am Ende doch oft stärker. Aber: Wenn die Not groß genug ist, haben auch neue Ideen eine Chance!
So ist seit langem ein umstrittenes Unternehmen in Gang, eine U-Bahn. Dadurch, dass Quito eine lange Stadt in einer Wanne des Pichincha ist, braucht es eigentlich nur eine lange Bahn. Doch das ist nicht ungefährlich, verzeichnet die Stadt am Fuße des Vulkans Pichincha häufige Erdstöße. Wer garantiert, dass es bei einem wirklichen Erdbeben nicht zu Verwerfungen des Schachts oder gar zum Wassereinbruch kommt? Auf der anderen Seite wird die Metro dann aber auch viele Menschen schnell durch die Stadt bringen. Damit bleiben für die Busse nur noch die Ost-Westrouten, auf beiden Seiten der langestreckten Wanne in die Vororte hoch als Zubringer.
Ein weiteres Problem ist, dass es zu diesen Siedlungen oft sehr steil hoch geht. Busse haben da ihre Probleme. Sie verpesten die Luft in diesen Gebieten über 3000 m Meereshöhe. Deshalb hat der neue Oberbürgermeister von Quito schon zu seinem Amtsantritt ein weiteres Projekt angestoßen, das jetzt an einer Stelle im Norden Quitos erprobte werden soll: Eine Seilbahn. An Gondeln sollen Menschen transportiert werden. Das verbessert die Luftqualität und kostet weniger Straßenbau. Das erste Teilstück wird nächsten Monat gebaut und geht über 4 km. Sollte es erfolgreich sein, werden weitere Strecken folgen. Zwei dieser Pläne sollen Quito mit den Vorstädten weiter unten im Tal verbinden, wo 400 m tiefer mehr und mehr Menschen wohnen. Die wenigen Straßen hoch zur Stadt sind an der Grenze der Kapazität und viel mehr lässt sich da nicht bauen. Eine Seilbahn mit Anschluss an die Metro würde den Berufspendlern bis zu einer Stunde Zeit ersparen.
Angefangen haben all die Pläne mit der Verlegung des Flughafens aus dem Zentrum Quitos 43 km weiter unten im Tal. Da kam das erste Mal der Plan auf, eine Seilbahn einzurichten, scheiterte aber an fehlenden Investoren. Wenn die Stadt das übernimmt, wäre die Chance größer, dass es läuft. Eine Seilbahn ist viel billiger als etwa ein U-Bahnbau, ist wesentlich weniger gefährdet etwa bei Erdbeben und weicht in eine Region der Stadt aus, die bisher nicht genutzt wurde - eine echte Alternative. Wir sind gespannt, ob es klappt, denn die Lobby der Automobilindustrie ist bei solchen Plänen am Ende doch oft stärker. Aber: Wenn die Not groß genug ist, haben auch neue Ideen eine Chance!
Mittwoch, 16. März 2016
Internationales Katz- und Mausspiel
Ecuador ist mit Deutschland seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Die Bundesrepublik engagiert sich in vielen Projekten, hauptsächlich in technischer Hilfe. In den letzten 8 Jahren sind an direkten Geldern fast eine Viertelmiliarde Euro nach Ecuador geflossen, von den Gehältern der GIZ einmal abgesehen. Die Unterstützung kommt zu 78% den Provinzen zugute, 22% gehen an die Zentralregierung. Über dreiviertel des Geldes fließt in den Umweltschutz und landwirtschaftliche Projekte mit dem Ziel der Nachhaltigkeit. Und die Projekte werden von Zeit zu Zeit überprüft. So stieg die Hilfe für Ecuador bis zum Jahr 2011. Seitdem geht sie drastisch zurück auf ganze 58 Mio. Euro im Jahre 2015. Denn es gibt einen wunden Punkt der hiesigen Regierung, auf den die Deutschen den Finger legen und dort reagiert Ecuador ganz besonders gereizt: Der Yasuninationalpark.
Im Dezember 2007 trat Präsident Correa auf die Welt zu mit dem Plan, gegen Zahlung internationaler Geldgeber die Ölreserven des Yasuniparks nicht anzuzapfen. Viele Staaten wollten sich beteiligen und auch Deutschland zahlte damals erst Gelder an Ecuador. Doch dann bröckelte das Vertrauen in die Regierung Ecuadors. Die Garantien waren zu schwach. Mehr und mehr Staaten zogen sich aus dem UNO-Projekt zurück, unter ihnen Deutschland. Dafür sollte eine Abordnung des Bundestages sich vor Ort über die Einzelheiten ein Bild machen. Sie kamen ins Land, durften aber den Yasunipark nicht besuchen. Das führt im Dezember 2014 zu massiven Verstimmungen beider Staaten. Doch der Dialog ging weiter, Deutschland zahlte weiter für angefangene Projekte, aber die Spannungen wuchsen. Teil davon war die Schließung der Büros der Adenauerstiftung, denen Ecuador das Vertrauen und damit die Anwesenheitsberechtigung entzog.
Nach dem Besuch Präsident Correas bei Kanzlerin Merkel in Berlin im April 2013 sprach man wieder miteinander. Deutschland zahlte weiter für die laufenden Projekte und wieder machte sich eine Delegation des Dt. Bundestages auf den Weg, um Projekte in Guatemala und Kolumbien zu besuchen. Diese Reise sollte auch Ecuador gelten. Berlin gab den Reiseplan am 11. Januar 2016 bekannt und die Delegation flog los. Am 29 Februar, 4 Tage vor der Ankunft in Quito gab die hiesige Regierung den Reiseplan bekannt, den Yasunipark ausgeschlossen. Die Argumente Ecuadors sind immer die gleichen: Ein unabhängiger Staat braucht keine Supervision zu dulden! und "Keiner darf den anderen in innenpolitischen Angelegenheiten kontrollieren!" Von deutscher Seite kam natürlich die Anfrage: "Was verbirgt Ecuador im Yasunipark?" "Wovor hat das Land denn Angst?"
Jetzt ist das gegenseitige Vertrauen am Tiefpunkt. Dennoch ist der Gesprächsfaden nicht zerrissen, aber bis Vertrauen wieder aufgebaut ist, bedarf es mehr als eines neuen Außenministers Ecuadors. Unser Land ist wie jeder autoritär geführte Staat sehr empfindlich. Was im Yasunipark wirklich gemacht wird, und ob die Zusagen, nur 1% der Fläche des Parks für die Ölförderung zu nutzen, eingehalten werden, kann keiner sagen. Selbst für die einheimische Presse gibt es keinen Zugang. So bleiben weiter große Zweifel am heilen Bild der unberührten Natur.
Im Dezember 2007 trat Präsident Correa auf die Welt zu mit dem Plan, gegen Zahlung internationaler Geldgeber die Ölreserven des Yasuniparks nicht anzuzapfen. Viele Staaten wollten sich beteiligen und auch Deutschland zahlte damals erst Gelder an Ecuador. Doch dann bröckelte das Vertrauen in die Regierung Ecuadors. Die Garantien waren zu schwach. Mehr und mehr Staaten zogen sich aus dem UNO-Projekt zurück, unter ihnen Deutschland. Dafür sollte eine Abordnung des Bundestages sich vor Ort über die Einzelheiten ein Bild machen. Sie kamen ins Land, durften aber den Yasunipark nicht besuchen. Das führt im Dezember 2014 zu massiven Verstimmungen beider Staaten. Doch der Dialog ging weiter, Deutschland zahlte weiter für angefangene Projekte, aber die Spannungen wuchsen. Teil davon war die Schließung der Büros der Adenauerstiftung, denen Ecuador das Vertrauen und damit die Anwesenheitsberechtigung entzog.
Nach dem Besuch Präsident Correas bei Kanzlerin Merkel in Berlin im April 2013 sprach man wieder miteinander. Deutschland zahlte weiter für die laufenden Projekte und wieder machte sich eine Delegation des Dt. Bundestages auf den Weg, um Projekte in Guatemala und Kolumbien zu besuchen. Diese Reise sollte auch Ecuador gelten. Berlin gab den Reiseplan am 11. Januar 2016 bekannt und die Delegation flog los. Am 29 Februar, 4 Tage vor der Ankunft in Quito gab die hiesige Regierung den Reiseplan bekannt, den Yasunipark ausgeschlossen. Die Argumente Ecuadors sind immer die gleichen: Ein unabhängiger Staat braucht keine Supervision zu dulden! und "Keiner darf den anderen in innenpolitischen Angelegenheiten kontrollieren!" Von deutscher Seite kam natürlich die Anfrage: "Was verbirgt Ecuador im Yasunipark?" "Wovor hat das Land denn Angst?"
Jetzt ist das gegenseitige Vertrauen am Tiefpunkt. Dennoch ist der Gesprächsfaden nicht zerrissen, aber bis Vertrauen wieder aufgebaut ist, bedarf es mehr als eines neuen Außenministers Ecuadors. Unser Land ist wie jeder autoritär geführte Staat sehr empfindlich. Was im Yasunipark wirklich gemacht wird, und ob die Zusagen, nur 1% der Fläche des Parks für die Ölförderung zu nutzen, eingehalten werden, kann keiner sagen. Selbst für die einheimische Presse gibt es keinen Zugang. So bleiben weiter große Zweifel am heilen Bild der unberührten Natur.
Dienstag, 26. Januar 2016
Zersplitterung der Parteienlandschaft
Die nächsten Wahlen in Ecuador sind erst in gut 1 1/2 Jahren, aber schon jetzt versuchen sich neue politische Kräfte zu etablieren und in Szene zu setzen. Die Regierungspartei nutzt weiter ihre Zweidrittel Mehrheit und verändert die Gesetzeslandschaft nachdrücklich. Aber auch der Widerstand regt sich. Das hat mehrere Gründe. Das Land befindet sich in einer wirtschaftlichen Talfahrt. Schuld daran ist in erster Linie der extrem niedrige Ölpreis. Während sich Europa über billiges Benzin freut, Saudi Arabien weiter mit hoher Produktion den Nordamerikanern das Fraking zur Ölgewinnung aus Ölschiefer und Ölsand vermiesen will, weil diese Gewinnung teuer ist, gehen Länder wie Venezuela und Ecuador am Stock. Hier kommt eine Wirtschaft zum Erliegen, die seit Jahren auf den Ölexport setzt. Ecuador will damit die Infrastruktur auf die Zeit nach dem Öl auszubauen. Von 8 geplanten Wasserkraftwerken ist erst eines am Netz, bei vieren erst einmal der Bau unterbrochen. Die anderen sollen noch dieses Jahr ans Netz gehen. Wasserkraft hat Zukunft, Thermokraft nicht.
Derzeit tritt vor allem der Staat auf die Bremse. Tausenden Staatsbediensteten wurde zum Jahresende gekündigt. Bei einem zentralgesteuerten Staat, der die Wirtschaft hauptsächlich durch seine Projekt angefeuert hat, hat das natürliche Folgen. Die Gesamtwirtschaft war Zulieferer für staatliche Projekte. Deswegen jetzt der jähe Absturz.
Aber nicht nur die Finanzen bringen Menschen gegen die Regierung auf. Es ist in erster Linie ein mehr und mehr autoritärer Führungsstil. Das fängt beim Präsidenten an und geht weiter bis auf Provinzebene. Nach nun 7 Jahren der gleichen Regierung hat auch wieder die Korruption und Vetterleswirtschaft Eingang gehalten. Die Menschen stöhnen über die sogenannten "Nebenkosten", will man ein Geschäft mit staatlichen Behörden machen. Und wer das Glück für solch einen Vertrag hatte, wartet nun seit Monaten auf sein Geld. Löhne etwa in Krankenhäusern, Schulen oder den Kommunen, werden seit Monaten nicht bezahlt.
Das sind einige Der Gründe, weshalb jetzt mehr und mehr Gefolgsleute der Präsidentenpartei dieser den Rücken drehen. In der Provinz Cotopaxi waren es letzte Woche ca. 400 Menschen, die lautstark ihr Parteibuch zurück gaben und sich zusammenschlossen, um eine Änderung der Politik zu fordern. In anderen Provinzen sowohl der Küste als auch des Amazonastieflandes im Osten geschieht Ähnliches. Sie wollen eine Alternative für die nächsten Wahlen bilden, sprich neue Parteien.
Zur gleichen Zeit gab es eine Versammlung von Oppositionsparteien in Cuenca. Dort legten die jeweiligen Parteichefs ihre Linie bis zu den Wahlen fest und zeigten Geschlossenheit. Was sie allerdings bis jetzt eint ist der gemeinsame Gegner Rafael Correa, der allmächtige Mann unserer Republik. Doch reicht das auch, ihn bei den nächsten Wahlen zu stürzten? Die Opposition ist längst nicht einig. Die jetzt ausgetretenen Parteigänger in den Provinzen sind nach wie vor vom Sozialismus überzeugt im Gegensatz zu den anderen Parteien. Die Zersplitterung geht weiter. Correa wird die nächsten Wahlen gewinnen. Die Alternative ist zu schwach. Aber es darf was ganz anderes vermutet werden. Laut Grundgesetzänderung dürfte der Präsident für weitere Amtszeiten kandidieren, hat es aber abgelehnt. So wird er zu einer Zeit der wirtschaftlichen Talfahrt abtreten, den anderen seiner Partei das Ruder überlassen, um dann nach 4 Jahren Wartens als der Retter des Vaterlandes wiederzukommen mit neuer Kraft und einem Programm des Aufschwungs, das die Massen wieder begeistern wird.
Derzeit tritt vor allem der Staat auf die Bremse. Tausenden Staatsbediensteten wurde zum Jahresende gekündigt. Bei einem zentralgesteuerten Staat, der die Wirtschaft hauptsächlich durch seine Projekt angefeuert hat, hat das natürliche Folgen. Die Gesamtwirtschaft war Zulieferer für staatliche Projekte. Deswegen jetzt der jähe Absturz.
Aber nicht nur die Finanzen bringen Menschen gegen die Regierung auf. Es ist in erster Linie ein mehr und mehr autoritärer Führungsstil. Das fängt beim Präsidenten an und geht weiter bis auf Provinzebene. Nach nun 7 Jahren der gleichen Regierung hat auch wieder die Korruption und Vetterleswirtschaft Eingang gehalten. Die Menschen stöhnen über die sogenannten "Nebenkosten", will man ein Geschäft mit staatlichen Behörden machen. Und wer das Glück für solch einen Vertrag hatte, wartet nun seit Monaten auf sein Geld. Löhne etwa in Krankenhäusern, Schulen oder den Kommunen, werden seit Monaten nicht bezahlt.
Das sind einige Der Gründe, weshalb jetzt mehr und mehr Gefolgsleute der Präsidentenpartei dieser den Rücken drehen. In der Provinz Cotopaxi waren es letzte Woche ca. 400 Menschen, die lautstark ihr Parteibuch zurück gaben und sich zusammenschlossen, um eine Änderung der Politik zu fordern. In anderen Provinzen sowohl der Küste als auch des Amazonastieflandes im Osten geschieht Ähnliches. Sie wollen eine Alternative für die nächsten Wahlen bilden, sprich neue Parteien.
Zur gleichen Zeit gab es eine Versammlung von Oppositionsparteien in Cuenca. Dort legten die jeweiligen Parteichefs ihre Linie bis zu den Wahlen fest und zeigten Geschlossenheit. Was sie allerdings bis jetzt eint ist der gemeinsame Gegner Rafael Correa, der allmächtige Mann unserer Republik. Doch reicht das auch, ihn bei den nächsten Wahlen zu stürzten? Die Opposition ist längst nicht einig. Die jetzt ausgetretenen Parteigänger in den Provinzen sind nach wie vor vom Sozialismus überzeugt im Gegensatz zu den anderen Parteien. Die Zersplitterung geht weiter. Correa wird die nächsten Wahlen gewinnen. Die Alternative ist zu schwach. Aber es darf was ganz anderes vermutet werden. Laut Grundgesetzänderung dürfte der Präsident für weitere Amtszeiten kandidieren, hat es aber abgelehnt. So wird er zu einer Zeit der wirtschaftlichen Talfahrt abtreten, den anderen seiner Partei das Ruder überlassen, um dann nach 4 Jahren Wartens als der Retter des Vaterlandes wiederzukommen mit neuer Kraft und einem Programm des Aufschwungs, das die Massen wieder begeistern wird.
Montag, 18. Januar 2016
Und oft sind die Väter die Verlierer
An einigen Ausfallstraßen des Berufsverkehrs von Quito kann man Hinweisschilder lesen wie: Vaterschaftstest per DNA. Die Schilder sollen vor allem Männer ansprechen, die über solche Tests den Kopf aus der Schlinge ziehen wollen. Besonders gilt das, wenn die Partnerschaft in die Brüche gegangen ist, Feindschaft auf beiden Seiten herrscht und oft nur noch über Rechtsanwälte miteinander "gesprochen" wird.
2015 gab es über 182 000 gerichtliche Auseinandersetzungen wegen zu zahlender Alimente, das sind täglich über 550 neue Fälle in der Justiz. Und natürlich sind in der überwiegenden Mehrheit die Mütter für die Versorgung der Kinder zuständig und viele Väter machen sich aus dem Staub. Bis vor Kurzem gab es auch kaum Strafverfolgung und die Männer konnten nahezu gefahrlos untertauchen. Das hat sich grundlegend geändert. Ecuador ist gläsern geworden. Jeder kann an persönliche Daten per Internet gelangen. Und so sind derzeit die Väter die Verfolgten durch die Justiz. Und die holt die Väter auf der Arbeitsstelle ab und ab geht es in spezielle Gefängnisse. Sie sollen nicht zu anderen Kriminellen kommen. Ihre Gefängnisse sind getrennt und meist in der Stadt selbst gelegen. Dort bleiben sie erst einmal 30 Tage mit dem Verbot, anschließend das Land zu verlassen. Beim zweiten Mal sind es schon 60 Tage und 6 Monate Ausreiseverbot. Das greift massiv in das Leben dieser Männer ein. Wer am Arbeitsplatz verhaftet wird, verliert meist fristlos seine Arbeit und findet schwer einen neuen Job. Damit vermindert sich die Chance, die Alimente pünktlich zu zahlen. Die Abwärtsspirale zur Dauerarmut beginnt. 35% der Männer, die einmal wegen fehlender Alimentenzahlung in polizeilichem Gewahrsam waren, kehren früher oder später wieder dahin zurück. Denn kurzfristig hilft seine Familie einmal, aber auf Dauer ist sie dazu nicht bereit. Jetzt hat sich eine Selbsthilfeorganisation gebildet, die diesen Vätern beratend zur Seite steht. Diese Organisation untersucht die wirklichen Ansprüche der Kinder, denn normalerweise endet die Unterstützung der Kinder mit dem 18. Lebensjahr, kann aber bei Universitätsstudium bis 21 Jahre ausgeweitet werden. Auf der anderen Seite behauptet das Sozialamt, dass die eigentlich Geschädigten die Kinder seien, die am meisten unter der Trennung leiden.
Wie immer bei familiären Streitigkeiten sind beide Seiten daran schuld, aber die Mütter werden gesellschaftlich eher für ihre Bereitschaft zur Aufopferung für ihre Kinder geadelt, währen die verstoßenen Väter wie die Trottel dastehen und ihnen oft widerrechtlich der Zugang zu ihren Kindern verweigert wird. Es gilt jetzt, auch einmal die Mütter zu kontrollieren, denn da werden Alimente manchmal auch grundlos eingetrieben. Es gibt zu wenige Kontrollen. Denn in den letzten Jahren hat sich das Blatt sehr zugunsten der Mütter und Frauen im Allgemeinen geändert. Abschließend nur ein Beispiel: Eine 16 - Jährige zieht zu ihrem Freund. Die beiden leben 1 1/2 Jahre zusammen und haben bald ein Kind. Doch ihre Mutter lässt nicht locker, bis die Beziehung auseinander geht. Danach geht es nicht nur um Alimente. Der Hass richtet sich jetzt voll gegen den Mann. Er wandert wegen Verführung einer Minderjährigen hinter Gitter. Dort kommt er aber gar nicht mehr raus, weil er zwischenzeitlich auch keine Alimente gezahlt hat. Er hat seinen Studienplatz verloren und sein Leben ist verpfuscht, während die junge Frau von ihrer Mutter in allem unterstützt wird. Mehr und mehr besteht bei der jetzigen Rechtsprechung die Gefahr, dass eine nicht kleine Gruppe junger Väter nie mehr ein Bein auf festen Boden bekommt.
2015 gab es über 182 000 gerichtliche Auseinandersetzungen wegen zu zahlender Alimente, das sind täglich über 550 neue Fälle in der Justiz. Und natürlich sind in der überwiegenden Mehrheit die Mütter für die Versorgung der Kinder zuständig und viele Väter machen sich aus dem Staub. Bis vor Kurzem gab es auch kaum Strafverfolgung und die Männer konnten nahezu gefahrlos untertauchen. Das hat sich grundlegend geändert. Ecuador ist gläsern geworden. Jeder kann an persönliche Daten per Internet gelangen. Und so sind derzeit die Väter die Verfolgten durch die Justiz. Und die holt die Väter auf der Arbeitsstelle ab und ab geht es in spezielle Gefängnisse. Sie sollen nicht zu anderen Kriminellen kommen. Ihre Gefängnisse sind getrennt und meist in der Stadt selbst gelegen. Dort bleiben sie erst einmal 30 Tage mit dem Verbot, anschließend das Land zu verlassen. Beim zweiten Mal sind es schon 60 Tage und 6 Monate Ausreiseverbot. Das greift massiv in das Leben dieser Männer ein. Wer am Arbeitsplatz verhaftet wird, verliert meist fristlos seine Arbeit und findet schwer einen neuen Job. Damit vermindert sich die Chance, die Alimente pünktlich zu zahlen. Die Abwärtsspirale zur Dauerarmut beginnt. 35% der Männer, die einmal wegen fehlender Alimentenzahlung in polizeilichem Gewahrsam waren, kehren früher oder später wieder dahin zurück. Denn kurzfristig hilft seine Familie einmal, aber auf Dauer ist sie dazu nicht bereit. Jetzt hat sich eine Selbsthilfeorganisation gebildet, die diesen Vätern beratend zur Seite steht. Diese Organisation untersucht die wirklichen Ansprüche der Kinder, denn normalerweise endet die Unterstützung der Kinder mit dem 18. Lebensjahr, kann aber bei Universitätsstudium bis 21 Jahre ausgeweitet werden. Auf der anderen Seite behauptet das Sozialamt, dass die eigentlich Geschädigten die Kinder seien, die am meisten unter der Trennung leiden.
Wie immer bei familiären Streitigkeiten sind beide Seiten daran schuld, aber die Mütter werden gesellschaftlich eher für ihre Bereitschaft zur Aufopferung für ihre Kinder geadelt, währen die verstoßenen Väter wie die Trottel dastehen und ihnen oft widerrechtlich der Zugang zu ihren Kindern verweigert wird. Es gilt jetzt, auch einmal die Mütter zu kontrollieren, denn da werden Alimente manchmal auch grundlos eingetrieben. Es gibt zu wenige Kontrollen. Denn in den letzten Jahren hat sich das Blatt sehr zugunsten der Mütter und Frauen im Allgemeinen geändert. Abschließend nur ein Beispiel: Eine 16 - Jährige zieht zu ihrem Freund. Die beiden leben 1 1/2 Jahre zusammen und haben bald ein Kind. Doch ihre Mutter lässt nicht locker, bis die Beziehung auseinander geht. Danach geht es nicht nur um Alimente. Der Hass richtet sich jetzt voll gegen den Mann. Er wandert wegen Verführung einer Minderjährigen hinter Gitter. Dort kommt er aber gar nicht mehr raus, weil er zwischenzeitlich auch keine Alimente gezahlt hat. Er hat seinen Studienplatz verloren und sein Leben ist verpfuscht, während die junge Frau von ihrer Mutter in allem unterstützt wird. Mehr und mehr besteht bei der jetzigen Rechtsprechung die Gefahr, dass eine nicht kleine Gruppe junger Väter nie mehr ein Bein auf festen Boden bekommt.
Donnerstag, 14. Januar 2016
20 Jahre Programm für Behinderte Kinder
Manchmal rutscht man in etwas hinein, was andere für einen bestimmen. So geschehen im Jahre 1995, als ein Professor für Kinderorthopädie sich mit einem Missionsarzt in St Paul / Minnesota traf und fragt, was er als ein weltweit führender Spezialist für spastisch gelähmte und andere missgestaltete Kinder für arme Länder tun könnte. So wurde er eingeladen, im Hospital Vozandes von Quito und später auch in Shell unter abenteuerlichen Bedingungen zu operieren. Ich kannte ihn noch nicht, durfte aber die Nachbehandlung durchführen, per e-mail jeden Schritt berichtend und Weisungen aus den USA zu erhalten. So kamen wir 1996 dann persönlich zusammen und es entwickelte sich über all die Jahre eine Professor - Schüler, aber auch persönliche Freundschaft. Lange Rede kurzer Sinn: Inzwischen ist es ein internationales Treffen jedes Jahr mit orthopädischen Kinderchirurgen aus den USA, Brasilien, Chile, Kolumbien, gelegentlich auch aus Argentinien, Schweden und Deutschland und Venezuela. Die Patienten kommen auch aus vielen Nachbarländern Ecuadors, vor allem aus Nordperu. Es sind meist zerebralgeschädigte Kinder durch Geburtsprobleme, aber auch angeborene Missbildungen oder Unfallopfer.
Diese 2 - 3 Wochen pro Jahr arbeiten alle Ärzte ohne Honorar. Sie zahlen ihren Aufenthalt selbst und bringen aus ihrer Arbeit oft Metallplatten und andere "Geschenke" für die Kinder mit. Die Patienten werden an bestimmten Tagen gemeinsam untersucht und dann wird der OP-Plan festgelegt. Da es sich um ein ausgereiftes und an vielen Zentren inzwischen eigeübtes Behandlungsschema handelt, arbeiten wir als Team zusammen. Bei den Kindern werden in langen Operationen Knochen umgestellt, Sehnen verpflanzt und anschließend brauchen sie lange Physiotherapie. Da sich durch Spastik oder fehlende Muskultur ihr Skelett im Laufe der Zeit verformt, helfen wir ihnen zu einem möglichst normalen Wachstum bis sie 16 oder 18 Jahre alt sind. Dann verändert sich kaum noch etwas. Sie verlassen unsere Überwachung/Behandlung.
Wer als Kind nur im Bett liegt, dessen Welt bleibt klein und der Geist auch. Wer laufen kann, spricht auch besser und denkt anders. Deswegen ist das Laufen ein Schlüsselfaktor zur Entwicklung.
Wenn einer alleine die Operationen durchführen, würde es zu langen OP- und Anästhesiezeiten kommen, arbeiten aber 2 oder 3 Team gleichzeitig am Patienten, kürzt das Risiken und Kosten erheblich ab.
Die Operationen führen wir im Hospital Vozandes von Quito durch, weil es die richtige Infrastruktur besitzt. Schwestern und andere Ärzte aus Ecuador helfen dabei, wo sie können.
Aber es gilt auch die Familien der Kinder in diesen Prozess mit einzubeziehen. In Europa und Nordamerika gehen ca. 90% der Ehen bei stark behinderten Kindern in die Brüche. Ursache ist meist die Mutter, die zu 150% mit dem Kind verbunden ist. Sie vernachlässigt andere Kinder und besonders ihre Ehe. Ergebnis: Die Männer verschwinden. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen und von der ersten Begegnung mit diesen Familien dieses Problem anzusprechen und immer wieder nachzuhaken, wie es der Ehe geht. Die Zeit im Krankenhaus ist deswegen auch eine gute Gelegenheit für unsere Krankenhausseelsorger.
Die meisten Familien stark behinderter Kinder sind arm, die Mutter kann nicht arbeiten und wenn die Ehe auseinander geht, wird es auch nicht einfacher. Vom Staat gibt es wenig Hilfe.
Operationen, die in den USA bis zu $ 40.000,- kosten, werden bei uns für bis zu $ 5.000,- durchführt. Es sind die Unkosten für Unterbringung und den Operationssaal/Anästhesie. Aber auch da brauchen sie oft Hilfe. Anfangs brauchten wir für die 3 Wochen bis fast $ 20.000,- als Unterstützung. Inzwischen planen wir längerfristig, so dass die Familien ansparen können. Letztes Jahr haben wir nur ca $ 6.000 Hilfe gebraucht. Deswegen sind wir froh um jede Hilfe von Geschwistern aus aller Welt.
Die Vorbereitung und Nachbehandlung führe ich dann durch in einer Sprechstunde einmal pro Monat in Quito. Über all die Jahre sind weit über 1000 Kinder durch unser Programm gelaufen und sie kommen zu Kontrollen bis sie weit über 30 Jahre alt sind. Für viele Familien bin ich so der Hausarzt geworden, eine gute Gelegenheit für persönliches Zeugnis.
Der alte Professor aus den USA ist längst im Ruhestand und kann auch nicht kommen. Aber es hat sich ein neues Team gebildet, das treu kommt. Es ist zu einer Bewegung geworden, zu der wir auch ecuadorianische Ärzte ins Team nehmen, dass diese Behandlungsmethoden in weitere Städte des Landes getragen werden, z. B. nach Cuenca und Guayaquil.
Wir sind dankbar für diese Gelegenheit, als Missionsärzte Licht und Salz zu sein und dass es Menschen gibt, denen dieses Anliegen auch wichtig ist. Vielen Dank für alle Hilfe.
Diese 2 - 3 Wochen pro Jahr arbeiten alle Ärzte ohne Honorar. Sie zahlen ihren Aufenthalt selbst und bringen aus ihrer Arbeit oft Metallplatten und andere "Geschenke" für die Kinder mit. Die Patienten werden an bestimmten Tagen gemeinsam untersucht und dann wird der OP-Plan festgelegt. Da es sich um ein ausgereiftes und an vielen Zentren inzwischen eigeübtes Behandlungsschema handelt, arbeiten wir als Team zusammen. Bei den Kindern werden in langen Operationen Knochen umgestellt, Sehnen verpflanzt und anschließend brauchen sie lange Physiotherapie. Da sich durch Spastik oder fehlende Muskultur ihr Skelett im Laufe der Zeit verformt, helfen wir ihnen zu einem möglichst normalen Wachstum bis sie 16 oder 18 Jahre alt sind. Dann verändert sich kaum noch etwas. Sie verlassen unsere Überwachung/Behandlung.
Wer als Kind nur im Bett liegt, dessen Welt bleibt klein und der Geist auch. Wer laufen kann, spricht auch besser und denkt anders. Deswegen ist das Laufen ein Schlüsselfaktor zur Entwicklung.
Wenn einer alleine die Operationen durchführen, würde es zu langen OP- und Anästhesiezeiten kommen, arbeiten aber 2 oder 3 Team gleichzeitig am Patienten, kürzt das Risiken und Kosten erheblich ab.
Die Operationen führen wir im Hospital Vozandes von Quito durch, weil es die richtige Infrastruktur besitzt. Schwestern und andere Ärzte aus Ecuador helfen dabei, wo sie können.
Aber es gilt auch die Familien der Kinder in diesen Prozess mit einzubeziehen. In Europa und Nordamerika gehen ca. 90% der Ehen bei stark behinderten Kindern in die Brüche. Ursache ist meist die Mutter, die zu 150% mit dem Kind verbunden ist. Sie vernachlässigt andere Kinder und besonders ihre Ehe. Ergebnis: Die Männer verschwinden. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen und von der ersten Begegnung mit diesen Familien dieses Problem anzusprechen und immer wieder nachzuhaken, wie es der Ehe geht. Die Zeit im Krankenhaus ist deswegen auch eine gute Gelegenheit für unsere Krankenhausseelsorger.
Die meisten Familien stark behinderter Kinder sind arm, die Mutter kann nicht arbeiten und wenn die Ehe auseinander geht, wird es auch nicht einfacher. Vom Staat gibt es wenig Hilfe.
Operationen, die in den USA bis zu $ 40.000,- kosten, werden bei uns für bis zu $ 5.000,- durchführt. Es sind die Unkosten für Unterbringung und den Operationssaal/Anästhesie. Aber auch da brauchen sie oft Hilfe. Anfangs brauchten wir für die 3 Wochen bis fast $ 20.000,- als Unterstützung. Inzwischen planen wir längerfristig, so dass die Familien ansparen können. Letztes Jahr haben wir nur ca $ 6.000 Hilfe gebraucht. Deswegen sind wir froh um jede Hilfe von Geschwistern aus aller Welt.
Die Vorbereitung und Nachbehandlung führe ich dann durch in einer Sprechstunde einmal pro Monat in Quito. Über all die Jahre sind weit über 1000 Kinder durch unser Programm gelaufen und sie kommen zu Kontrollen bis sie weit über 30 Jahre alt sind. Für viele Familien bin ich so der Hausarzt geworden, eine gute Gelegenheit für persönliches Zeugnis.
Der alte Professor aus den USA ist längst im Ruhestand und kann auch nicht kommen. Aber es hat sich ein neues Team gebildet, das treu kommt. Es ist zu einer Bewegung geworden, zu der wir auch ecuadorianische Ärzte ins Team nehmen, dass diese Behandlungsmethoden in weitere Städte des Landes getragen werden, z. B. nach Cuenca und Guayaquil.
Wir sind dankbar für diese Gelegenheit, als Missionsärzte Licht und Salz zu sein und dass es Menschen gibt, denen dieses Anliegen auch wichtig ist. Vielen Dank für alle Hilfe.
Freitag, 8. Januar 2016
Und der Drogenhandel geht weiter
Dass Ecuador ein Durchgangsland für Drogen ist, weiß hier jeder. Überall gibt es feste Straßenkontrollen, vor allem aus der Ostteil des Landes heraus. Während noch vor Jahren immer wieder Straßenkontrollen an wechselnden Punkten stattfanden, hat sich die Polizei nun doch auf die Hintergrundarbeit und gezielte Überprüfungen festgelegt. Es gilt die dicken Fische zu finden mit Verstecken der Drogen in Fahrzeugen . Da sind etwa die Holztransporte aus dem Urwald. Ganze Baumstämme werden ausgehöhlt, gefüllt mit Kokain, der Stamm oberflächlich verschlossen und liegt dann zwischen anderen Stämmen festgekeilt auf der Ladefläche. Das meiste aber transportiert die Mafia in Tankwagen oder auf ganz normalen LKWs mit doppelter Plane oder doppeltem Boden in 1 - 2 kg Barren mehrfach in Plastik verpackt, denn Kokain besitzt einen starken Eigengeruch.
Viele Drogen werden aber auch erst in Ecuadors Küste auf alten Haciendas produziert. Blätter zu transportieren ist weniger auffällig und "gekocht" wird vor der Verladung, denn der Löwenanteil der Drogen verlässt Ecuador per Schiff. Wieder wurde letztlich in den Mangrovenwäldern ein kleines Ein-Mann-Unterseeboot gefunden, das bis zu 5 Tonnen Drogen transportieren kann. Solche Boote werden an ein Schiff gehängt und in Nordamerika fährt es dann aus eigener Kraft einen Fluss hinauf ins Land wo es keine Küstenüberwachung mehr gibt.
Die Polizei ist stolz, dass ihr jedes Jahr Schläge gegen die Illegalität gelingen. Wurden 2104 noch über 61 Tonnen aufgespürt, waren es 2015 schon 79 Tonnen. Die Zahlen sprechen für eine effektive Polizeiarbeit.
Viel Sorge bereitet derzeit der zunehmende Verkauf von Drogen in Ecuadors Binnenmarkt. Der Mikrohandel blüht. Man weiß, dass es ca. 200 Verkaufsringe und Organisationen verteilt über das ganze Land gibt. Schulen, Universitäten und Menschenansammlungen wie Märkte sind vermehrt Ziele der Händler. Die ersten zwei Dosen sind frei. Dann muss bezahlt werden.
Der Staat hat vor 1 1/2 Jahren die Strafgesetze geändert, auch um in den Gefängnisse wieder mehr Platz zu schaffen. Inzwischen werden die Strafen wieder verschärft. Wer beispielsweise mit 1 kg Kokain ertappt wird und zusätzlich 21 Gramm Marihuana dabei hat, bekommt beides zusammengezählt. Er wandert für das Kokain mindestens 7 Jahren in den Bau, für das Marihuana 3 weitere also insgesamt 10 Jahre. Und so haben sich die Gefängnisse längst wieder gefüllt, so dass es hier und da schon zu Protesten kommt, wie neulich im neuen Gefängnis in Latacunga 100 km südlich von Quito, wo einige Gefangene in ihren roten Anzügen auf die Dächer kletterten und lautstark protestierten. Wegen Drogen sitzen die meisten Gefangenen, Männer wie Frauen.
Gerade zu diesen Zeiten und der Wirtschaftskrise in Ecuador suchen vermehrt Menschen das schnelle Geld und gehen wieder ein höheres persönliches Risiko ein. Immer wieder der Ruf nach mehr Straffreiheit, aber das würde den Handel nur noch verstärken. Das Wirksamste - und das verkündigen wir schon seit Jahren - wäre ein geringerer Verbrauch in den reichen Ländern, aber das ist eben eine Illusion. So wird es auch im Neuen Jahr wieder Polizeiaktionen und Drogengeschäfte geben. Dort fließ das wirklich große Geld, bei dem der kleine Bauer 30 - 50 Cent fürs Gramm produzierter Droge erhält und allein in Quito die Ware schon für 20 Dollar den Besitzer wechselt.
Viele Drogen werden aber auch erst in Ecuadors Küste auf alten Haciendas produziert. Blätter zu transportieren ist weniger auffällig und "gekocht" wird vor der Verladung, denn der Löwenanteil der Drogen verlässt Ecuador per Schiff. Wieder wurde letztlich in den Mangrovenwäldern ein kleines Ein-Mann-Unterseeboot gefunden, das bis zu 5 Tonnen Drogen transportieren kann. Solche Boote werden an ein Schiff gehängt und in Nordamerika fährt es dann aus eigener Kraft einen Fluss hinauf ins Land wo es keine Küstenüberwachung mehr gibt.
Die Polizei ist stolz, dass ihr jedes Jahr Schläge gegen die Illegalität gelingen. Wurden 2104 noch über 61 Tonnen aufgespürt, waren es 2015 schon 79 Tonnen. Die Zahlen sprechen für eine effektive Polizeiarbeit.
Viel Sorge bereitet derzeit der zunehmende Verkauf von Drogen in Ecuadors Binnenmarkt. Der Mikrohandel blüht. Man weiß, dass es ca. 200 Verkaufsringe und Organisationen verteilt über das ganze Land gibt. Schulen, Universitäten und Menschenansammlungen wie Märkte sind vermehrt Ziele der Händler. Die ersten zwei Dosen sind frei. Dann muss bezahlt werden.
Der Staat hat vor 1 1/2 Jahren die Strafgesetze geändert, auch um in den Gefängnisse wieder mehr Platz zu schaffen. Inzwischen werden die Strafen wieder verschärft. Wer beispielsweise mit 1 kg Kokain ertappt wird und zusätzlich 21 Gramm Marihuana dabei hat, bekommt beides zusammengezählt. Er wandert für das Kokain mindestens 7 Jahren in den Bau, für das Marihuana 3 weitere also insgesamt 10 Jahre. Und so haben sich die Gefängnisse längst wieder gefüllt, so dass es hier und da schon zu Protesten kommt, wie neulich im neuen Gefängnis in Latacunga 100 km südlich von Quito, wo einige Gefangene in ihren roten Anzügen auf die Dächer kletterten und lautstark protestierten. Wegen Drogen sitzen die meisten Gefangenen, Männer wie Frauen.
Gerade zu diesen Zeiten und der Wirtschaftskrise in Ecuador suchen vermehrt Menschen das schnelle Geld und gehen wieder ein höheres persönliches Risiko ein. Immer wieder der Ruf nach mehr Straffreiheit, aber das würde den Handel nur noch verstärken. Das Wirksamste - und das verkündigen wir schon seit Jahren - wäre ein geringerer Verbrauch in den reichen Ländern, aber das ist eben eine Illusion. So wird es auch im Neuen Jahr wieder Polizeiaktionen und Drogengeschäfte geben. Dort fließ das wirklich große Geld, bei dem der kleine Bauer 30 - 50 Cent fürs Gramm produzierter Droge erhält und allein in Quito die Ware schon für 20 Dollar den Besitzer wechselt.
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