Immer wenn ein großes Preisniveau unter Nachbarstaaten besteht, setzt ein reger Grenzverkehr ein und der billigere Nachbar verdient am Grenzzaun - zum Leidwesen der anderen, die dann nach Gegenmaßnahmen rufen und ihr Geschäft schützen wollen. Dazu kommen noch ideologische Differenzen, von denen es im Norden Südamerikas genügend gibt.
Da sind die Unruhen an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela. Es prallen die Welten eines Handelsvolkes Kolumbien mit der zentralen, sozialistischen Staatswirtschaft Venezuelas aufeinander. Tausende Kolumbianer waren über die Grenze gezogen, um dort Waren zu liefern, die der Staat nicht garantieren konnte. Und sicher ist auch Benzin zurück nach Kolumbien geflossen, das in Venezuela billiger als in Flaschen abgefülltes Trinkwasser ist. Jetzt hat die Regierung Venezuelas die Kolumbianer vertrieben. Zu Tausenden sind sie über den Grenzfluss mit Hab und Gut in ihr Land zurückgekehrt. Derzeit versuchen Uruguay und Ecuador zu vermitteln. Es soll nicht zu militärischen Maßnahmen kommen.
Aber auch Ecuador hat so seine Probleme mit den Nachbarn. An den Grenzen zu Peru und Kolumbien gibt es seit Jahren illegalen Handel mit Gasflaschen und Benzin, das hierzulande stark subventioniert ist. Die Bevölkerung Ecuadors ist nicht gewillt, diese seit Jahren gewohnten Subventionen so ohne weiteres aufzugeben. Die Nachbarregionen Perus und Kolumbiens profitieren davon. Bei Grenzkontrollen werden hier und da Schmuggler erwischt, aber immer, wenn das Preisgefälle eklatant ist, funktioniert der Schwarzmarkt.
Aber Ecuador hat noch einen anderen Grund für weitere Grenzkontrollen: Es braucht höhere Steuereinnahmen, spätestens seit der Ölpreis im Keller gelandet ist.
Beispiel: An der Grenze zum nördlichen Nachbarn Kolumbien besteht seit langem ein reger Grenzverkehr von Ecuatorianern, die bei Tagesausflügen im kolumbianischen Ipiales ordentlich einkaufen. Das Geschäft dort blüht, während auf der hiesigen Seite, wenige Kilometer vor der Grenze in Tulcan Geschäfte schließen. Früher war das einmal umgekehrt. Da kauften die Kolumbianer massenweise hier ein. Also klagen die hiesigen Händler und die Regierung sieht sich gezwungen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Also werden jetzt Schutzzölle erhoben. Insgesamt sind es 2961 verschieden Artikel, die ab sofort an allen Grenzen des Landes zollpflichtig sind. Das gilt aber natürlich für alle Grenzen, besonders auch an den Flughäfen bei der Einreise. Dort dauert jetzt die Kontrolle zwischen 10 und 30 Minuten länger. An den Außengrenzen bilden sich jetzt längere Autoschlangen.
Es sind besonders Kleidung, Spirituosen, Fernseher und Handys, an denen der Staat verdienen will. In der Presse laufen derzeit Kampagnen über Höchstgrenzen, Kosten und Formalitäten bei der Einreise.
Die Zeiten sind vorbei, in denen Ecuatorianer über die Grenze fahren und mit 4 neuen Reifen ihres Autos und einem großen Flachbildschirm zurückkehren. Aber immer, wo ein großes Preisniveau besteht, wird der Handel nicht aufhören. Menschen sind erfinderisch.
Wer die wirkliche Ursache bekämpfen will muss zweierlei beachten:
1) Überall, wo Subventionen gegeben werden, profitieren die Nachbarn. Der Schwarzhandel blüht. Da müssen die Subventionen abgebaut werden, was bei Benzin und Gas hierzulande aber politisch nur langsam durchzusetzen ist.
2) Zum anderen ist im sozialistischen System hierzulande die wirkliche Inflation wesentlich höher als die offiziellen Angaben. Selbst Lebensmittel sind in Ecuador oft teurer als in Deutschland. Da profitieren vom Preisgefälle die Nachbarn. Also versucht unsere Regierung die Regelung über Schutzzölle, die dem Staat Mehreinnahmen versprechen.
Wir müssen zurückkehren zu einem friedlichen Handel der Nachbarn. Das geht aber derzeit nicht aus ideologischen Gründen. Also ist derzeit Kolumbien der Buhmann zwischen zwei sozialistischen Nachbarn. Das lässt sich nicht in Verhandlungen der Staatspräsidenten ändern. Also bleibt der Streit bestehen, allen amtlichen Beschwörungen zum Trotz.
Dienstag, 22. September 2015
Mittwoch, 16. September 2015
Rauch in Quito und Umgebung
Der Sommer in Quito neigt sich dem Ende entgegen und es qualmt in und um Quito. Das Wetter ist herrlich. Seit fast 3 Monaten hat es nicht mehr richtig geregnet. Normalerweise haben wir im August oder September immer wieder Regenschauer, oft mit viel Hagel. In einem Jahr mussten diese Hagelkörner mit Baumaschinen zur Seite geräumt werden und schmolzen tagelang vor sich hin. Oder die Pässe auf beiden Seiten der Sierra waren von Eis belegt, mit dem weder die Straßenbehörden noch die Autofahrer umgehen konnten und der Verkehr für einige Tage zum Erliegen kam. Dieses Jahr ist es anders. Es ist staubtrocken. Unser Nachbar hat sein marodes Dach des Hauses im Juli abgebaut und setzt ein Stockwerk drauf. Nur sehr langsam geht es weiter. Nur am ersten Tag nach dem Abriss des Daches Anfang Juli gab es einen starken Regen und sie hatten nicht genügend Gefäße, um das durchsickernde Wasser aufzufangen. Seitdem kann der Bau ohne Probleme weiter gehen.
Nein, dieses Jahr ist der Sommer trocken wie selten zuvor.
Was in Quito qualmt, ist weit weg im Süden der Vulkan Cotopaxi. Doch seine Asche weht der Wind meist nach Westen Richtung Küste. Die Menschen dort leiden schon mächtig, vor allem die mit Viehwirtschaft. Die gesamte Natur in diese Richtung ist aschgrau verfärbt und das Vieh leidet. Auch der Gemüseanbau dort kommt zu Erliegen und der Staat erwähnt finanzielle Hilfe für die Landwirtschaft. Aber Quito bekam von diesem Vulkan bisher wenig Asche mit, gelegentlich im Südteil der Stadt.
Was uns derzeit vermehrt zu schaffen macht sind die alljährlichen Waldbrände in und um die Stadt, über 25 mal in diesem Jahr. Dann hängen dichte Rauchschwaden über der Gegend.
Quito liegt in einem Hochtal am Rande des Pichinchavulkans, der derzeit ruhig ist. Und weiter unten im Hochtal ist längst eine neue Stadt gewachsen, die aber zu Quito gehört. Die Stadt erstreckt sich über ca. 800 m Höhenunterschied. Und zwischen den verschiedenen Stadtteilen gibt es viel Wald. Es ist aber nicht der deutsche, dichte Wald, sondern häufig der schnell wachsende Eukalyptuswald. Diese Baumart wurde vor über 150 Jahren hier in Ecuador eingeführt, als es kaum noch Holz gab, weil die wachsende Bevölkerung alles Brennbare abgeholzt hatte. Doch Eukalyptus ist keine einheimische Pflanze und verdrängte andere Baumarten durch einen wachstumshemmenden Stoff und machte sich im gesamten Hochland breit. Eukalyptus wächst immer gerade, ist also für Holzverarbeitung ideal, aber braucht viel Wasser und Abstand zwischen den Bäumen. Ein Eukalyptuswald ist nie ein Mischwald und nie besonders dicht. Und so trocknet er in der Äquatorsonne bei fehlendem Regen schnell aus. Er hält kein Wasser über längere Zeit. Und so wird dieser Wald schnell Raub der Flammen.
An den Rändern Quitos will die Stadt wachsen. In der Vergangenheit hat man dann oft nach einem Waldbrand Genehmigungen für neue Siedlungen gegeben. Also wurden Brände absichtlich gelegt. Die Zeit ist längst vorüber. Dennoch scheinen es einige immer noch zu versuchen. Andere legen Brände in den Höhenlagen des Pichincha, um das Paramogras abzubrennen. Denn neues Gras ist Viehfutter. So ein Brand ist dann eine Gefahr für den nahen Wald. Und der Rest der Brände ist wohl Folge einer weggeworfenen Zigarette ohne besonderen Vorsatz.
Die Feuerwehr Quitos und Umgebung ist derzeit im Dauereinsatz und gab bereits Tote unter den Feuerwehrmannschaften; junge Leute mit nur wenig Erfahrung, die das Feuer eingeschlossen hatte und denen man nicht mehr helfen konnte.
Im September hat die Schule wieder begonnen. Das Leben normalisiert sich wieder. Der Verkehr ist chaotisch wie immer. Jetzt warten wir auf den Regen Anfang Oktober bis Weihnachten, um die braune Stadt wieder in ein normales Grün zu verwandeln und damit die Rauchwolken über der Stadt zu vertreiben. Bleibt vorerst einmal der Vulkan Cotopaxi.
Nein, dieses Jahr ist der Sommer trocken wie selten zuvor.
Was in Quito qualmt, ist weit weg im Süden der Vulkan Cotopaxi. Doch seine Asche weht der Wind meist nach Westen Richtung Küste. Die Menschen dort leiden schon mächtig, vor allem die mit Viehwirtschaft. Die gesamte Natur in diese Richtung ist aschgrau verfärbt und das Vieh leidet. Auch der Gemüseanbau dort kommt zu Erliegen und der Staat erwähnt finanzielle Hilfe für die Landwirtschaft. Aber Quito bekam von diesem Vulkan bisher wenig Asche mit, gelegentlich im Südteil der Stadt.
Was uns derzeit vermehrt zu schaffen macht sind die alljährlichen Waldbrände in und um die Stadt, über 25 mal in diesem Jahr. Dann hängen dichte Rauchschwaden über der Gegend.
Quito liegt in einem Hochtal am Rande des Pichinchavulkans, der derzeit ruhig ist. Und weiter unten im Hochtal ist längst eine neue Stadt gewachsen, die aber zu Quito gehört. Die Stadt erstreckt sich über ca. 800 m Höhenunterschied. Und zwischen den verschiedenen Stadtteilen gibt es viel Wald. Es ist aber nicht der deutsche, dichte Wald, sondern häufig der schnell wachsende Eukalyptuswald. Diese Baumart wurde vor über 150 Jahren hier in Ecuador eingeführt, als es kaum noch Holz gab, weil die wachsende Bevölkerung alles Brennbare abgeholzt hatte. Doch Eukalyptus ist keine einheimische Pflanze und verdrängte andere Baumarten durch einen wachstumshemmenden Stoff und machte sich im gesamten Hochland breit. Eukalyptus wächst immer gerade, ist also für Holzverarbeitung ideal, aber braucht viel Wasser und Abstand zwischen den Bäumen. Ein Eukalyptuswald ist nie ein Mischwald und nie besonders dicht. Und so trocknet er in der Äquatorsonne bei fehlendem Regen schnell aus. Er hält kein Wasser über längere Zeit. Und so wird dieser Wald schnell Raub der Flammen.
An den Rändern Quitos will die Stadt wachsen. In der Vergangenheit hat man dann oft nach einem Waldbrand Genehmigungen für neue Siedlungen gegeben. Also wurden Brände absichtlich gelegt. Die Zeit ist längst vorüber. Dennoch scheinen es einige immer noch zu versuchen. Andere legen Brände in den Höhenlagen des Pichincha, um das Paramogras abzubrennen. Denn neues Gras ist Viehfutter. So ein Brand ist dann eine Gefahr für den nahen Wald. Und der Rest der Brände ist wohl Folge einer weggeworfenen Zigarette ohne besonderen Vorsatz.
Die Feuerwehr Quitos und Umgebung ist derzeit im Dauereinsatz und gab bereits Tote unter den Feuerwehrmannschaften; junge Leute mit nur wenig Erfahrung, die das Feuer eingeschlossen hatte und denen man nicht mehr helfen konnte.
Im September hat die Schule wieder begonnen. Das Leben normalisiert sich wieder. Der Verkehr ist chaotisch wie immer. Jetzt warten wir auf den Regen Anfang Oktober bis Weihnachten, um die braune Stadt wieder in ein normales Grün zu verwandeln und damit die Rauchwolken über der Stadt zu vertreiben. Bleibt vorerst einmal der Vulkan Cotopaxi.
Mittwoch, 2. September 2015
Der Cotopaxi raucht weiter
Den beginnenden Ausbruch eines Vulkans im Voraus zu bestimmen ist schwierig. Seit Jahren werden leicht verstärkte Aktivitäten des höchsten Vulkans der Erde, dem Cotopaxi, berichtet. Bergsteiger berichteten von verstärktem Schwefelgeruch auf dem Eisriesen. Dieser Berg wird seit Jahren verstärkt beobachtet. Seit Mai 2015 hat die Aktivität zugenommen. Im Juni und Juli diesen Jahres gab es vermehrte kleine lokale Erdbeben, die dann wieder abflauten, um dann Ende August zu den ersten Gas - und Staubausbrüchen zu führen. Bis zu 7 km hohe Staubwolken konnte man bei dem klaren Sommerwetter von der Hauptstadt Quito aus beobachten. Der Ascheregen erreichte Quito und in letzter Zeit vor allem die Regionen im Westen bis hin zur Küste. Die Landschaft in der Nähe des Vulkans ist in ein einheitliches Grau gehüllt. Nach einer Woche erhöhter Aktivität ist es derzeit ruhiger geworden. Aber die Zahl der lokalen Erschütterungen hat deutlich zugenommen. Und laut Geophysikalischem Institut Ecuadors werden vermehrt seismographische Aktivitäten mit Epizentrum von der Spitze des Vulkans bis in fast 9.000 m Tiefe gemessen. Viele Messstationen in unmittelbarer Nähe des Vulkans geben die Daten weiter. Diese Aktivitäten weisen auf ein Zerbröseln des Gesteinspfropfens im Schlund des Vulkans hin, Vorbereitung auf einen erneuten Ausbruch. Das Magma hat sich also bereits bis auf ca. km vor dem Krater vorgearbeitet, also schon fast auf 3000 m Meereshöhe. Der Druck auf den verbleibenden Pfropfen wächst. Was derzeit austritt sind Gase und kochendes Wasser.
Bild aus sicherer Entfernung von mindestens 60 km Luftlinie
Wie schon mehrfach berichtet, besteht die Gefahr des Cotopaxi bei einem Ausbruch nicht in erster Linie durch Lava und Gesteinsbrocken. Das nur in unmittelbarer Nähe. Aber der Vulkan hat einen bis weit über 50 m hohen Eispanzer, der dann schmelzen würde.
Drei Richtungen sind gefährdet:
1) Die nahegelegene Provinzhauptstad Latacunga: Spätestens 1 Std. nach Ausbruch würde eine Schlammlawine diese Stadt erreichen. Diese Stadt wurde in der Geschichte schon dreimal davon überrollt und zerstört. Die beiden wichtigsten Krankenhäuser liegen direkt am Fluss. Schon werden die ersten Patienten in andere Städte verlegt. Häuser in tiefer gelegenen Stadtteilen werden verlassen, die Mieten in höher gelegenen Stadtteilen steigen beträchtlich.
Erst viel später käme die Schlammlawine am Staudamm in Baños an und dann im Pastaza Richtung Amazonas. Da ist weniger Schaden zu fürchten.
2) Der Süden von Quito, wo in den tiefer gelegenen Vororten ganze Fabriken in Flussnähe liegen. Aber vor allem die Wasserversorgung des Südens der Stadt wäre gefährdet. Wie überall rund um den Vulkan laufen Übungen des Katastrophenschutzes. Notunterkünfte werden vorbereitet, Sirenen installiert, um die Menschen zu warnen, Fluchtwege sind markiert.
3) Der dritte Weg wäre Richtung Amazonastiefland. Der Napo, eines der großen Nebenflüsse des Amazonas entspringt direkt am Cotopaxi. Im Tiefland angekommen würde er Dörfer überschwemmen und Brücken mitnehmen. Auch dort werden Evakuationsübungen durchgeführt.
Aber ein Gutes hat das Warten auf den Ausbruch. Der Rauch tritt derzeit mit über 150 Grad Celsius aus. Rund um den Vulkankrater werden Temperaturen von bis zu plus 44 Grad gemessen und das auf fast 6.000 m Höhe. Nach der Überdeckung des Eises mit Staub, schmilzt derzeit das Eis. Erste kleine Schlammlawinen rutschten einige Meter zu Tal. Das ist ein gutes Zeichen. Der Berg zeigt aus der Ferne deutliche Flecken in seinem Eispanzer. Zusammen mit der globalen Erderwärmung und dem Rückgang der Gletschermassen sorgt jetzt der verzögerte Ausbruch zum langsamen und ungefährlichen Abschmelzen des Eises, was das Risiko für die Menschen der Region deutlich verringert.
Und so starren wir auch noch jeden Tag zu diesem Berg, der für viele, Menschen, Rinder, Lamas und Gemüseplantagen der Schicksalsberg ist.
Montag, 17. August 2015
Hitzewellen in Ecuador
Das soziale Klima in Ecuador ist erschüttert. Wir befinden uns in einem unbefristeten Streik gegen die Regierung. Straßensperren wurden und werden errichtet, auch wenn sich das Leben in der Hauptstadt Quito längst wieder normalisiert hat. An der Küste in Guayaquil und in einigen Indianergebieten werden nach wie vor Straßensperren errichtet. Die Opposition ist zwar nicht geschlossen. Zu sehr klaffen die Wünsche der Mittelklasse, die jetzt zur Kasse gebeten wird und die der Indianer auseinander.
Die sieben fetten Jahre sind vorüber und das Land ist längst in die Zeit der 7 mageren Jahre eingetreten. Mitten in dieser sozialen Auseinandersetzung kommt eine weitere Hiobsbotschaft: Der Vulkan Cotopaxi bereitet einen Ausbruch vor. Mitten in der Urlaubszeit mit auch vielen ausländischen Touristen ist der mit 5897 m höchste aktive Vulkan der Erde aus einem langen Schlaf erwacht.
Wieso ist das so schlimm, hat doch Ecuador viele andere viel aktivere Vulkane - den Reventador im Osten und den Sangay, den Pichincha, der um die Jahrtausendwende die Hauptstadt Quito erschreckt hat mit mehreren Ausbrüchen, der Tungurahua, der ständig mehr oder weniger große Staubwolken in die Luft schleudert und die Landwirtschaft in manchen Gebieten darum herum schwer schädigt - dann aber nach Jahren reiche Ernte der fruchtbaren Böden bringt. Das Cotopaxi ist ca 80 km Luftlinie südlich von Quito entfernt. Warum die Vorsichtsmaßnahmen, liegt doch der Pichinchakrater nur ca 12 km von der Stadt entfernt?
Nun, der Cotopaxi ist ein schnee- und eisbedeckter Berg. Zwar schmilzt der Eispanzer im Zuge der generellen Klimaerwärmung erheblich, aber es bleibt genug übrig.
Seit Monaten wird der Berg kontrolliert. Jetzt hat der Präsident den Nationalpark schließen lassen. Nach einigen Schwefel und Gasexplosionen im Krater, ist eine 8 km hohe Staubwolke ausgetreten. Der Berg rumort, was die nahen Anwohner hören können. Jetzt fliegen glühende Lavasteine aus dem Krater und aufs Eis.
Was bedeutet das für die Anwohner? Im Falle eines Ausbruchs und das passierte im 18. Jahrhundert drei Mal, schmilzt die Eiskappe sehr schnell und es bildet sich eine Schlammlawine, die alles mitnimmt. Damals war die Stadt Latacunga drei Mal überflutet und zerstört worden. Vor über 30 Jahren passierte etwas Ähnliches am Cierro Nevado in Kolumbien: Der Vulkan brach aus und füllte ein ganzes Tal mit diesem Schlamm. Tausende von Menschen kamen in diesen Fluten um. Die Bilder von damals aus Kolumbien sind mir noch heute in Erinnerung. Um den Cotopaci bildeten sich bei den Ausbrüchen ebene Flächen mit riesigen Steinen darin, Ergebnis solcher Schlammlawinen.
Deswegen werden jetzt mehrere Maßnahmen getroffen:
Zunächst werden Dörfer in unmittelbarer Umgebung evakuiert. Es sind Dörfer in ca. 20 km Abstand. Dort sind die Wiesen noch heute mit teilweise tonnenschweren Steinen übersät. Dazwischen ein Stein von geschätzten über 100 000 Tonnen Gewicht, der seine 20 km Luftlinie dorthin flog. Jetzt sind vor allem die Krankenhäuser in Latacunga in Gefahr. Sie liegen direkt am Fluss, der dann die Schlammlawinen führen würde. Patienten werden jetzt schon vorsichtshalber evakuiert.
Der Cotopaxi hat den Generalstreik vor den Toren Quitos deutlich geschwächt. Die Streikenden wollen weiter machen, aber die Natur bremst sie. Ob sich die geologische und die soziale Revolution wohl einmal verbinden werden? Es sieht derzeit nicht danach aus.
Die sieben fetten Jahre sind vorüber und das Land ist längst in die Zeit der 7 mageren Jahre eingetreten. Mitten in dieser sozialen Auseinandersetzung kommt eine weitere Hiobsbotschaft: Der Vulkan Cotopaxi bereitet einen Ausbruch vor. Mitten in der Urlaubszeit mit auch vielen ausländischen Touristen ist der mit 5897 m höchste aktive Vulkan der Erde aus einem langen Schlaf erwacht.
Wieso ist das so schlimm, hat doch Ecuador viele andere viel aktivere Vulkane - den Reventador im Osten und den Sangay, den Pichincha, der um die Jahrtausendwende die Hauptstadt Quito erschreckt hat mit mehreren Ausbrüchen, der Tungurahua, der ständig mehr oder weniger große Staubwolken in die Luft schleudert und die Landwirtschaft in manchen Gebieten darum herum schwer schädigt - dann aber nach Jahren reiche Ernte der fruchtbaren Böden bringt. Das Cotopaxi ist ca 80 km Luftlinie südlich von Quito entfernt. Warum die Vorsichtsmaßnahmen, liegt doch der Pichinchakrater nur ca 12 km von der Stadt entfernt?
Nun, der Cotopaxi ist ein schnee- und eisbedeckter Berg. Zwar schmilzt der Eispanzer im Zuge der generellen Klimaerwärmung erheblich, aber es bleibt genug übrig.
Seit Monaten wird der Berg kontrolliert. Jetzt hat der Präsident den Nationalpark schließen lassen. Nach einigen Schwefel und Gasexplosionen im Krater, ist eine 8 km hohe Staubwolke ausgetreten. Der Berg rumort, was die nahen Anwohner hören können. Jetzt fliegen glühende Lavasteine aus dem Krater und aufs Eis.
Was bedeutet das für die Anwohner? Im Falle eines Ausbruchs und das passierte im 18. Jahrhundert drei Mal, schmilzt die Eiskappe sehr schnell und es bildet sich eine Schlammlawine, die alles mitnimmt. Damals war die Stadt Latacunga drei Mal überflutet und zerstört worden. Vor über 30 Jahren passierte etwas Ähnliches am Cierro Nevado in Kolumbien: Der Vulkan brach aus und füllte ein ganzes Tal mit diesem Schlamm. Tausende von Menschen kamen in diesen Fluten um. Die Bilder von damals aus Kolumbien sind mir noch heute in Erinnerung. Um den Cotopaci bildeten sich bei den Ausbrüchen ebene Flächen mit riesigen Steinen darin, Ergebnis solcher Schlammlawinen.
Deswegen werden jetzt mehrere Maßnahmen getroffen:
Zunächst werden Dörfer in unmittelbarer Umgebung evakuiert. Es sind Dörfer in ca. 20 km Abstand. Dort sind die Wiesen noch heute mit teilweise tonnenschweren Steinen übersät. Dazwischen ein Stein von geschätzten über 100 000 Tonnen Gewicht, der seine 20 km Luftlinie dorthin flog. Jetzt sind vor allem die Krankenhäuser in Latacunga in Gefahr. Sie liegen direkt am Fluss, der dann die Schlammlawinen führen würde. Patienten werden jetzt schon vorsichtshalber evakuiert.
Der Cotopaxi hat den Generalstreik vor den Toren Quitos deutlich geschwächt. Die Streikenden wollen weiter machen, aber die Natur bremst sie. Ob sich die geologische und die soziale Revolution wohl einmal verbinden werden? Es sieht derzeit nicht danach aus.
Dienstag, 11. August 2015
Migration in Lateinamerika
Die Flüchtlinge, die das Mittelmeer überqueren wollen, sind im Fernsehen täglich zu sehen. Und die Reise ist nicht nur ab dem Mittelmeer lebensgefährlich.
Doch Ähnliches spielt sich in aller Welt ab, unter anderem auch in Amerika Richtung den USA. Mittelamerika ist Durchgangsregion, Nordamerika das Ziel. Und diese Bewegung hat ihre eigenen Gesetze, die von außen schwer zu verstehen und eigentlich kaum zu steuern sind. Der Staat ist dabei ebenfalls machtlos.
Es ist vor allem der Süden Ecuadors, der keine Zukunft kennt. Die südlichen Hochlandprovinzen sind wirtschaftlich abgehängt, von der Natur von Trockenheit bedroht sehen die Menschen dort kaum eine Zukunft.
Das hat man in der Wirtschaftskrise um die Jahrtausendwende gesehen. Massenweise verließen Menschen aus dieser Region das Land Richtung Gelobtes Land Spanien oder Italien. Doch der Boom ist längst vorüber. Vielen müssen zurückkehren. Spanien braucht sie nicht mehr. Viele haben sich verschuldet, dort Häuser gekauft, die sie nun nicht mehr abzahlen können und fast alles verlieren. Bleibt die Sehnsucht Nordamerika.
Mundpropaganda ist die Methode, sich eine neue Zukunft zu suchen. Dahinter stecken aber meist Schlepperbanden, oft genug verbunden mit der mexikanischen Mafia. Ca. $ 11.000 kostet so eine Reise in die sogenannte "Goldene Zukunft", die oft in Elend und Tod endet.
Beispielsweise wurden am 22 August 2010 an der mexikanischen Grenze eine Gruppe solcher Illegaler an der Grenze zu den USA in Mexiko von Banden gekidnappt und weil sie nicht zahlen konnten, gezielt getötet. Einer, der den Schuss in den Hals überlebte, nur weil er für tot gehalten wurde, schleppte sich anschließend 22 km bis zu einem Militärstützpunkt. 72 Migranten waren damals erschossen worden. Darunter waren viele Kinder. Jetzt, nach vielen Operationen und weit entfernt, gesund zu sein, lebt er wieder zu Hause in seinem Dorf "Ger" im Süden Ecuadors. Viele der Opfer in Mexiko werden niemals identifiziert, aus so vielen Ländern kommen sie und niemand meldet sie dort als vermisst.
Was sind die Gründe der Wanderbewegung, die viel kostet, den Schlepperbanden Millionen einbringt und das Risiko klar auf die Menschen abwälzt? Es ist in erster Linie die fehlende Zukunftsperspektive zuhause. Viele Dörfer sind von der Außenwelt fast abgeschlossen, nur unbefestigte Wege und wirtschaftlich wenig Verbindung. Landwirtschaft ist wenig konkurrenzfähig.
Aber es kommen noch weitere Gründe dazu:
Internet ist in jedem Ort angelangt, spätestens über das Handytelefon. Damit kommt die Welt in jedes Haus und damit wächst die Begehrlichkeit. Jeder möchte dabei sein und seine Zukunft gestalten. Dann aber sind es in erster Linie die persönlichen Vorbilder, die Menschen bewegen. Einige haben es geschafft und Arbeit in Nordamerika gefunden, sei es legal oder illegal. Viele von denen stehen mit ihren Familien und Freunden im Dorf in Ecuador in Verbindung und schicken Geld. In diesen Dörfern ohne Zukunft stehen neben den traditionellen Adobehäusern dreistöckige Prachtbauten, in denen keiner oder wenige wohnen. Das weckt Träume. Und so verschwinden über Nacht mehr und mehr Personen, die ihre Familie gar nicht oder wenig informiert haben. Und die Familien halten dicht. Deswegen beginnt der Staat jetzt offizielle Volkszählungen in dieser Region.
Zurückbleiben Alte, manchmal mit einer größeren Zahl von Enkeln zur Beaufsichtigung.
Ich glaube nicht, dass sich das Migrationsproblem kurzfristig lösen lässt. Denn neben wirtschaftlichen Gründen ist diese lebensgefährliche Wanderbewegung ein Selbstläufer geworden, an dem Schlepperbanden kassieren und diese Bewegung weiter fördern, die wenigen "Gewinner" die Begehrlichkeit schüren und die Welt gleich Internet ihnen Sand in die Augen streuen, bis sie blind für die Realität werden.
Ist das in Afrika, Afghanistan oder dem Balkan in Richtung Europa anders?
Doch Ähnliches spielt sich in aller Welt ab, unter anderem auch in Amerika Richtung den USA. Mittelamerika ist Durchgangsregion, Nordamerika das Ziel. Und diese Bewegung hat ihre eigenen Gesetze, die von außen schwer zu verstehen und eigentlich kaum zu steuern sind. Der Staat ist dabei ebenfalls machtlos.
Es ist vor allem der Süden Ecuadors, der keine Zukunft kennt. Die südlichen Hochlandprovinzen sind wirtschaftlich abgehängt, von der Natur von Trockenheit bedroht sehen die Menschen dort kaum eine Zukunft.
Das hat man in der Wirtschaftskrise um die Jahrtausendwende gesehen. Massenweise verließen Menschen aus dieser Region das Land Richtung Gelobtes Land Spanien oder Italien. Doch der Boom ist längst vorüber. Vielen müssen zurückkehren. Spanien braucht sie nicht mehr. Viele haben sich verschuldet, dort Häuser gekauft, die sie nun nicht mehr abzahlen können und fast alles verlieren. Bleibt die Sehnsucht Nordamerika.
Mundpropaganda ist die Methode, sich eine neue Zukunft zu suchen. Dahinter stecken aber meist Schlepperbanden, oft genug verbunden mit der mexikanischen Mafia. Ca. $ 11.000 kostet so eine Reise in die sogenannte "Goldene Zukunft", die oft in Elend und Tod endet.
Beispielsweise wurden am 22 August 2010 an der mexikanischen Grenze eine Gruppe solcher Illegaler an der Grenze zu den USA in Mexiko von Banden gekidnappt und weil sie nicht zahlen konnten, gezielt getötet. Einer, der den Schuss in den Hals überlebte, nur weil er für tot gehalten wurde, schleppte sich anschließend 22 km bis zu einem Militärstützpunkt. 72 Migranten waren damals erschossen worden. Darunter waren viele Kinder. Jetzt, nach vielen Operationen und weit entfernt, gesund zu sein, lebt er wieder zu Hause in seinem Dorf "Ger" im Süden Ecuadors. Viele der Opfer in Mexiko werden niemals identifiziert, aus so vielen Ländern kommen sie und niemand meldet sie dort als vermisst.
Was sind die Gründe der Wanderbewegung, die viel kostet, den Schlepperbanden Millionen einbringt und das Risiko klar auf die Menschen abwälzt? Es ist in erster Linie die fehlende Zukunftsperspektive zuhause. Viele Dörfer sind von der Außenwelt fast abgeschlossen, nur unbefestigte Wege und wirtschaftlich wenig Verbindung. Landwirtschaft ist wenig konkurrenzfähig.
Aber es kommen noch weitere Gründe dazu:
Internet ist in jedem Ort angelangt, spätestens über das Handytelefon. Damit kommt die Welt in jedes Haus und damit wächst die Begehrlichkeit. Jeder möchte dabei sein und seine Zukunft gestalten. Dann aber sind es in erster Linie die persönlichen Vorbilder, die Menschen bewegen. Einige haben es geschafft und Arbeit in Nordamerika gefunden, sei es legal oder illegal. Viele von denen stehen mit ihren Familien und Freunden im Dorf in Ecuador in Verbindung und schicken Geld. In diesen Dörfern ohne Zukunft stehen neben den traditionellen Adobehäusern dreistöckige Prachtbauten, in denen keiner oder wenige wohnen. Das weckt Träume. Und so verschwinden über Nacht mehr und mehr Personen, die ihre Familie gar nicht oder wenig informiert haben. Und die Familien halten dicht. Deswegen beginnt der Staat jetzt offizielle Volkszählungen in dieser Region.
Zurückbleiben Alte, manchmal mit einer größeren Zahl von Enkeln zur Beaufsichtigung.
Ich glaube nicht, dass sich das Migrationsproblem kurzfristig lösen lässt. Denn neben wirtschaftlichen Gründen ist diese lebensgefährliche Wanderbewegung ein Selbstläufer geworden, an dem Schlepperbanden kassieren und diese Bewegung weiter fördern, die wenigen "Gewinner" die Begehrlichkeit schüren und die Welt gleich Internet ihnen Sand in die Augen streuen, bis sie blind für die Realität werden.
Ist das in Afrika, Afghanistan oder dem Balkan in Richtung Europa anders?
Donnerstag, 6. August 2015
So trifft man sich wieder
Wir haben ein Hausin Shell gemietet, in dem wir ab September Sprechstunde anbieten werden. Wir sind anfangs 6 Ärzte. Es ist die Vorbereitung für das neue Hospital. Es muss endlich mal losgehen. Zu viele Patienten stürmen unsere Wohnung. Doch das gemietete Haus hat einen Nachteil: Das botongegossene Flachdach ist nicht dicht. Es dringt Wasser ein. So platzt an manchen Stellen die frisch gestrichene Farbe schon wieder ab. Der Hauseigentümer hat deshalb beschlossen, eine Stahlkonstruktion mit einem Metaldach draufsetzen zu lassen. Doch wegen der Regenzeit, die jetzt zuende geht, dauerte es etwas länger. Heute haben wir bei schönem Wetter die letzten Dinge besprochen. In zwei Tagen soll das Dach fertig sein. Wohin mit dem Regenwasser? Hier wird der Regen einfach in den Garten abgeleitet.
Wir unterhalten uns über unseren Hospitalneubau in der Nähe, für den das Gelände vorbereitet wird. Heute Morgen haben wir den genauen Bauplatz des neuen Hospitales festgelegt.
Dabei erzählt mir der Dachdecker, dass sie ihm im Hospital Vozandes del Oriente in Shell vor vielen Jahren das Leben gerettet haben. Ich frage nach und es kommt heraus, dass wir uns kennen, und doch nicht so genau.
1991 habe ich nach einem Jahr im Krankenhaus mein año rural - das Jahr auf dem Land machen sollen, das auch für Ausländer gesetzlich vorgeschrieben ist. Ich bekam damals 235.000 Sucres monatlich, ca $ 200,- als Lohn, den ich natürlich als Missionar abgeben musste. Wir haben deas Geld für mittlellose Patienten verwendet.
Kurz vor dem 01. Oktober 1991 bekam ich vom Gesundheitsministerium den Bescheid, ab 1. Okt im staatlichen Hospital in der Provinzhaupstadt Puyo arbeiten zu müssen. Unser Protest, dass dort nachts kein Anästhesist sei aber in Shell wurde abgelehnt. In der Provinz hätten wir nachts einen Chirurgen im staatlichen Hospital gehabt, in Shell einen Anästhesisten. So wäre die Provinz nachts ohne Notfall OPs geblieben.
Ich war vorbreitet für den nächsten Morgen. Da kamen in der Nacht 2 junge Patienten mit Brustkorbtrauma nach Messerstich mit Lungenverletzungen zu uns. Wir haben beide operiert und sie haben überlebt. Einer davon war der jetzige Dachkonstrukteur, wie wir heute herausfanden. Die Mutter des anderen war damals eine der leitenden Krankenschwestern des staatlichen Hospitales in Puyo. Als sie ihren operierten Sohn besuchte und wir ihre die Zukunftsaussichten der Notfallversorgung der Provinz erklärten, drehte sie sich auf der Stelle herum und bat mich, auf weitere Entscheidungen zu warten. Am 1. Okt. 1991 bekam ich den telephonischen Entscheid, mein año rural am Hospital Vozandes del Oriente in Shell Provinz Pastaza machen zu dürfen.
Heute haben wir uns wiedergetroffen. ER kann sich nicht mehr an mich erinnern. Er war bei der Einlieferung fast bewußtlos und dann froh, überlebt zu haben. Heute haben wir uns wiedergetroffen und uns unsere Geschichte aus beiderlei Sicht neu erzählt. Wir haben uns wieder getroffen - unter anderen Umständen.
Wir unterhalten uns über unseren Hospitalneubau in der Nähe, für den das Gelände vorbereitet wird. Heute Morgen haben wir den genauen Bauplatz des neuen Hospitales festgelegt.
Dabei erzählt mir der Dachdecker, dass sie ihm im Hospital Vozandes del Oriente in Shell vor vielen Jahren das Leben gerettet haben. Ich frage nach und es kommt heraus, dass wir uns kennen, und doch nicht so genau.
1991 habe ich nach einem Jahr im Krankenhaus mein año rural - das Jahr auf dem Land machen sollen, das auch für Ausländer gesetzlich vorgeschrieben ist. Ich bekam damals 235.000 Sucres monatlich, ca $ 200,- als Lohn, den ich natürlich als Missionar abgeben musste. Wir haben deas Geld für mittlellose Patienten verwendet.
Kurz vor dem 01. Oktober 1991 bekam ich vom Gesundheitsministerium den Bescheid, ab 1. Okt im staatlichen Hospital in der Provinzhaupstadt Puyo arbeiten zu müssen. Unser Protest, dass dort nachts kein Anästhesist sei aber in Shell wurde abgelehnt. In der Provinz hätten wir nachts einen Chirurgen im staatlichen Hospital gehabt, in Shell einen Anästhesisten. So wäre die Provinz nachts ohne Notfall OPs geblieben.
Ich war vorbreitet für den nächsten Morgen. Da kamen in der Nacht 2 junge Patienten mit Brustkorbtrauma nach Messerstich mit Lungenverletzungen zu uns. Wir haben beide operiert und sie haben überlebt. Einer davon war der jetzige Dachkonstrukteur, wie wir heute herausfanden. Die Mutter des anderen war damals eine der leitenden Krankenschwestern des staatlichen Hospitales in Puyo. Als sie ihren operierten Sohn besuchte und wir ihre die Zukunftsaussichten der Notfallversorgung der Provinz erklärten, drehte sie sich auf der Stelle herum und bat mich, auf weitere Entscheidungen zu warten. Am 1. Okt. 1991 bekam ich den telephonischen Entscheid, mein año rural am Hospital Vozandes del Oriente in Shell Provinz Pastaza machen zu dürfen.
Heute haben wir uns wiedergetroffen. ER kann sich nicht mehr an mich erinnern. Er war bei der Einlieferung fast bewußtlos und dann froh, überlebt zu haben. Heute haben wir uns wiedergetroffen und uns unsere Geschichte aus beiderlei Sicht neu erzählt. Wir haben uns wieder getroffen - unter anderen Umständen.
Samstag, 1. August 2015
Kleine Anfänge - große Wirkung
Da kommt ein Mann aus Shell am Rande des Amazonasregenwaldes in den 70-er Jahren nach Deutschland. Er sollte Holzverarbeitung erlernen. Seine Firma hatte jemanden gesucht, der sich dort ausbilden lassen wollte.
Viele andere hatten diesen Schritt zu dieser Zeit nicht gewagt, weil Deutschland einfach außerhalb ihres Denken lag - und dann noch die schwere Sprache.
Dieser junge Mann kommt nach Franken und in seiner Freizeit laden ihn Freunde in einen Turnverein ein und begeistern ihn für Gewichtheben.
Nach seinem nicht sehr langen Deutschlandaufenthalt kehrt er zurück nach Ecuador mit vielen Gewichten im Gepäck und macht den Sport zuhause weiter.
Was für ein Sport ist denn das, fragen sich die Nachbarn? Für Fußball oder Volleyball kann man sich noch begeistern, aber wer hat schon im Urwald Sinn für Gewichtheben.
Also trainiert der Mann seine beiden Jungen. Ob sie das am Anfang mit Freuden getan haben? Da war sicher viel Überzeugungsarbeit übrig.
Auf jeden Fall Sind die beiden nach kurzer Zeit DIE Gewichtheber Ecuadors in ihrer Klasse und gewinnen bei Südamerikameisterschaften erste Medaillen. Das macht sie berühmt und nach und nach beginnt ein ganzes Dorf diesen Sport. Shell wird zum Zentrum der Gewichtsheber Ecuadors. Überall sieht man Jugendliche trainieren. Die Teilnahme an Olympischen Spielen bleibt den beiden aber versagt, da Ecuador in dieser Zeit nicht mit einem ganzen Team auftreten kann. das sind nun mal die olympischen Voraussetzungen für eine Teilnahme.
Inzwischen ist Gewichtheben in Ecuador als Sport etabliert. Das nationale Trainingszentrum ist nach Ambato ins Hochland verlegt worden. Shell ist längst nicht mehr das Mekka der Gewichtheber.
Einer der damaligen Vorreiter dieses Sportes ist jetzt Trainer und gibt ein Wissen weiter. Er war mit seinen Schützlingen in den USA zum Training und anschließend kam eine seiner Schülerinnen mit einer Silbermedaille von den Panamerikanischen Meisterschaften dieses Jahr in Kanada zurück. Inzwischen ist Ecuador selbstverständlich bei dieser Sportart mit dabei.
Es ist wie häufig im Leben: Einer ist begeistert und steckt andere an. Oft muss er sich auch über viele Jahre den Spott der anderen gefallen lassen. Durchhaltevermögen ist gefordert und der Erfolg ist alles andere als garantiert. Aber so können Menschen in ihrem Volk Spuren hinterlassen, jeder mit seinem Talent.
Viele andere hatten diesen Schritt zu dieser Zeit nicht gewagt, weil Deutschland einfach außerhalb ihres Denken lag - und dann noch die schwere Sprache.
Dieser junge Mann kommt nach Franken und in seiner Freizeit laden ihn Freunde in einen Turnverein ein und begeistern ihn für Gewichtheben.
Nach seinem nicht sehr langen Deutschlandaufenthalt kehrt er zurück nach Ecuador mit vielen Gewichten im Gepäck und macht den Sport zuhause weiter.
Was für ein Sport ist denn das, fragen sich die Nachbarn? Für Fußball oder Volleyball kann man sich noch begeistern, aber wer hat schon im Urwald Sinn für Gewichtheben.
Also trainiert der Mann seine beiden Jungen. Ob sie das am Anfang mit Freuden getan haben? Da war sicher viel Überzeugungsarbeit übrig.
Auf jeden Fall Sind die beiden nach kurzer Zeit DIE Gewichtheber Ecuadors in ihrer Klasse und gewinnen bei Südamerikameisterschaften erste Medaillen. Das macht sie berühmt und nach und nach beginnt ein ganzes Dorf diesen Sport. Shell wird zum Zentrum der Gewichtsheber Ecuadors. Überall sieht man Jugendliche trainieren. Die Teilnahme an Olympischen Spielen bleibt den beiden aber versagt, da Ecuador in dieser Zeit nicht mit einem ganzen Team auftreten kann. das sind nun mal die olympischen Voraussetzungen für eine Teilnahme.
Inzwischen ist Gewichtheben in Ecuador als Sport etabliert. Das nationale Trainingszentrum ist nach Ambato ins Hochland verlegt worden. Shell ist längst nicht mehr das Mekka der Gewichtheber.
Einer der damaligen Vorreiter dieses Sportes ist jetzt Trainer und gibt ein Wissen weiter. Er war mit seinen Schützlingen in den USA zum Training und anschließend kam eine seiner Schülerinnen mit einer Silbermedaille von den Panamerikanischen Meisterschaften dieses Jahr in Kanada zurück. Inzwischen ist Ecuador selbstverständlich bei dieser Sportart mit dabei.
Es ist wie häufig im Leben: Einer ist begeistert und steckt andere an. Oft muss er sich auch über viele Jahre den Spott der anderen gefallen lassen. Durchhaltevermögen ist gefordert und der Erfolg ist alles andere als garantiert. Aber so können Menschen in ihrem Volk Spuren hinterlassen, jeder mit seinem Talent.
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